Äpfel im Apfeldorf Wesendahl (c) Heike Mildner

Start der Apfelernte in Brandenburg

Auf der Eröffnung der Brandenburger Apfelernte am Mittwoch letzter Woche wurden Vertreter des Gartenbauverbandes deutlich: Sollen Obstbauern den Anforderungen des Klimawandels gerecht werden können, müssen sie mehr Geld für ihre Produkte bekommen.

Von Heike Mildner

Die Eröffnung der Apfelernte ist ein Standardtermin im Jahreskreis des Agrarministers. Am Mittwochvormittag in Wesendahl gab es aber nicht nur Fotos mit rotbäckigen Äpfeln aus Brandenburg. Die Brandenburger Obstbauern stehen vor großen Herausforderungen, die größte ist die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels (LEH).

Gartenbauverband: Die Großen an der Leine halten

„Solange der LEH Preise bietet, die unter den Gestehungskosten der Obstbauern liegen, funktioniert das nicht“, konstatierte Agrarminister Vogel. Dr. Klaus Henschel, Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg brachte den Mindestlohn in die Argumentation ein. Wenn der parallel zu den Preisen steige, gebe es kein Problem. Jedoch bestimme der LEH die Preise, und er sehe keinen, „der die Großen an der Leine hält“, so Henschel. Die CO2-Bepreisung bringe zudem dem deutschen Gartenbau erhebliche Nachteile. In den Niederlanden und Polen gebe es so etwas nicht, so Henschel. Der LEH beziehe seine Äpfel auch aus diesen Ländern.

Video (c) Heike Mildner

„Finger weg von den Produktionsflächen!“

Trotz der großen Beliebtheit des Apfels hat der Brandenburger Apfelanbau immer wieder mit witterungsbedingten Ernteausfällen zu kämpfen. Neben Frosteinbrüchen, dem Auftreten von Hagelstürmen und extremen Trockenperioden kommen stets neue Schädlinge und Baumkrankheiten, wie etwa die Suzuki-Fruchtfliege oder der Feuerbrand, hinzu. „Wenn wir vernünftig produzieren wollen, müssen wir investieren“, argumentierte Thomas Bröcker, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Obstbau. „Zehn Hektar Apfel kosten 1,5 Millionen, das heißt ein 20-Hektar-Betrieb muss allein für die Reproduktion jedes Jahr 100.000 Euro neben den normalen Preisen erwirtschaften“, rechnet Bröcker vor. Das gelinge nur durch intensive Produktion, Extensivierung in der Produktionsfläche sei der falsche Weg, so Bröcker: „Finger weg von den Produktionsflächen!“

Dr. Klaus Hentschel, Amanda, Peter Thuile (Geschäftsführer der Brandenburger Obst GmbH) und Agrarminister Axel Vogel. (c) Heike Mildner

In den Reden zur Saisoneröffnung wurden zudem Wasserverfügbarkeit, regionale Züchtungsforschung und Nachwuchsgewinnung im Obstbau thematisiert. Vor allem jedoch verbinden die Brandenburger Gärtner mit dem Saisonstart den Aufruf an die Verbraucherinnen und Verbraucher, Äpfel aus der Region zu kaufen. „Unsere Obstgärtner verfügen über bestes Know-how, qualitativ hochwertige Äpfel zu produzieren. Äpfel aus der Region haben einen kurzen Weg zum Kunden, sind frisch, ausgereift und schmecken schon allein dadurch viel besser“, so Klaus Henschel.

Apfelernte wohl Besser als im Vorjahr

Mit einer Anbaufläche von 917 ha stellen Äpfel die dominierende Obstsorte im Land Brandenburg dar. Ihre Produktion bestimmt damit wesentlich das Ergebnis der Gesamtobsternte. Nach der schlechten Apfelernte des Vorjahres rechnen die Obstgärtner für 2020 mit einer besseren Ernte und gehen von einem Apfelertrag von 232 Dezitonnen pro Hektar aus. Das wären etwa 67 Dezitonnen pro Hektar mehr als im Vorjahr. Insgesamt wird die Erntemenge in diesem Jahr auf rund 21.300 Tonnen Äpfel geschätzt.

Eins der Lagerhäuser neben den Plantagen. (c) Heike Mildner

Gastgeber der Saisoneröffnung ist die BB Brandenburger Obst GmbH. Diese ist Teil des Firmenverbundes der BB Obst Gruppe (BB Brandenburger Obst GmbH – Anbau, BB Fruchthandel GmbH – Vermarktung, FRUVEG GmbH- Abpackung). Der Firmenverbund steht für einen Obstanbau mit langer Tradition im größten Obstanbaugebiet Brandenburgs. Der Firmensitz befindet sich in Wesendahl, dem einzigen 2019 offiziell ernannten Apfeldorf Deutschlands.

Äpfel aus dem einzigen Apfeldorf Deutschlands

1992 gegründet, baut das Unternehmen in Wesendahl mittlerweile auf rund 250 ha Obst an. Dieses ist nach den Qualitätsstandards IFS, QS und QSGap zertifiziert ist. Mit knapp 219 ha Anbaufläche ist der Apfel die wichtigste Frucht. Dazu kommen Nebenkulturen: Süßkirschen (16,5 ha), Erdbeeren (3,5 ha) und Pflaumen (zwei Hektar).

Apfeldorf Wesendahl. (c) Heike Mildner

Mit viel Liebe und fachlicher Kompetenz wird der Apfelkreislauf von 25 Festangestellten und rund 250 Saisonkräften betreut. Das fängt beim Schutz der jungen Knospen durch Frostschutzberegnung an und führt über das Einsetzten von Bienenvölkern bis zur Ernte. Eine schnelle Einlagerung und Lagerung in modernsten Kühlhäusern sorgt für den Erhalt von Frische und Geschmack der Äpfel. Deshalb steht die BB Obst für einen kontrollierten intergierten Obstanbau, Anbau in der Natur, Regionalität und Nachhaltigkeit.