Handel erhöht Preise: Bauern erhalten 1 Euro mehr je Kilogramm Schweinefleisch
Die Proteste der Landwirtinnen und Landwirte zeigen Wirkung: Ab sofort erhöhen die Lebensmittelhändler Lidl und Kaufland die Preise für Schweinefleisch um 1 Euro/Kilogramm – der Preisaufschlag soll direkt an die Schweinemäster fließen.
Landwirtinnen und Landwirte sind seit über einem Jahr regelmäßig auf den Straßen, um auf ihre teils prekären Situationen aufmerksam zu machen und um die Zukunft ihrer Betriebe zu sichern. Zuletzt haben sich deutschlandweit Landwirte mit ihren Traktoren vor Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) platziert, und damit den Lieferverkehr blockiert. Die andauernden Proteste zeigen nun Wirkung. Die Schwarz-Gruppe, zu der auch die Lebensmittelhändler Lidl und Kaufland gehören, hat am Donnerstag den Verkaufspreis für ausgewählte Schweinefleisch-Produkte angehoben. Nach Informationen der Bauernzeitung sollen die Preise zu 100 % an die Landwirte weitergegeben werden.
Schweinefleisch: Preiserhöhung soll direkt an Schweinemäster gehen
Zu den Produkten mit Preiserhöhungen zählen demnach frische Schweinefleischprodukte, deren Preise um ein Euro je Kilogramm erhöht werden. Das betrifft zehn Produkte bei Lidl und 60 bei Kaufland. Um die Weitergabe der Preiserhöhung an die Schweinemäster abzusichern, hat die Schwarz-Gruppe Verträge mit allen vier großen Schlachtkonzernen geschlossen. Nach Einschätzungen aus dem Unternehmensumfeld weicht der Handelskonzern bewusst vom Grundsatz der Gewinnspanne zwischen Einkauf und Verkauf im Einzelhandel ab, um, wie es heißt, einen Beitrag zu gerechteren Preisen für die heimische Landwirtschaft zu leisten. Offen ist, ob die anderen großen Lebensmitteketten naschziehen. Fraglich ist auch, ob das Bundeskartellamt dies dann als illegale Preisabsprache werten würde. Ebenso bleibt zu abzuwarten, ob die Verbraucher die erhöhten Preise auch annehmen.
Minister Hoff begrüßt Proteste der Bauern
Thüringens Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), zeigt unterdessen Verständnis für die andauernden Proteste der Landwirte. „Der Protest ist gerechtfertigt, denn wenn die Branche nicht kostendeckend arbeiten kann, wird das früher oder später zum Ruin der Betriebe führen, auch hier in Thüringen. Der Lebensmitteleinzelhandel muss den Wettbewerb um die billigsten Lebensmittelpreise beenden. Wenn die heimische Landwirtschaft und mit ihr auch das Tierwohl dabei weiter unter Druck geraten, nützt das am Ende weder den Verbraucherinnen und Verbrauchern noch der Gesellschaft im Ganzen“, sagte er anlässlich der jüngsten Bauernproteste.
Die Gesprächsbereitschaft des LEH – also auch die Preiserhöhung beim Schweinefleisch von Lidl und Kaufland – begrüßt der Minister, sie überzeugen ihn allerdings nicht. „Der Lebensmitteleinzelhandel muss im Eigeninteresse mithelfen, die grundsätzlichen Strukturprobleme zu lösen, damit die Lebensmittelerzeugung den modernen Anforderungen entsprechen kann, also transparent, verlässlich und krisensicher ist und auch das Tierwohl angemessen berücksichtigt wird. Die grundsätzlichen Strukturen müssen in Frage gestellt und im Sinne der Lebensmittelerzeuger angepasst werden.“, sagte Hoff. Die Landesregierung in Erfurt will sich nach Hoffs Worten für den Ausbau der regionalen Wertschöpfungsketten einsetzen. „Gerade sehen wir bei den Schlachtstätten, wie anfällig überregionale Großstrukturen in der Krise sind und wie wenig hier bisher auf faire Arbeitsbedingungen geachtet wurde.“ red