Früchte mit getrübtem Glanz
Fleckiges Obst anstatt malerisch aussehende Früchte finden sich oft in Gärten wieder. Die Ursache dafür ist der Schorf. So entsteht er und mit diesen Tipps kann er vermieden werden.
Von Dr. Klaus Margraf
Besonders in Gebieten mit einem feuchten Mikroklima, also bei hoher Luftfeuchte und in regnerischen Jahren besteht
bei Äpfeln und Birnen die Gefahr, dass zwei eng miteinander verwandte pilzliche Erreger sowohl Blätter als auch Früchte befallen.
Der pilzliche Erreger Venturia inaequalis verursacht den Schorf an Äpfeln. Die Krankheit ist im Apfelanbau am meisten verbreitet. Der Pilz infiziert im Frühjahr mit seinen Wintersporen (Ascosporen) die jungen Blätter und später die Früchte. Auf der Blattunter- und -oberseite sind runde, samtartige, olivgrüne bis schwärzliche Flecke zu finden, deren Größe rasch zunimmt. Sie fließen bald ineinander. Oft ist die Blattoberseite im Bereich dieser Flecke etwas emporgewölbt. Hier bilden sich dann Sommersporen (Konidien), die benachbarte Blätter und Früchte infizieren. An den Früchten entstehen ebenfalls olivgrüne bis schwärzliche, samtartige Flecke. Durch das Ablösen und Aufreißen der Kutikula (Oberhaut) bekommen die Flecken dann einen silbrigen Schimmer.
Früh-, Spät- oder Lagerschorf ist ein und dieselbe Krankheit an den Früchten. Bei einem frühen Fruchtbefall entstehen im Bereich der Flecke tiefe und schwer verheilende Risse, in deren Folge Verkrüppelungen der noch wachsenden Früchte auftreten. Die Risse stellen zudem Eingangspforten für Fäulniserreger wie Monilia dar. Beim Spätschorf sind die Flecke kleiner und die Rissbildung auf den Früchten fehlt.
Vom Lagerschorf wird gesprochen, wenn sich während des Aufbewahrens im Keller oder an anderen Orten bei anfangs gesund erscheinenden Früchten auf der Schale viele, oft nur stecknadelkopfgroße, glänzend schwarze Flecke bilden. Die Infektionen haben in diesem Fall bereits stattgefunden, als die Früchte noch am Baum hingen. Durch den pilzlichen Erreger können auch junge Zweige befallen werden. Dann zeigen sich blasig aufgetriebene Stellen an der Rinde, die sich im Sommer oft schuppenartig ablösen. Aber dieses Schadbild ist beim Apfel selten zu beobachten.
Überwintern im Laub
Der Pilz überwintert in der Hauptsache auf dem abgefallenen kranken Apfellaub. Hier bilden sich die Fruchtkörper mit den Wintersporen. In der Regel rufen sie im Frühjahr die ersten Schorfinfektionen hervor. Nach der Sporenreife werden sie beim ersten durchdringenden Regen aus den Fruchtkörpern herausgeschleudert und infizieren die jungen,
gerade austreibenden Blätter. Das junge Blattgewebe ist besonders empfindlich, während ältere Blätter eine zunehmende Resistenz
gegen den Schorferreger ausbilden. So ist es zu erklären, dass die Hauptinfektionsgefahr in der Zeit des Junitriebes besteht, wenn praktisch jeden dritten Tag ein neues Blatt gebildet wird.
Die Pilzsporen benötigen zum Auskeimen auf der Pflanzenoberfläche, in Abhängigkeit von der Temperatur, eine unterschiedlich lange Blattfeuchteperiode. So reichen beispielsweise für den Apfelschorf schon zehn Stunden Blatt- feuchte bei einer Durchschnittstemperatur von 14 °C aus, um eine leichte Infektion hervorzurufen. In diesem Zusammenhang ist folgende Tatsache bedeutsam: Eine Regen- oder Feuchtigkeitsperiode, die nach 18 Uhr noch anhält, wird frühestens erst am folgenden Tag zwischen acht und zehn Uhr beendet sein, weil über Nacht die feuchten Blätter nicht abtrocknen. Herrscht in dieser Zeit eine Durchschnittstemperatur von 9-10 °C, reichen diese Bedingungen bereits für eine leichte Apfelschorfinfektion aus.
Der Erreger des Birnenschorfes, Venturia pirina, ist eng mit dem des Apfelschorfes verwandt. Die Pilze sind aber streng auf ihre Wirtspflanze spezialisiert. Das Schadbild des Birnenschorfes ähnelt dem des Apfelschorfes. Bei einem Frühbefall der Blätter sind jedoch die Flecke meist entlang der Blattmittelrippe konzentriert. Der Zweiggrind kommt an Birnen wesentlich häufiger vor als an Äpfeln. Beim Überwintern dieses Schorferregers spielt neben den abgefallenen kranken Blättern der Zweiggrind eine große Rolle. Im Frühjahr können hier auf den grindigen Zweigteilen Sommersporen gebildet werden, die sofort beim Knospenaufbruch die sich gerade herausschiebenden grünen Blattteilchen infizieren, also noch vor dem Flug der auf dem Falllaub gebildeten Wintersporen.
Krankheiten bekämpfen
Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Schorfkrankheiten kommt vorbeugenden Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Hierzu gehören unter anderem:
- Wenig anfällige Sorten anbauen, von denen es insbesondere beim Apfel eine gute Auswahl gibt, wie Retina, Rewena, Freedom, Florina oder Topas.
- Bei Birnen wurde beispielsweise bei den Sorten David, Gerburg, Gräfin Gepa oder Isolda kein Schorf beobachtet.
- Durch eine ausgeglichene Ernährung sind widerstandskräftige Pflanzen zu erzielen.
- Mit einem ordnungsgemäßen Schnitt der Obstbäume ist das Kleinklima innerhalb des Baumes derart zu beeinflussen, dass die Blätter nach einem Regen schneller abtrocknen können, um dadurch den pilzlichen Erregern ungünstigere Lebensbedingungen zu bieten.
- Da der Apfelschorferreger überwiegend und der Birnenschorferreger teilweise auf dem erkrankten abgefallenen Laub überwintern, lohnt es sich, das kranke Falllaub im Herbst vom Boden zu entfernen und auf dem Kompost gut mit Erde zu bedecken oder unterzugraben, damit die Blätter schnell verrotten können. Somit wird dem Erreger die weitere Nahrungsgrundlage entzogen.
Im Frühjahr verhindern
Die Hauptaufgabe der Schorfbekämpfung besteht darin, im Frühjahr Infektionen durch die Wintersporen zu verhindern. Die Termine des ersten zu erwartenden Wintersporenfluges sind allgemein von dem örtlich zuständigen Pflanzenschutzdienst zu erfahren. Bei Birnen kann man aber nicht darauf warten, denn hier können von grindigen Zweigpartien schon vor dem Wintersporenflug Infektionsgefahren ausgehen. Wenn erst einmal im Frühjahr Infektionen stattgefunden haben, ist es nur mit erhöhtem Aufwand möglich, den Krankheitsbefall während der Vegetationsperiode in Grenzen zu halten.
In ausgeprägten Schönwetterperioden können die Behandlungsabstände größer sein als in regnerischen oder taureichen Witterungsabschnitten. Neben der Zeit des Junitriebes sind feuchtwarme Herbsttage für ein Ausbreiten der Schorfkrankheiten vor allem auf den Früchten besonders kritisch, weil Nebel und Tau die Blätter und Früchte lange, auch über Nacht, benetzt halten. Da das Bekämpfen der Schorfkrankheiten etwas kompliziert ist, ist eine Beratung mit dem amtlichen Pflanzenschutzdienst zur Strategie und zur Behandlung mit Difenoconazol-Präparaten, angepasst an die örtlichen Verhältnisse, ratsam.