Ausbildung Pflanzentechnologen: Per Satellit durch die Parzellen
Die Ausbildung zu Pflanzentechnolog*innen gibt es erst seit wenigen Jahren. Sie ist die perfekte Mischung aus Labor und Arbeit unter freiem Himmel. Modernste Technik und die Arbeit mit den Händen ergänzen sich.
Die Fragen stellte Erik Pilgermann
Fotos: Sabine Rübensaat und Erik Pilgermann
Landwirtschaft macht Spaß. Kaum ein anderes Berufsfeld bietet so viele verschiedene Möglichkeiten, etwas Spannendes zu lernen. Manche Berufe gibt es schon lange. Es gibt aber auch welche, die erst in den letzten Jahren entstanden sind. So gibt es die Ausbildung zum Pflanzentechnologen erst seit 2013.
Fast von Anfang an bildet die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau auf ihrer Multifunktionalen Versuchsbasis (MVB) in Bernburg in diesem Beruf aus. Wir haben mit den Auszubildenden gesprochen.
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Ausbildung Pflanzentechnologe: Azubis im Interview
Lea, Jan Patrick und Felix, wie seid Ihr auf diese Ausbildung aufmerksam geworden?
Lea: Ich hab nach dem Abitur eine Einstiegsqualifikation in einem Chemielabor gemacht. Dabei habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass ich nicht den ganzen Tag in einem Labor verbringen möchte. Ich wollte auf jeden Fall auch unter freiem Himmel arbeiten.
Jan Patrick: Ich wollte auch schon immer einen Beruf ergreifen, der viel mit Biologie zu tun hat. Die Arbeit im Labor mochte ich auch. Nach zahllosen Recherchen bin ich dann auf den Beruf Pflanzentechnologe gestoßen. Die Arbeit ist abwechslungsreich. Man ist viel draußen, aber auch im Labor. Das sind die Gründe, weshalb mir die Ausbildung so viel Spaß macht.
Oliver: Ich mache hier gerade ein Praktikum. Studiert habe ich in Strenzfeld und hab im letzten Jahr meinen Bachelor gemacht. Danach bin ich nach Kassel-Witzenhausen gewechselt und mache dort jetzt meinen Master in ökologischer Landwirtschaft. Gerade sind Semesterferien. Da hab ich die Chance genutzt, etwas zu machen, womit ich bisher noch nicht so viel zu tun hatte. Forschungsarbeit und Feldversuchswesen waren bis dahin Bereiche, die ich noch nicht näher kennengelernt hatte. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich hier jetzt arbeiten und mich schwerpunktmäßig um Ökofeldversuche kümmern kann.
Felix: Ich hab nach meinem Abi 2017 ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in einem Seniorenheim gemacht. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich mal beruflich machen möchte. Nach dem Jahr habe ich angefangen, auf Lehramt zu studieren. Dort habe ich gemerkt, dass ich unbedingt etwas mit Biologie machen möchte. Ich hab mich dann umgeschaut, welche Möglichkeiten es so gibt, hab aber den Beruf Pflanzentechnologe noch nicht gefunden. Deswegen bin ich erstmal beim Lehramt geblieben, bin aber zur Sonderpädagogik mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt gewechselt. Ich habe schnell gemerkt, dass ich Chemie und Biologie um einiges interessanter finde als die Pädagogik. Bei weiteren Recherchen bin ich dann auf den Pflanzentechnologen gestoßen und habe mich für diese Berufsausbildung entschieden. Der Beruf ist einerseits so vielseitig und weitgreifend und andererseits auch eine super Grundlage, um sich später weiterzubilden.
Es ist also das Interesse an Biologie, das Euch auf dem Weg zu dieser Berufsausbildung verbindet, richtig?
Felix: Und das Interesse an Pflanzen.
Lea: Ein bisschen Technikverständnis kann auch nicht schaden.
Aus Sicht der Ausbilder. Kann man werten, was davon am wichtigsten ist, um als Azubi erfolgreich zu sein?
Knut Gaberle: Man muss das eine können und das andere aber auch wissen.
Holger Minge: Die Berufsbezeichnung lautet ja Pflanzentechnologe. Da hört man die Vielseitigkeit schon heraus.
Fragen zur Berufsausbildung
Wie lange gibt es diese Berufsausbildung eigentlich schon?
Holger Minge: Der Beruf wurde mehr oder weniger von der KWS entwickelt, weil sie in dem Bereich Nachwuchssorgen hatten. Die klassische Ausbildung war bis dahin eigentlich die zum LTA, dem landwirtschaftlich technischen Assistenten. 2013 ging es dann mit der Ausbildung zum Pflanzentechnologen los, einer Kombination aus LTA und Laborant. In Einbeck entstand mit Unterstützung der KWS eine Berufsschule. Inzwischen wird der Beruf sehr stark nachgefragt. Wir hier an der MVB bilden seit 2014 jedes Jahr einen Pflanzentechnologen aus. Die Leute, die bei uns lernen, bekommen übrigens auch den Führerschein Klasse-T finanziert.
Wie viele Bewerber gibt es auf diesen einen Ausbildungsplatz?
Holger Minge: In diesem Jahr waren es sieben Bewerbungen. Es bewerben sich aber nicht nur junge Menschen. Wir hatten auch schon welche um die 40. Die eigentliche Auswahl erfolgt dann über Bewerbungsgespräche, wo die Leute auch einen kleinen praktischen Test machen müssen. Das kann die Bestimmung von Tausendkorngewichten sein oder die Beurteilung von Saatgut. Ansonsten erfolgt bei uns die Bewertung nach einem Punkteschema, um die Gleichberechtigung zu gewährleisten.
Wie ist die Ausbildung strukturiert?
Felix: Man fängt eigentlich immer auf der multifunktionellen Versuchsbasis an. Die Arbeit ist ja absolut eng an die Jahreszeiten gebunden. Während der Vegetationsperiode ist man überwiegend draußen. Im Winter wird dann hauptsächlich im Labor an den Pflanzen- und Bodenproben gearbeitet. Zu Beginn ist man mindestens sechs Wochen auf dem Lehrbetrieb, bevor man das erste Mal in die Berufsschule geht. Die Berufsschule findet im Block von drei Wochen in Einbeck statt. Das ist im Übrigen die einzige Berufsschule in Deutschland, die Pflanzentechnologen unterrichtet. Danach geht es wieder auf den Lehrbetrieb. Insgesamt hat man pro Lehrjahr elf Wochen Schule, die auf drei Blöcke verteilt sind.
Der Anteil von Theorie und Praxis hält sich also die Waage?
Jan Patrick: An sich ist der Schulanteil in jedem Lehrjahr gleich. Auf dem Ausbildungsbetrieb, in unserem Fall die MVB, läuft man im ersten Lehrjahr erstmal viel mit. Man lernt die Abläufe kennen und kann sich mit der Versuchstechnik beschäftigen. Bei den Versuchen erntet man am Anfang nur die Ränder der Parzellen. Mit der Zeit, wenn die Ausbilder sehen, dass man mit den Maschinen umgehen kann, wird man auch an die anderen Aufgaben auf den Versuchsflächen herangeführt.
Als Praktikant Neues lernen
Oliver, Du als Praktikant bist in die Ausbildung von Lea, Jan Patrick und Felix eingliedert oder bearbeitest Du Deine eigenen Projekte?
Oliver: Das überschneidet sich in der Tat ein bisschen. Dr. Bischoff ist mein Mentor. Er hat auch meinen Arbeitsplan für das Praktikum erstellt. Ich unterstütze die Azubis, wo ich kann, und umgekehrt ist es genauso.
Welche Ziele verfolgst Du mit dem Praktikum. Geht es in erster Linie um praktische Erfahrungen im Versuchswesen oder schreibst Du auch noch eine Arbeit darüber?
Oliver: Verpflichtend ist eine schriftliche Arbeit nicht, aber ich beschäftige mich gerade sehr intensiv mit einem Bodenprofil unter einer Ökoluzerne und werde darüber auch etwas schreiben.
Abschlussprüfung zum Pflanzentechnologen
Wo wir gerade bei dem Thema Abschlussarbeiten sind: Wie sieht es in der Ausbildung zum Pflanzentechnologen aus? Läuft das hier genauso wie in anderen Berufen? Also mit einer schriftlichen und praktischen Zwischenprüfung zur Halbzeit, beziehungsweise später mit der Abschlussprüfung?
Lea: Es gibt sechs Teilbereiche, in denen man sich prüfen lassen kann, zum Beispiel Labor, Versuchsfeld oder Gewächshaus. Aber nicht immer sind alle Bereiche auf dem Lehrbetrieb verfügbar. Wir haben hier an der MVB zum Beispiel kein Gewächshaus. Diesen Teil der Ausbildung decken wir mit Praktika am JKI in Quedlinburg ab. Ich möchte mich aber auf jeden Fall nur in Bereichen prüfen lassen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe. Da fühle ich mich einfach sicherer. Die Prüfungen finden übrigens alle in Einbeck statt.
Wie sieht eine typische praktische Aufgabe für eine Abschlussprüfung aus?
Knut Gaberle: Das könnte zum Beispiel die Anlage eines Versuches sein. Hierfür bekommt man einen Plan mit den Prüfgliedern und soll ihn dann draußen anlegen, mit Maßen und allem Drum und Dran. Man kann sich vorab Notizen machen, die man nachher auch verwenden darf. Das Material muss geordert werden und dann geht’s ganz klassisch auf eine Fläche vor Ort. Die Prüfer laufen dann mit und schauen sich an, wie der Prüfling agiert. Im Anschluss gibt es noch ein Auswertungsgespräch, in dem man die eigene Leistung reflektieren kann.
Welche Unternehmen und Einrichtungen haben Bedarf an ausgebildeten Pflanzentechnologen?
Holger Minge: Alle Pflanzenzuchtunternehmen, aber auch die Dienstleister im Bereich der Versuchsanstellung haben Bedarf. Auch Pflanzenschutzunternehmen bilden Leute in diesem Beruf aus. Im öffentlichen Dienst, überall da, wo landwirtschaftliche Versuche angelegt werden, sind die Chancen gut. Bei uns in der LLG gibt es inzwischen für jeden Azubi nach der Ausbildung ein Jobangebot, je nachdem, wo Stellen zu besetzen sind. Das kann Bernburg sein. Es kann aber auch unsere anderen Versuchsstandorte betreffen.