Wolfsmonitoring zählt fünf neue Wolfsrudel
Die Zahl der Wolfsrudel in Sachsen-Anhalt ist von 14 auf 19 gestiegen. Die Population wuchs auf insgesamt 134 Wölfe. Die Zahl der Übergriffe auf Nutzvieh nahm um 86 % zu.
Auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt siedeln 19 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt 134 Tieren. Außerdem existieren vier grenzübergreifende Rudel mit weiteren 20 Tieren in der Altmark und im Fläming. Deren Territorien liegen zum Teil in den Nachbarbundesländern Niedersachsen und Brandenburg. Das geht aus dem aktuellen Bericht für das Monitoringjahr 2019/20 in Sachsen-Anhalt hervor. Diesen stellte Umwelt- und Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) heute gemeinsam mit dem Landesamt für Umweltschutz vor.
Im Vergleich zum Vorjahr kamen demnach 25 Wölfe hinzu, die Population des Großräubers stieg von 109 auf 134 Tiere. Es wurden zwei neue Wolfsrudel gefunden – eines nördlich von Wittenberg und eines am Golmer Berg bei Bad Schmiedeberg in der Dübener Heide. Das Monitoring und die genetischen Untersuchungen bestätigten die Vermutung, dass diese beiden Rudel bereits im Vorjahr bestanden haben. Im Flechtinger Höhenzug hat sich außerdem ein Paarterritorium neu etabliert.
Weniger Welpen pro Wolfsrudel
Insgesamt sind in Sachsen-Anhalt 61 Welpen geboren worden, von denen sieben bereits bis Ende April 2020 starben. Der Zuwachs an Wolfterritorien jeweils zum Vorjahr ist über die Jahre gesunken. Auch die jährliche durchschnittliche Welpenzahl pro Wolfsrudel nahm ab. Das weise darauf hin, dass die Population zunehmend langsamer wachse, erläuterte Dr. Jens Peterson, Leiter des Fachbereiches Naturschutz im Landesamt für Umweltschutz. Von im Monitoringzeitraum insgesamt 13 tot aufgefundenen Wölfen starben acht durch Verkehrsunfälle, zwei durch illegalen Abschuss sowie drei auf natürliche Weise.
Fast doppelt so viele Wolfsrudel in einem Jahr
Die Zahl der Wolfsrudel in Mecklenburg-Vorpommern hat sich seit Jahresbeginn von 8 auf 15 erhöht. Gleichzeitig stehen bisher 82 Rissvorfälle zu Buche – ebenfalls fast doppelt so viele wie 2019. mehr
Wild ist Hauptteil der Wolfsnahrung
Weiterhin enthält der Monitoringbericht Daten zur Zusammensetzung der Nahrung von Wölfen, die das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz bei der Untersuchung von Wolfskot ermittelt hat. Die Analysen ergaben, dass sich Wölfe zu 93 % von wildlebenden Huftieren ernähren. Neben Rehen, Rothirschen und Damwild gehören auch Wildschweine dazu. Letztere machen saisonal bis zu 12 % des Biomasseanteils der Nahrung aus. Je nach Angebot steht auch die Nutria mit bis zu 4 % auf dem Speiseplan der Wölfe. Nutztiere haben weniger als 2 % Anteil an der Nahrungsmenge. Der Rest umfasst eine Vielzahl an kleineren Tieren wie Hasen oder pflanzliche Nahrung wie Früchte.
Wölfe rissen weniger Kälber von Rindern
Die Anzahl der Übergriffe von Wölfen bzw. Wolfsrudeln auf Nutztiere hat in Sachsen-Anhalt insgesamt um 86 % gegenüber dem vorherigen Monitoringjahr zugenommen. Es gab insgesamt 95 Übergriffe mit 385 getöteten Tieren. Bei den Rindern sank die Anzahl der Risse von Kälbern dagegen spürbar um 45 %, von 33 Tieren im Monitoringjahr 2017/18 auf 18 Tiere im Monitoringjahr 2019/20. Das ist vor allem auf verbesserte Herdenschutzmaßnahmen der hauptberuflichen Tierhalter/innen zurückzuführen.
Ministerin Dalbert rief dazu auf, die Präventionsmaßnahmen umzusetzen. Ein flächendeckender Herdenschutz in Sachsen-Anhalt sei unabdingbar, um Übergriffe auf Nutztiere durch Wölfe zu vermeiden. Herdenschutzmaßnahmen würden sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Hobbytierhaltung zu 100 % vom Land Sachsen-Anhalt gefördert.
Der Wolf hat auch Kälber auf der Speisekarte
Bei Wolfsübergriffen auf Nutztiere sind meist Schafe die Opfer oder auch Gatterwild. Doch selbst Rinder sind vor dem Wolf nicht sicher, wie aktuelle Zahlen aus Sachsen-Anhalt zeigen. mehr