Dienstagsdemos: Das Ende der Verbände? Im Gegenteil!
Wie ein Weckruf wirkten die Dienstagsdemos. Dass so viele Bauern auf die Straße gehen, damit hatten nicht einmal die Organisatoren gerechnet. Prompt taucht die Frage auf, was das bedeutet.
Die Masse an Traktoren, der friedvolle Ablauf und das Bekenntnis zu Veränderungen mit Augenmaß kamen an. Medien wie auch Verbraucher reagierten fast durchweg aufgeschlossen – ein Hauptziel wurde also erreicht.
Regelrecht aufgeschreckt wirkte die Regierung. Noch am selben Abend hieß es, die Kanzlerin wolle das Agrarpaket zur Chefsache machen. Offenbar soll nicht noch mehr Porzellan zerdeppert werden – auch hier also ein Erfolg.
Doch von heute auf morgen wird nichts gut. Mit ihrem Abstimmungsverhalten beim FDP-Antrag zu gleichen Standards im EU-Wettbewerb bewies die Regierungskoalition, dass sie an den eingeübten politischen Machtritualen festhalten will. Das ist ihr offenbar noch immer wichtiger als die Chance zu nutzen, Probleme sachbezogen im möglichst großen Konsens zu lösen. Man fragt sich, ob denn nicht allmählich jeder erkannt haben müsste, wie sich die Stimmung im Land wandelt – nicht nur unter Bauern.
Aber auch manche Landwirte unterliegen einer Fehleinschätzung. In den sozialen Netzwerken streiten sie jetzt heftig darüber, ob überhaupt noch Bauernverbände gebraucht werden. Sie stellen sie in Frage, weil dem Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ gelang, was berufsständische Organisationen zuletzt nicht mehr vermochten.
Doch die Arbeit der Bauernverbände in der Fläche und die Mitwirkung ihrer Experten bei Gesetzgebungen sind lebenswichtig. Sie kann keine noch so große Demo ersetzen. Aber: Verbandsarbeit hat sich offenbar teilweise weit von der Basis entfernt. Auch hier ist mehr neues Denken nötig.
Mitglieder aller Verbände und verbandslose Kollegen standen am Dienstag gemeinsam auf der Straße. Mit Blick auf die Wirkung liegt das Fazit doch klar auf der Hand: Nicht auseinanderrennen, sondern zusammenhalten! Nur das macht stark.