Milchmarkt: Kleinere Menge nur durch finanzielle Anreize

(c) Sabine Rübensaat
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Wichtige Signale am Milchmarkt weisen auf sinkende Auszahlungspreise hin. Auch die Milchproduzenten in Mecklenburg-Vorpommern sind beunruhigt. Wir fragten bei Verbänden und Erzeugergemeinschaften nach.

Von Gerd Rinas

Georg Maas, Milchbauer und BDM-Teamleiter in M-V:

Der Abfluss der Milch stockt. Im Inland fallen Großverbraucher und Gastronomie als Kunden aus, der Export nach Italien ist eingebrochen, Märkte in Asien können aus logistischen Gründen nicht ordentlich beliefert werden“, sagt Georg Maas, Milchbauer in Lützow bei Schwerin und BDM-Teamleiter in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Coronakrise wirke sich auf den nationalen und internationalen Milchmarkt aus. Bundesweit fordere eine Reihe von Molkereien ihre Milchlieferanten auf, die Produktion einzuschränken. „In Mecklenburg-Vorpommern hat dies meines Wissens bisher nur die Ostseemolkerei in Wismar getan.

Wir müssen die Milchmenge in der EU kurzfristig, verbindlich, zur Not auch entschädigungslos reduzieren. Wenn wir jetzt anfangen, nach Geld für eine Entschädigung der Milchdrosselung zu suchen, vergeht Zeit, die wir nicht haben“, argumentiert Georg Maas.


Gerd Göldnitz, Vizepräsident des Bauernverbandes M-V:

Deutsche Molkereien seien unterschiedlich, je nach Ausrichtung und Exportanteil von der Krise betroffen. „Ich sehe die Molkereien in der Pflicht, jetzt die DBV-Milchstrategie 2030 umzusetzen, in der die Vertragsbeziehungen zwischen Erzeugern und Molkereien klar geregelt sind.

Dazu zählen auch Möglichkeiten, auf Marktschwankungen zu reagieren“, sagt Gerd Göldnitz, Vizepräsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Milcherzeuger müssten ihre Produktion dem Milchmarkt anpassen. Dazu sei es notwendig, dass die Vertragsmolkerei frühzeitig Kontakt mit den Lieferanten aufnimmt und auf die drohende Überschusssituation hinweist.

„Kommt es dennoch zur Überproduktion, müssen sich Erzeuger auf deutlich geringere Preise für schlecht vermarktbare Milch einstellen“, so Göldnitz. Die staatliche Bezuschussung der privaten Lagerhaltung sei für eine moderate Milchmenge in Ordnung. „Riesenmengen einzulagern, bringt nur eine vorübergehende Preisglättung, die gelagerte Menge drückt dann aber lange auf den Markt“, so Göldnitz.


Peter Guhl, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Nord MEG:

„Wir standen über Ostern mit Vertretern bäuerlicher Verbände in mehreren EU-Mitgliedsländern in intensivem Austausch darüber, wie man der heraufziehenden Milchmarktkrise begegnen sollte“, sagt Peter Guhl, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Nord MEG. 

Grundsätzlich sei er der Auffassung, dass Milchmenge, die weder verarbeitet noch verkauft werden könne, gar nicht erst die Molkerei erreichen dürfe. „Dazu müssen EU-weit wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Ich sehe die EU-Kommission in der Verantwortung, schnell ein effektives Programm zur Milchmengenreduzierung aufzulegen“, fordert Guhl, der sich auch in der Bundesvertretung der Freien Bauern engagiert.

Die von diesem Verband ins Spiel gebrachte Reduzierung der Milchanlieferung um zehn Prozent basiere darauf, dass bundesweit der Selbstversorgungsgrad bei Milch dauerhaft 112 % erreicht, erläuterte der Landwirt. Die vom Deutschen Bauernverband geforderte Eröffnung der privaten Lagerhaltung zur Stützung der Milchpreise lehnt Guhl ab, weil damit das Problem nicht gelöst werde.


Dr. Kathrin Naumann, Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft „Qualitätsmilch“ Bützow:

Nur die schnelle und europaweite Reduzierung der Milchmenge könnte die Schieflage am Markt mildern. „Individuelle Lösungen auf Molkereiebene sind aus unserer Sicht nicht sinnvoll“, sagte Dr. Kathrin Naumann, Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft „Qualitätsmilch“ Bützow.

Klar sei aus Sicht der Bützower Milcherzeuger ebenfalls, dass es eine marktentlastende Mengenreduktion mit freiwilligen und entschädigungslosen Maßnahmen zur Einschränkung der Milchproduktion nicht geben wird. Die diskutierten Strafzahlungen für jene Landwirte, die ungebremst weiter produzierten, hätten keine gesetzliche Basis.

Kurzfristig könne die Intervention bzw. die private Lagerhaltung Druck aus dem Markt nehmen. Sie sei derzeit das einzige gesetzlich abgesicherte Instrument. Allerdings werde dadurch das Problem nur verschoben. „Eine zügige, spürbare Reduktion der Milchmenge ist nur durch finanzielle Anreize zu erreichen. Aus unserer Sicht muss dieser Weg politisch eingeschlagen werden, bevor das Geld in die Intervention gesteckt wird“, betont Naumann.