Coronakrise trifft Tierhalter besonders hart

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Personalmangel, fehlende Ersatzteile, Verzögerungen bei den Servicepartnern – die Umfrage des Thüringer Bauernverbandes zur Coronakrise offenbart große Probleme – vor allem Tierhaltungsbetriebe haben zu kämpfen.

Von Frank Hartmann

Fast jeder zweite Thüringer Landwirtschaftsbetrieb muss laut der jüngsten Umfrage des Landesbauernverbandes (TBV) zu den Auswirkungen der Coronakrise noch immer auf Mitarbeiter verzichten. Und das bereits in der siebten Woche in Folge! Zwar soll im Freistaat ab der kommenden Woche die Betreuung in den Kindergärten wieder beginnen. In welchem Umfang das geschieht, bestimmen aber die Kommunen selbst.

Mitarbeiter mit Kindern im Grundschulalter müssen sich noch bis zum Juni gedulden. Ein Betriebsleiter sagte zuletzt: „Es erfordert auch von uns als Arbeitgeber ein großes Entgegenkommen, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Die Systemrelevanz für die Landwirtschaft hilft nicht, wenn nicht beide Eltern darunter fallen.“


Das Beschaffen von Ersatzteilen bereitet jedem vierten Betrieb weiterhin Schwierigkeiten. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf eingeschränkten Speditionsverkehr. Ein Milchviehbetrieb, der mitten im Umbau für mehr Tierwohl steckt, wartete schon über drei Wochen auf Ausrüstungsteile für den neuen Melkstand. In der Folge konnte der neue Melkroboter noch nicht in Betrieb gehen, was hohe Kosten verursachen würde. Hingegen entspannte sich die Lage bei der Versorgung mit Betriebsmitteln oder Verbrauchsmaterialien etwas. Schutzmasken zu bekommen, bleibe nach wie vor nicht einfach. 


Wie in den Vorwochen müssen nahezu 25 % der Betriebe Abstriche beim landtechnischen Service hinnehmen. Tierhaltende Betriebe bekommen die Coronakrise darüber hinaus sowohl am Markt als auch in den Betriebsabläufen zu spüren. Letzteres nicht nur wegen Personalproblemen. Weil Partnerfirmen nicht den gewohnten Service anbieten können, verharren die Meldungen über Probleme auf einem sehr hohen Niveau. Dies betrifft sowohl Melk- als auch Fütterungsanlagen sowie Lüftungstechnik. Jeder fünfte Betrieb wartet länger als sonst auf seinen Tierarzt. Zum Teil seien Veterinärmedikamente nicht bzw. nicht zeitnah lieferbar.

Der Milchpreis, hießt es in der Umfrage, ist weiterhin im Keller, und die „Kälberpreise und Schlachtpreise sind eine Katastrophe“. Ein Milcherzeuger erwartet für den Mai einen um 1,5 ct/kg Milch reduzierten Preis. Besserung sei keine in Sicht. Vielmehr verschärfte sich die Lage am Rindfleischmarkt weiter. Sorgen bereitet die Trockenheit. Hält sie weiter an, schätzen Betriebe ein, dass die Grundfutterversorgung nicht bis zum Ende des Jahres reichen wird.


In den nächsten Tagen und Wochen wird auch das Wirtschaftsleben in Deutschland und Europa nach dem langen Stillstand wieder Fahrt aufnehmen. Dann werden wir an dieser Stelle berichten, ob die Thüringer Landwirte davon profitieren oder die Coronakrise fortwirkt.



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