Agritechnica: Darum lohnt sich der Besuch
Die Besucherzahlen sind leicht rückläufig – und dennoch ist die Agritechnica in Hannover eine Reise wert. Vor allem weil die Messe mehr denn je die Themen High-Tech und Umweltschutz zusammenbringt.
Von Jörg Möbius
Zur Agritechnica 2019 sind die Messehallen in Hannover wieder ausgebucht. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG als Veranstalter rechnet mit etwas weniger Besuchern als vor zwei Jahren. Ein Trend, der vermutlich anhalten wird. Dafür haben die anreisenden Messebesucher tendenziell mehr Hektar „im Rucksack“. Der Umsatz, den Landwirte aus Deutschland in den nächsten Monaten bei ihren Landmaschinenhändlern machen werden, hängt von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und speziell von den Preisen für Getreide & Co. ab. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnet deshalb mit einer Abkühlung, aber keinem Weltuntergang.
Mehr denn je bringt die diesjährige Agritechnica die Themen Umweltschutz und High-Tech zusammen. Zu diesen Trends finden Sie sowohl thematische Veranstaltungen als auch spezielle Messestände des Veranstalters, von Firmen und Verbänden sowie ausländischen Vertretungen.
Bei Agrarsoftware, speziell bei Farm-Managementsystemen, und beim Datenaustausch gibt es natürlich Neuheiten und weitere Anbieter, aber auch bemerkenswerte Ansätze zur Zusammenarbeit. So die offene Plattform Nevonex von Bosch, entwickelt in Zusammenarbeit mit acht landwirtschaftlichen Unternehmen und Dienstleistern. Hochinteressant ist die Zusammenarbeit von Claas und John Deere für einen gegenseitigen Zugang der Landwirte zu ihren Daten in den Systemen der beiden großen Anbieter.
Kurz vor der Messe gaben John Deere und zwei deutsche Precision-Farming-Spezialisten – Agricon und Reichardt – ihre jeweilige Partnerschaft bekannt. Der große Konzern kann so Landwirten bei seinen Vertriebspartnern gute Anwendungen anbieten, die Spezialisten erreichen über dieses Vertriebsnetz neue Kunden. Auch ein anderer großer Konzern, Case-New Holland, bietet zukunftsträchtige Entwicklungen von Start-ups über sein Vertriebsnetz an. Dazu wurde die Gesellschaft AgExtend gegründet.
Ein wichtiges Thema, auch in der aktuellen Umweltdiskussion, ist der Kraftstoffverbrauch. Unter dem Motto „Mehr Ertrag, weniger CO2“ präsentiert der VDMA am 11. November auf der Agritechnica die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Effiziente Kraftstoffnutzung in der Agrartechnik“. Letztendlich geht es aber nicht um den Dieselverbrauch der Maschinen, sondern um die Summe der CO2Emissionen je Tonne Weizen oder je Tonne Zucker. Und da spielen auch die Emissionen für Produktion und Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, die Intensität der Bodenbearbeitung, die Transportentfernungen und Weiteres eine Rolle.
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Nachdem es lange eine Sache von Enthusiasten war, eine Reifendruckregelanlage (RDA) nachzurüsten, sind nun erste Hersteller am Markt, die diese Technik optional ab Werk anbieten. Mit der Übernahme von Spezialisten für RDA haben Michelin und Claas seit 2017 Know-how in ihren Unternehmen. Nun kommen weitere Lösungen von unabhängigen Spezialisten. Rexroth stellt in Hannover eine voll integrierte RDA für Erntemaschinen mit hydraulischem Einzelradantrieb vor. Außerdem gaben Reifenhersteller Trelleborg und Achsspezialist Dana kürzlich bekannt, dass sie eine RDA für Traktoren entwickelt haben, die vollständig in die Räder integriert wird, ohne dass Teile herausragen. Das aus der Kabine bedienbare System soll künftig auch als Nachrüstlösung verfügbar sein.
Egal, wofür Sie sich interessieren: Hannover und seine wichtigste Messe sind wieder eine Reise wert.
Agritechnica 2019
Vom 10.-16. November findet die Weltleitmesse für Landtechnik in Hannover statt.
Webseite: www.agritechnica.com