Agrar Teichel: Vollgas für die Milch

Die Idylle trügt: Später Frost schädigte die Wintergerste. © Agrar eG Teichel
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In der Agrar eG Teichel frischten die Mitarbeiter ihr Wissen zur Kälberbetreuung auf, musste Wintergerste gehäckselt werden und stieß der Vorstandschef im Netz eine Debatte um miese Milchpreise an.

Von Frank Hartmann

Die Zeiten sind turbulent, da bot die Auswertung der Stoffwechseluntersuchungen bei den Milchkühen in der Agrar eG Teichel mal Zeit zum Durchatmen. Seit Jahren schon nutzt der Betrieb das Angebot des Rindergesundheitsdienstes der Thüringer Tierseuchenkasse. „Gerade in Zeiten, wo wir nicht das optimale Futter vorlegen können, müssen wir wissen, ob die Kühe fit sind“, sagt Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner. Bei 19 Tieren wurden Blut und Harn untersucht. Sie repräsentieren den Herdendurchschnitt der Gruppen der Trockensteher, der Kühe drei bis null Wochen vor der Abkalbung, der Frischabkalber und der Frischmelker. Ergebnis: „Wir sind im grünen Bereich“, berichtet Blöttner.

Kühe reagieren sensibel

Wie sensibel die Hochleistungskühe reagieren, habe am 12. Juni ein Defekt am selbstfahrenden Futtermischwagen gezeigt. Der konnte am selben Tag zwar noch zügig vom Service wieder flott gemacht werden. Allerdings kam es zu Verzögerungen, denn mit alter Technik habe improvisiert werden müssen. „Es hat fast eine Woche gedauert, bis die Kühe wieder im gewohnten Zustand waren.“

Kälberwissen aufgefrischt

Für die Mitarbeiter der Milchproduktion gab es eine Fortbildung zur Kälberbetreuung: Dr. Ute Philipp mit Herdenmanager Philipp Rose. © Agrar eG Teichel

Allein das schon wäre Grund genug, die Mitarbeiter immer wieder zu schulen, damit sie in Ausnahmesituationen richtig reagieren. Allerdings behält man auch die Routine im Blick. Mit Dr. Ute Philipp, der Leiterin Gesundheits- und Qualitätssicherung der Qnetics GmbH, gab es eine Schulung für alle Mitarbeiter der Milchproduktion. Aufgefrischt wurde das Wissen für alle sensiblen Bereiche der Kälberbetreuung: Von der allgemeinen Hygiene bis hin zu Fütterung und Tränken.

Blöttner betont, dass Schulungen und Weiterbildungen fester Bestandteil in Teichröda sind. Anfang des Jahres etwa gab es mit der Landvolkbildung einen dreitägigen Kurs für die Kollegen der Direktvermarktung und der Küche. Im Vorjahr bot der Siliermittellieferant eine Schulung für das komplette Pflanzenbau- und Biogasanlagenteam an. Das Spektrum reichte von der Mahd bis zur Siloabdeckung bzw. Siloentnahme.


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Frostschäden in der Wintergerste

Die Futterproduktion wird bei der Agrar eG Teichel ohnehin weiter priorisiert. Spätestens Mitte dieser Woche sollten 45 der 240 ha Wintergerste aufgrund von Frostschäden, die sich in tauben bzw. kaum gefüllten oder deformierten Ähren manifestieren, gehäckselt werden. An den Tagen zuvor wurden die Schläge bonitiert. „Weil wir auch Futtergetreide brauchen, werden wir jetzt die als GPS geplanten Bestände von Triticale, Hafer und Sommergerste dreschen.“

Frostschäden an der Wintergerste ließen den Landwirten keine andere Wahl: 45 ha wurden gehäckselt. © Agrar eG Teichel

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Reden wir über Lebensmittelmoral

Blöttner, der mit der Agrar eG Teichel auch in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, sorgte Mitte voriger Woche mit einem Post für ordentliche Diskussion. Über 200.000 Facebooknutzer erreichte sein Kommentar zur „Lebensmittelmoral“. Ein Saalfelder Discounter hatte ESL-Milch für 9 bzw. 15 ct/l angeboten.

Dieses Sonderangebot brachte den Thüringer Landwirt auf die Palme. Seine Fotos provozierten im Netz heftige Reaktionen. © Agrar eG Teichel

Blöttners Foto samt Kassenzettel provozierte im Netz heftige Reaktionen. Denn gleichwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum für die angebotene Milch erreicht war bzw. kurz bevorstand, war und ist der Vorstandschef entsetzt: „Diese Aktion ist das offizielle Eingeständnis des Handels, dass hochwertige, in Deutschland erzeugte Lebensmittel keinerlei Wertschätzung mehr unterliegen“, so Blöttner. Er ist überzeugt: Würde Milch mehr wertgeschätzt, auch beim Preis, käme der Handel erst gar nicht auf die Idee, derart große Mengen zu bevorraten. Zumindest nicht ohne den Absatz streng kalkuliert zu haben.

Gerne wäre die Agrar eG Teichel bereit, weniger Milch anzuliefern, wenn man dafür einen dauerhaft verlässlichen und betriebswirtschaftlich darstellbaren Preis erhielte. Dies, so Blöttner, habe er an diesem Donnerstag auch Heiko Fritzsch von der Edeka, die die Marktkauf-Märkte betreibt, gesagt. Der Edeka war Blöttners Facebook-Kritik nicht entgangen und so kam der Verkaufsleiter für die Marktkauf-Discounter im Osten in Teichröda vorbei. Er erklärte, dass in der Tat ein Bestellfehler (ESL- statt H-Milch) dazu führte, dass zu viel haltbare Frischmilch im Saalfelder Markt lagerte. Blöttner berichtete von einem guten Gespräch, an dessen Ende eine Stallführung stand. Man sei übereingekommen, in Kontakt zu bleiben und unter Umständen gemeinsame Aktionen in der Region zu initiieren.