Zwangskollektivierung: Geschichte wachhalten
Bei Erfurt hat der Deutsche Bauernbund Anfang Oktober einen Gedenkstein zur Zwangskollektivierung vor 60 Jahren eingeweiht. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mache sich bei vielen Landwirten, die ab 1990 eine bäuerliche Landwirtschaft wiederbeleben wollten, Frustration breit.
Der Deutsche Bauernbund (DBB) hat am 3. Oktober an die Zwangskollektivierung von 400.000 Bauern vor 60 Jahren erinnert. Im Erfurter Ortsteil Rohda wurde, wie schon 2010 im brandenburgischen Kyritz, ein Gedenkstein eingeweiht.
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Kollektivierung der Landwirtschaft
Im April 1960 hatte der damalige DDR-Staatschef Walter Ulbricht die 1952 begonnene Kollektivierung der Landwirtschaft für beendet erklärt. Die bis 1960 noch selbstständigen Bauern wurden „mit brutaler Gewalt und Psychoterror in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gezwungen und mussten ihr gesamtes Eigentum an totem und lebendem Inventar einbringen“, hieß es bei der Feierstunde.
Die Folgen der Zwangskollektivierung
Angefangen mit der Bodenreform im Jahr 1945, seien die Folgen der Zwangskollektivierung bis heute in der ostdeutschen Agrarstruktur spürbar, so DBB-Präsident Kurt-Henning Klamroth. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung habe sich bei vielen Kollegen Frustration breitgemacht. Anstatt 1990 eine von bäuerlichen Betrieben geprägte Landwirtschaft wiederzubeleben, hätten sich „alte und neue Seilschaften“ bilden können.
Eine Folge sei „die wahrscheinlich größte Landverschiebung seit der Völkerwanderung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR“, so Klamroth. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz habe dem Vorschub geleistet. Jene Landwirte, die nach 1990 den Sprung in die Selbstständigkeit wagten und ihre Betriebe aufbauten, „können in der großen Mehrzahl heute auf wirtschaftlich gesunde landwirtschaftliche Betriebe stolz sein“.
Mit Mut und Zivilcourage
An die Politik gerichtet, brachte Klamroth seine Hoffnung zum Ausdruck, „dass die verantwortlichen Politiker und Beamten aufhören, in ihren Fehlern aus der Vergangenheit fortzufahren, sondern mit Mut und Zivilcourage die wirklich anstehenden Probleme in der weiteren Umstrukturierung der mitteldeutschen Landwirtschaft anfassen“. Ursprünglich wollte der DBB schon am 25. April an „die Vertreibung, Enteignung und Zwangskollektivierung“ erinnern, was Corona verhinderte.