Silomais: Wann ist er erntereif?
Wie hat sich der Silomais in Brandenburg entwickelt? Wann ist mit der Ernte des Silomais zu rechnen? Die erste Paulinenauer Ernteterminschätzung hilft bei der Prognose.
Von Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert
Nachdem die Ernte der Mähdruschkulturen weitestgehend abgeschlossen ist, wartet der Silomais auf seine Verwertung. Doch wie hat sich die Futter- bzw. Energiepflanze in Brandenburg in dieser Saison entwickelt? Ein Blick zurück: Aus Sicht der Bodenfeuchte und Bodenerwärmung stand einer sehr frühen Maisbestellung nach den beiden voran gegangenen Trockenjahren und aktuell nur 4 mm Niederschlag im Zeitraum von Mitte März bis Ende April 2020 (am Standort Paulinenaue im Brandenburger Havelland) nichts im Wege. Allerdings verzögerte sich die Aufgangsdauer, wenn auf sehr trockenen Standorten in Abhängigkeit von Saattiefe und Rückverfestigung, kein Quellwasser zur Verfügung stand.
Silomais profitierte von Wärme und Niederschlag im Juni
Wie bereits 2019 blieb auch 2020 das Wärmeangebot im Mai unter den Erwartungen, sodass sich die Entwicklung verzögerte. Dafür war der Juni im Wärmeangebot wieder günstiger, und nach mehr oder weniger reichlichen Gewitterniederschlägen gingen die meisten Bestände mit gut entwickelten Pflanzen in den Monat Juli.
Im Juli blieb die Wärmesumme etwas unter den Erwartungen. Das Erscheinen der generativen Merkmale Rispe und Narbenfäden verzögerte sich, und das Stadium BBCH 65 „Vollblüte, Narbenfäden vollständig geschoben“ trat auch bei frühen Sorten und früher Saat erst nach dem 20. Juli ein. Allerdings waren oft größere Unterschiede in der Entwicklung der Einzelpflanzen, meistens bedingt durch unterschiedliche Termine beim Aufgang, zu verzeichnen.
Ernte von Silomais: Gleichmässigere Kolbenbildung
Bei guter Wasserversorgung vollzogen sich die Entwicklung der Narbenfäden und die Pollenschüttung gleichmäßiger als in den trockeneren Vorjahren. Das ist wichtig für eine gute Besetzung der Kolben mit Körnern und letztlich einen hohen Kolben- und damit auch Stärkeertrag. Voraussetzung dafür aber ist genügend Feuchtigkeit, denn der Wasserverbrauch üppiger Maisbestände liegt in der Zeit der Kolbenausbildung zwischen 4 und >5 mm am Tag.
Voraussichtliche Termine für das Erreichen einer Wärmesumme von 600 °C
(Schätzung vom 17.8.2020)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | 5. August | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 3.9. | 9. 9. | 17. 9. | 25. 9. |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 1.9. | 7. 9. | 15. 9. | 23. 9. |
Dedelow1) | Uckermark | 8.9. | 14. 9. | 24. 9. | 4. 10. |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Basierend auf Erhebungen in Landwirtschaftsbetrieben unterschiedlicher Regionen wird für die Ernteterminschätzung, die sich nach dem Termin der Vollblüte (BBCH 65) richtet, für das Land Brandenburg in diesem Jahr eine Zeitspanne vom 20. Juli bis 5. August in Betracht gezogen. Mit dem Erreichen einer Wärmesumme von 600°C ab BBCH 65 wird im Kolben ein TM-Gehalt von 50 % überschritten und das Entwicklungsstadium BBCH 85 „Teigreife“ (also Siloreife) erreicht. Die Schätzung des Erntetermins beruht auf dem Temperaturmittel der letzten 10 Jahre und beinhaltet die Wärmeperioden der letzten Zeit. Danach wird nur bei früher Blüte und in günstigen Lagen die genannte Wärmesumme von 600°C in der 1. Septemberdekade erreicht.
Die für manchen Maisschlag lebenserhaltenden Niederschläge der letzten Tage sind örtlich und mengenmäßig sehr unterschiedlich aufgetreten. Daher muss die Reifeentwicklung schlagspezifisch, ja auf manchen großen Schlägen sogar teilschlagspezifisch beobachtet werden. Auf einigen Flächen können durchaus bereits irreversible Vertrocknungserscheinungen eingetreten sein, die die normale Maisabreife bis zu den in der Tabelle dargestellten Terminen nicht mehr zulassen und wo dann eine vorzeitige Ernte angeraten ist.
Schätzwerte für TM-Gehalt im Kolben
(Schätzung für 17.8.2020)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | 5. August | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 37,6 % | 31,4 % | 22,7 % | 15,3 % |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 39,0 % | 33,2 % | 24,5 % | 16,0 % |
Dedelow1) | Uckermark | 34,6 % | 28,9 % | 20,6 % | 13,3 % |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert forschen im Paulinenauer Arbeitskreis e.V. sowie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. Müncheberg (am Letzteren nur Dr. Pickert).