DBV-Ernteauftakt: Erträge stark gestreut
Leicht unterdurchschnittliche Erträge erwartet der Deutsche Bauernverband für die jetzt beginnende Ernte in Deutschland. Jedoch rechne er mit beträchtlichen regionalen Unterschieden, so Präsident Rukwied beim heutigen DBV-Ernteauftakt in Sachsen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht zu Beginn der Ernte in Deutschland von einem Ertragsergebnis aus, das leicht unter dem Schnitt der Jahre 2015 bis 2019 liegt. „Wir haben aber zugleich eine wahnsinnig große Streuung der Erträge sowohl innerhalb Deutschlands, als auch in einzelnen Regionen“, so DBV-Präsident Joachim Rukwied beim DBV-Ernteauftakt. Dies sei eine Nachwirkung der zurückliegenden Dürrejahre und abhängig von der jeweiligen Bodenbeschaffenheit und -güte sowie der regionalen Niederschlagsverteilung. Der Ernteauftakt fand dieses Mal auf Flächen der Agrarprodukte Kitzen eG bei Leipzig und damit erstmals in Sachsen statt. Hier hatte es, wie Betriebsleiter Hans-Uwe Heilmann berichtete, von Ende März bis in den Mai hinein keine nennenswerten Niederschläge gegeben.
Anbaufläche etwas zurückgegangen
Der DBV geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von rund 43 Mio. t aus. Damit liegen die Erwartungen rund 4 % unterhalb des Vorjahresergebnisses (44,3 Mio. t). Der Rückgang geht indes nicht nur auf eine etwas geringere Ertragserwartung (-1 %) zurück, sondern vor allem auf einen Rückgang der Getreideanbaufläche. Die deutsche Getreideernte wachse auf einer Fläche von 6,2 Mio. ha heran. Damit sei die Getreideanbaufläche zur Ernte 2020 knapp 3 % kleiner aus als im Vorjahr.
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Auf spürbar weniger Anbaufläche wächst zur Ernte 2020 mit 2,84 Mio. ha die bedeutendste Getreideart in Deutschland, der Winterweizen (-7 %). Der Rückgang liegt Rukwied zufolge an ungünstigen Bedingungen zur Aussaat im vergangenen Herbst. Beim Weizenertrag geht der Bauernverband vom gleichen Durchschnittsergebnis wie im Vorjahr aus (74,5 dt/ha). „Aber auch beim Winterweizen wird es eine starke Streuung geben“, schränkte Rukwied ein.
Ertragsrückgänge erwartet der DBV für die Wintergerste. Sie brachte im Vorjahr 72,2 dt/ha, in diesem Jahr laut Prognose nur 65,7 dt/ha. Als Ursache nannte der Bauernpräsident die Trockenheit in der Kornfüllungsphase und zum Teil auch Auswinterungsschäden.
Beim Raps wirkt sich Beizmittelverbot aus
Mit insgesamt 953.000 ha konnte Rukwied zwar eine Steigerung der Anbaufläche von Winterraps um rund 100.000 ha konstatieren. Von der durchschnittlichen Anbaufläche der letzten Jahre in Höhe von rund 1,2 Mio. ha sei man jedoch noch weit entfernt. Dies sei bedauerlich, da der Raps eine wichtige Kultur für die Fruchtfolge sei. Als Grund für den Rückgang nannte er den Verlust bewährter insektizider Saatgutbeizen für den Raps. Dies spiegle sich auch in einem verminderten Ertragsniveau wider. Der DBV rechnet wie im Vorjahr mit 33,1 dt/ha. Vor wenigen Jahren hätten die Landwirte im Schnitt noch 38 dt/ha geerntet, verdeutlichte Rukwied.
Beim Mais konstatierte der Präsident einen Vegetationsrückstand zwischen zehn und 14 Tagen, der aus Trockenheit und einem kühlen Mai resultiere. Wie bei der Zuckerrübe werde beim Mais jedoch der Ertrag im Juli und August gebildet. Den Kartoffeln habe die Trockenheit bereits zugesetzt, so dass die Landwirte zum Teil schon beregnen mussten, was Kosten verursachte. Durch den coronabedingten Einbruch der Nachfrage mussten die Anbauer von Kartoffelsorten, die speziell für die Pommes-Frites-Herstellung vorgesehen sind, erhebliche Einbußen verzeichnen.
Getreidepreise zum Ernteauftakt rückläufig
Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk erklärte, dass die Landwirtschaft im Freistaat sowohl von schwachen als auch von hochfruchtbaren Standorten geprägt sei und man annehmen können, dass sich deshalb hier der deutsche Ertragsdurchschnitt wiederfinde. Dies sei jedoch nicht der Fall, denn Sachsen sei neben Brandenburg das Land mit der größten Betroffenheit von Dürresituationen. Dies bremse auch die Ertragserwartungen. Detailliert wird der Sächsische Landesbauernverband Anfang bei seinem eigenen Ernteauftakt am 7. Juli darüber informieren.
Erlösseitig gibt Rukwied ernüchternde Aussichten. Seien die Getreidepreise eine ganze Zeit „gerade noch erträglich“ gewesen, biete sich zum Erntestart ein anderes Bild. Insgesamt müsste der Preis bei allen Getreidearten um rund 30 Euro/t höher liegen. Regelrecht eingebrochen seien aufgrund rückläufiger Biernachfrage die Braugerstenpreise.