Beweidung mit Wasserbüffeln und Exmoor-Ponys in der Börde

Auszeichnung des Projektes durch Agrarministerin Claudia Dalbert (r.). (c) Barbara Ilse
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Ein Beweidungsprojekt im Seelschen Bruch im Landkreis Börde wurde jetzt als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet. Die Umsetzung des Projektes erfolgt auf Flächen der Bundesforst durch Agrargenossenschaft Emden und einen Tochterbetrieb.

Von Barbara Ilse (Text und Fotos)

Ein Tümpel, aus dem zwischen riesigen Hörnern die großen, dunklen Augen eines Wasserbüffels hochschauen. Eine ganze Herde der schwarzen, oft langhaarigen Rinder weidet um das Wasserloch. Die imposanten Tiere sind in der Börde heimisch, genauer: im Seelschen Bruch, gelegen zwischen Hakenstedt, Uhrsleben, Erxleben und Eimersleben.

Ringsum weht der Wind über Rübenbestände und Maisstoppeln auf dem intensiv genutzten Bördeacker. Mittendrin ist auf Initiative und in Trägerschaft der Agrargenossenschaft Emden ein besonderes Artenschutzprojekt in die Tat umgesetzt worden. Neben den Wasserbüffeln sind seit vorigem Herbst auf einer 81 ha großen, eingezäunten Weide mit vier angelegten Wasserlöchern und alten Gräben ganzjährig auch eine kleine Exmoor-Pony-Truppe und eine Herde Fleckvieh zu beobachten.

Viele Projektpartner

Bei den Wasserbüffeln: Geschäftsführerin Silke Fischer und Vorstand Michael Daul von der Agrargenossenschaft Emden.
Bei den Wasserbüffeln: Geschäftsführerin Silke Fischer und Vorstand Michael Daul von der Agrargenossenschaft Emden.

Kein Zoo, sondern robuste Weidetiere auf ansehnlichem Wiesenareal – ein für die Zukunft ausgelegtes, funktionierendes Ökosystem. Die Agrargenossenschaft ist Pächter der Flächen. Der ökologisch wirtschaftende Grünlandbetrieb „Weidelandwirtschaft Seelsches Bruch“ wurde 2019 für das Projekt ausgliedert.

Außerdem am Projekt beteiligt sind der Unterhaltungsverband Aller, die Landesstraßenbaubehörde, der Landkreis Börde mit unterer Wasser-, Forst- und Naturschutzbehörde, die Bundesanstalt für Immobilien aufgaben sowie der Bundesforstbetrieb Mittelelbe. Letzterer reichte als künftiger Flächeneigentümer die erfolgreiche Bewerbung des Beweidungsprojekts „Mit Wasserbüffeln und Exmoor-Ponys zu neuer biologischer Vielfalt“ im Wettbewerb im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Die Auszeichnung des Projekts nahm Landesumwelt- und -agrarministerin Claudia Dalbert am Montag im Seelschen Bruch vor.

Die Exmoor-Ponys haben sich im Seelschen Bruch gut eingelebt. Im Hintergrund ist die Fleckvieh-Mutterkuhherde zu sehen
Die Exmoor-Ponys haben sich im Seelschen Bruch gut eingelebt. Im Hintergrund ist die Fleckvieh-Mutterkuhherde zu sehen.

Ehrgeiziges Vorhaben

Alle Partner haben zusammen Bewirtschaftungsziele festgelegt. Dazu gehören die ganzjährige, sehr extensive Beweidung mit besonders robusten Tieren, die Entwicklung eines sehr naturnahen, arttypischen Herdenverbandes, die Entwicklung der Fläche, die Entstehung mosaikartiger Verzahnungen von Vegetationsstrukturen sowie die Schaffung von Nischen für Tier- und Pflanzenarten Vielfalt auf engem Raum also. Die Weidetiere haben dabei die Schlüsselfunktion im Ökosystem als Landschaftsgestalter inne. Ein Seeadler ist auf der Fläche bereits heimisch. Kraniche, Schwäne und Nilgänse sind an den Flachwasserzonen zu beobachten.

Das Seelsche Bruch war einst ein großer See von 500 ha. So beschreibt es Bernd Gehre, der sich um die Geschichtsschreibung Hakenstedts und der Umgebung bemüht, auf seiner Internetseite. Hier ist weiter nachzulesen, dass Seelschen, ein ehemaliges Dorf in der Nähe, Namensgeber für das Gebiet war. Verlandungsprozesse verlangten bereits 1550 ein Anstauen, um den Pachtfischern das Einkommen zu sichern. Seelsches Schilf deckte man auf die Hausdächer. Noch im 17. Jahrhundert unternahmen die Herren von Alvensleben Gondelfahrten auf ihrem See. Durch die weitere natürliche Verlandung wurde aus dem See ein Morast- und Bruchgebiet. Auf höher gelegenen Stellen wuchsen Büsche, später Bäume. 1720 begann die Trockenlegung durch Gräben bis zur Aller. Wiesen und Äcker entstanden. Es blieben im Norden aber feuchte Flächen, die nur extensiv genutzt werden konnten. Mit dem Ausbau der Autobahn A 2 wurde dieser Teil des Bruchs zu Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen herangezogen. Die Bundesrepublik wurde Eigentümer der 200 ha, auf denen meist nur gemäht wurde.

Ziel: Wiedervernässung

Großes Ziel ist nun die Wiedervernässung des Seelschen Bruchs samt ökologisch verträglicher, extensiver Feuchtgrünlandbewirtschaftung, wie es die zuständige Behörde bereits 2005 im Planfeststellungsverfahren formulierte. Es folgte eine langjährige zähe Debatte um die Umsetzung der Ziele. Die 2019 ausgehandelte Weiterführung des Nutzungsvertrages über 116 ha gab schließlich Planungssicherheit für die Agrargenossenschaft Emden bis 2035 und räumte die Unterverpachtung ein. Mit finanzieller Hilfe aller Partner wurden ein Unterstand und ein rund sechs Kilometer langer Schutzzaun mit Toren errichtet, der 81 ha umschließt, die aus Weideland, Gräben und vier mit Wasser gefüllten Mulden bestehen. Eine solarbetriebene Pumpanlage sichert die Wasserversorgung der hier lebenden Tiere. Im Oktober 2019 zog die Wasserbüffelherde auf das weitläufige Areal. Kurz danach kam auch die fünfköpfige Herde Exmoor-Ponys im Bruch an. Zu ihr gehören zwei Stuten und drei Wallache.


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Besucher willkommen

Den Tierbestand vervollständigt eine Fleischrinderherde des Emdener Betriebes mit 20 Kühen, einem Bullen und drei Kälbern. Auch die Wasserbüffel haben inzwischen Nachwuchs: Die Herde umfasst zwölf Kühe, einen Bullen, eine Färse und 14 Jungtiere. Den Tierkauf ermöglichte ein Darlehen, aufgenommen von der Agrargenossenschaft Emden und ihrem Öko-Grünlandbetrieb. Der laufende Geschäftsbetrieb finanziert sich aus der Betriebs- und Extensivierungsprämie sowie dem Verkauf von Heu und Grassilage.

Ein Aussichtsdeck mit Informationstafeln über das Bruch und seine Bewohner ist in Planung, Leaderfördermittel sind beantragt. Interessierte Besucher sind indes schon jetzt willkommen. Zur eigenen Sicherheit sollte die Beobachtung der Weidetiere von außerhalb des Zauns erfolgen. Zudem sollten Hunde nicht zum Weidegebiet mitgenommen werden.