Akkus: Kabellose Freiheit
Ein Akku als Energiequelle anstelle eines Benzinmotors oder eines störenden Kabels hat viele Vorteile. Die Technik ist ausgereift. Immer neue Anwendungen werden erschlossen.
Von Jörg Möbius
Was mit Akkuschraubern und Bohrmaschinen ohne störende Kabel begann, hat inzwischen im Prinzip jedes mobile mechanische Gerät erreicht: die Akkutechnologie. Nur, für sehr energieintensive Anwendungen wie einen Föhn reicht die Speicherkapazität der Akkus noch nicht aus.
Eine geringe Geräuschentwicklung, keine direkten Emissionen, wenig Vibrationen, geringer Verschleiß und hohe Wirtschaftlichkeit sind bedeutende Vorteile akkubetriebener Geräte. Mit Profi-Akkus wird inzwischen eine Laufzeit ähnlich zu vergleichbaren Benzinmodellen angestrebt. Der aus der Anfangszeit der Akkugeräte bekannte große Nachteil einer zu geringen Laufleistung rückt damit Stück für Stück immer weiter in den Hintergrund.
Erheblicher Entwicklungsaufwand
Diese positive Entwicklung gibt es aber nicht umsonst. Gegenüber Elektrogeräten mit Netzanschluss muss hier zum Teil ein erheblicher Entwicklungsaufwand betrieben werden, um die Maschinen für den Akkueinsatz zu optimieren. Statt mit 230 V Wechselspannung muss ein anderer Motor jetzt mit einer geringeren Gleichspannung arbeiten.
Ein maßgeblicher Unterschied ist auch, dass kabelgebundene Geräte unbegrenzt Energie zur Verfügung haben. Bei Akkugeräten dagegen spielt die Energieeffizienz eine große Rolle, um längere Einsatzzeiten mit einer Ladung zu erreichen. Konkret bedeutet dies, dass das Zusammenspiel aller Komponenten – vom Einsatzwerkzeug bis zum Akkupack – möglichst verlustarm vonstattengehen sollte.
Bei hochwertigen Akkugeräten kommen überwiegend bürstenlose Motoren zum Einsatz. Außerdem ist bei der Ausbalancierung des Gerätes das Akkugewicht zu berücksichtigen.
Wirtschaftlichkeit wichtiger als Kaufpreis
Viele Nutzer schreckt bei mobilen Geräten der höhere Kaufpreis der Akkuvariante gegenüber dem Benzinmodell ab. Doch dabei muss man bedenken, dass das Verhältnis von Anschaffungs- zu Betriebskosten bei Akkugeräten ein anderes ist als bei Benzingeräten. Akkugeräte sind in der Anschaffung meist teurer, wenn man den Akku mit einrechnet. Dafür fallen später kaum Betriebskosten an. Den relativ geringen Stromkosten stehen Benzin und Öl sowie Verschleißteile wie Zündkerzen gegenüber. Hinzu kommt noch ein höherer Wartungs- und Pflegeaufwand.
Rechnet man den Preis des Akkus heraus, vergleicht also das Benzingerät mit dem Akkugerät solo, liegen beide meist etwa gleichauf. Setzt man den Akkupreis dann ins Verhältnis zu den laufenden Betriebskosten der Benzinvariante über die gesamte Nutzungsdauer, so schneidet die Akkuvariante meist nicht schlechter ab. Dazu kommen weitere Vorteile wie geringes Gewicht, leiser und emissionsfreier Betrieb sowie keine bei Verbrennungsmotoren vorkommenden Startprobleme.
Systeme: Wildwuchs ohne Norm
Alle Anbieter von Akkugeräten haben inzwischen Gerätefamilien im Angebot, die mit einem Systemakku betrieben werden können. Dabei hat jeder Hersteller eine andere Bauform für seine Akkus. Auch die Spannung wird unterschiedlich gewählt. Das trifft sowohl auf die etablierten Markenhersteller, egal, ob sie über Fachhändler oder Baumärkte verkaufen, als auch auf die Haus- und Budget- Marken von Bau- und Supermärkten zu.
Je nach vorgesehenem Einsatz greift man zu einer Hobby- oder Profivariante. Auch wenn die Gerätevielfalt der einzelnen Anbieter immer größer wird, so kommt man speziell im Markensegment meist nicht umhin, ein zweites System anzuschaffen. So hat der Kärcher-Chef bei der Vorstellung von 40 neuen Akkugeräten gesagt, dass Akkuschrauber momentan nicht geplant sind. Ob mit Service beim Fachhändler gekauft wird oder vom Baumarkt, ist ebenfalls zu entscheiden.
Praktisch in der Anwendung ist es oft, zwei Akkus zu haben, mit einem zu arbeiten und den anderen im Ladegerät aufzutanken. Außerdem kann mit der Akkuleistung variiert werden.
Sabo kooperiert bei Geräten und Akkus schon lange mit Bosch. Bosch wiederum bietet neben Geräten auch Akku-Power Units an. Diese Steckdosen für unterwegs liefern, praktischerweise auf einem Pick-up oder in einem anderen Arbeitsfahrzeug mitgenommen, netzunabhängig Energie an zwei 230-V-Steckdosen. Die GEN 230V-1500 Professional kann über eine Stunde eine konstante Dauerleistung von 1.500 W abgeben. Da die Ladegeräte für die Akkus mobiler Geräte deutlich weniger Strom ziehen, kann mit der 42 kg schweren Lithium-Eisenphosphat-Batterie für einen ganzen Tag Energie für mehrere Gartengeräte mitgeführt werden.
Geräte verschiedener Hersteller nutzen
Im Sommer 2018 gaben neun Hersteller unterschiedlicher Akkugeräte bekannt, dass sie künftig unter dem Label CAS (Cordless Alliance System) zusammenarbeiten werden. Die Basis des CAS ist die Akku-Technologie der Firma Metabo. Die Nürtinger haben sich in den vergangenen Jahren in diesem Bereich mit einer ganzen Reihe von Innovationen die Technologieführerschaft erobert. Die neueste Generation der Metabo- LiHD-Akkupacks liefert in der 18-Volt-Ausführung mit zehn Akkuzellen bis zu 1.600 Watt Leistung bei einer Kapazität von 8.0 Amperestunden (Ah). Inzwischen sind drei weitere Firmen dazugekommen, sodass CAS-Akkus nun von 13 Herstellern verwendet werden:
- Metabo (Elektrowerkzeuge, „Metallbohrdreher“),
- Rothenberger (Rohrwerkzeuge),
- Mafell (Zimmereimaschinen),
- Eisenblätter (Schleiftechnik),
- Collomix (Rühr- und Mischgeräte),
- Haaga (Kehrmaschinen),
- Starmix (Industriestaubsauger),
- Eibenstock (Elektrowerkzeuge),
- Steinel (Heißluft und Kleben),
- Rokamat (Kratzputz- und Schleifmaschinen,
- Elried (Markierungssysteme),
- Fischer (Bohrmaschinen für die Dübellöcher) und
- Birchmeier (Sprühgeräte).
Die Kompatibilität von Akkupacks, Ladegeräten und Maschinen wäre auch gegeben, wenn alle Hersteller die entsprechenden Komponenten unter ihren angestammten Marken vertreiben würden. Aber natürlich ist die Kooperations-Marke für die Information der Anwender enorm wichtig. Ohne CAS könnten diese ja nicht ohne Weiteres erkennen, welche Hersteller mit demselben Akku-System arbeiten und daher untereinander hundertprozentig kompatibel sind.
Akku-Auswahl: nicht täuschen lassen
Heute werden fast ausschließlich Lithium-Ionen-Akkus verwendet. Sie haben das beste Verhältnis von Leistung zu Gewicht. Hohe Voltzahlen sind weder gut noch schlecht. Höhere Spannungen erlauben geringere Kabelquerschnitte und damit Kosten- und Gewichtsersparnisse beim Material. Hohe Spannungen wiederum sind für Menschen gefährlicher und benötigen höheren Schutz. Von den Voltzahlen lässt sich nicht auf eine höhere Betriebsdauer schließen. Einige Hersteller werben bei ihren Produkten mit hohen Voltzahlen – was aber nicht gleichbedeutend mit langer Betriebsdauer ist. Wattstunden sind die Multiplikation von Spannung und Kapazität (Volt x Amperestunden) und beschreiben den Energieinhalt und damit auch die Betriebsdauer, bis ein Nachladen erforderlich wird. Empfehlung: Achten Sie beim Kauf auf die angegebene Kapazität in Amperestunden (Ah). Eine höhere Amperestundenzahl ist gleichbedeutend mit einem größeren Energieinhalt des Akkus und damit einer längeren Betriebsdauer des Gerätes mit einer Ladung.
Für gute Akkus werden 1.200 bis 1.500 Ladezyklen angegeben, also vollständige Entladungen und Ladungen. Teilladungen sind auch möglich, es wird jedoch empfohlen, jede dritte Ladung vollständig durchzuführen, um die Zellen auszubalancieren. Tiefenentladungen sollten vermieden werden. Zur Lagerung wird ein Ladezustand von 20 bis 40 % empfohlen. Geladen werden kann nur bei Temperaturen über 0 °C. Hat der Akku im Frost gelegen, sollte er erst temperiert werden.
Neue Akkus und neue Anwendungen
Immer kräftigere Akkus und die Variabilität elektrischer Antriebe haben aber auch neue Geräte ermöglicht. In der Zukunft sind weitere Fortschritte zu erwarten. Die Akkus werden bezüglich Ladetechnik, Leistungsfähigkeit und Laufzeit weiter optimiert werden. Das erweitert das Einsatzspektrum und verbessert das Preis- Leistungs-Verhältnis. Damit könnten Geräte mit Verbrennungsmotor in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören.