Brandenburg

Zuckerrübenernte: Aus der Erde und runter vom Acker

Wo der Roder durch ist, wurde bei Klaus Hildebrandt gleich im Nachgang Weizen gedrillt. Anders als sonst, ließ man im Oderbruch den Rüben keine Zeit abzutrocknen. Sie sollten möglichst schnell verladen und nach Könnern gebracht werden – wie hier auf einem Schlag bei Letschin am vergangenen Freitag. (c) Heike Mildner
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In Brandenburg sind Zuckerrübenanbauer Überzeugungstäter. Einer ist Klaus Hildebrandt in Letschin. Wir sprachen mit ihm über Zuckergehalte, Schädlingsdruck und die Ernte im ASP-gefährdeten Gebiet.

Von Heike Mildner

Als im vergangenen Herbst Hildebrandts Telefon nicht mehr still stand, war die Bauernzeitung schuld. Wir hatten darüber berichtet, dass Hildebrandts Zuckerrüben vom Syndrome Basses Richesses (SBR), zu Deutsch dem Syndrom der niedrigen Zuckergehalte, betroffen waren. Die Krankheit, die von der Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) übertragen wird, war erstmals so weit im Norden ausgemacht worden.

Nicht nur Zuckerrübenanbauer waren alamiert, auch Pflanzenzüchter und der Pflanzenschutzdienst Brandenburg meldeten Interesse an. So kam es, dass auf Hildebrandts 50 ha Zuckerrüben in diesem Jahr acht Sorten heranwuchsen, Eila Bartelt vom Pflanzenschutzdienst alle zwei Wochen vor Ort war und Dr. Jens Loel, der bei Pfeifer & Langen für die Anbauer der Region Könnern – also auch für die im südlichen Brandenburg – zuständig ist, eine Drohne über den Schlag fliegen ließ. Was genau bei alldem festgestellt wurde, und ob die gesponserten Zuckerrübenpillen aus der Schweiz bessere Zuckergehalte hatten als die übrigen, wird gerade noch ausgewertet, das Ergebnis sicher auf der nächsten Anbauerversammlung vorgestellt.

Für die Bauernzeitung fasste Eila Bartelt den derzeitigen Kenntnisstand zusammen: „Die Saison war für die Zuckerrübenanbauer in diesem Jahr wiederum sehr schwierig. Es begann schon im Frühjahr mit anhaltender Trockenheit und somit mit einem verzögerten Auflauf der Rüben von mehr als vier Wochen. Auflaufschaderreger wie Erdflöhe und Moosknopfkäfer schädigten in dieser Phase zusätzlich die Zuckerrüben. Und während des Auflaufs, Ende April, flogen außerdem Schwarze Rübenblattläuse und Grüne Pfirsichblattläuse als Virusüberträger in die Bestände ein. Aufgrund fehlender Beizmittel musste zeitig mit Pyrethroiden gespritzt werden“, so Bartelt.


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Kein Nachweis von SBR

Im LELF-Labor wurden die Larven der Rübenmotte identifiziert. Die richteten in diesem Jahr glücklicherweise keine großen Schäden an. Hildebrandt vermutet, dass es für sie zu kühl war. „Auffällig in dieser Saison waren die relativ gelb verfärbten Blätter der Rüben seit Mitte Juli“, schreibt Bartelt. Virusuntersuchungen fielen allerdings negativ aus. Auch SBR könne vonseiten des amtlichen Pflanzenschutzdienstes zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestätigt werden, so Bartelt. „Ende August wurden Rübenblätter aus dem Oderbruch in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG) auf SBR untersucht. Alle Proben waren negativ. Die Ergebnisse der später beprobten Rübenköpfe stehen noch aus, schreibt Eila Bartelt.

Blick auf die „Kommandozentrale“ in der Kabine des Rübenroders. (c) Heike Mildner

Der Zuckergehalt seiner Rüben liegt bei 16 %, hat Hildebrandt nach Anlieferung in Könnern erfahren. Im Oderbruch könnten es aber gut 19 bis 20 % sein. Er hofft, dass die Rübenernte mit 45 t/ha letztlich mit einer schwarzen Null verbucht werden kann und nicht mit roten Zahlen, wie 2019. Dafür wird gespart, wo es geht. Statt einen Lohnunternehmen zu beauftragen, hat sich der Familienbetrieb in diesem Jahr einer Rodegemeinschaft angeschlossen. Der rote Maxtron von Grimme ist zwölf Jahre alt. Hildebrandts Nachbar Lutz Wercham hat das Vorgewende gerodet und dem technikaffinen Junior Sebastian Hildebrandt gezeigt, worauf er achten muss. Denn in ASP-Zeiten muss jeder doppelt ran. Die Ausnahmegenehmigung für einen abgesuchten Schlag gilt nur sieben Tage, und keiner hier weiß, was in sieben Tagen sein wird.

Schnell sein müssen

Freitag, den 16. Oktober, hatte Sebastian mit dem Roden begonnen, Mittwochvormittag lagen die Rüben von 50 ha am Feldrand. Sechs Reihen auf einmal, immer gerade und ohne GPS angefahren, die Parameter nachjustiert, Reihe hoch, Reihe runter, abbunkern, weiter – 15 Stunden am Tag. Und wiederum zwei Tage später waren die Rüben in Könnern. Liegen sie in normalen Jahren gerne noch ein paar Wochen am Feldrand, um abzutrocknen, sollten sie diesmal so schnell wie möglich aus dem ASP-gefährdeten Gebiet entfernt werden. Schnell ging es auch mit der Fogekultur: War Sebastian mit dem Roder durch, folgte Maximilian Hildebrandt mit der Strip-Till-Drille und brachte den Winterweizen in die Erde. Pfluglos ist man fix, ein klarer Vorteil in ASP-Zeiten.