Agrofarm eG Lüssow: Gehölze bekommen neuen Schnitt
Die Gehölzpflege steht bei der Agrofarm eG Lüssow in den letzten Wochen im Mittelpunkt. Die qualifizierten Mitarbeiter arbeiten, sofern es das Wetter zulässt, jeden Tag. Ein guter Zeitplan ist die Voraussetzung.
Zwischen den Bäumen, die den Acker und die Straße am Dorfrand von Goldewin trennen, sieht es an einem Nachmittag Mitte Dezember aus wie nach einer Schlacht. Tom Harnack und Erik Severin sind seit ein paar Stunden dabei, Gehölze zu entasten und Büsche zurückzuschneiden.
Pflege von Gehölzen notwendig
„Die Pflege von Hecken und Gehölzen ist für uns im Winter ein Schwerpunkt“, berichtet Tom Harnack. „Gesetzlich erlaubt sind diese Arbeiten ab dem 30. Oktober. Wir sind in der vorvergangenen Woche an einer Hecke mit Haselnuss, Eschenahorn und Holunder am Feldrand in Richtung Klein Schwiesow gestartet. Ohne Pflege würden die Gehölze auf den Acker oder aufs Grünland wachsen. Das geht natürlich nicht. Schließlich haben wir uns bei der Pachtung der Flächen verpflichtet, sie so zu erhalten wie sie sind“, sagt Harnack.
Der Landwirt sieht Hecken, Baumreihen und Gehölze als prägende Elemente in der Kulturlandschaft. „Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass wir mit unserer Technik auf den Acker kommen, ohne uns die Spiegel abzufahren. Dazu müssen Feldzufahrten und -ränder freigehalten werden“, so der Abteilungsleiter Pflanzenproduktion.
Bis zu vier Leute aus der Abteilung sind im Winterhalbjahr mit der Gehölzpflege beschäftigt. „Alle haben sich in der Winterakademie qualifiziert. Der Grundkurs dauerte mehrere Tage. Alle zwei Jahre werden die Kenntnisse aufgefrischt“, so Harnack. Vorzugsweise werden Hecken und Gehölze an jenen Flächen gepflegt, die im Frühjahr mit Mais oder Erbsen bestellt werden sollen, die vorher also frei befahrbar sind. Im Januar und Februar sind die Männer, wenn das Wetter es zulässt, jeden Tag zur Gehölzpflege unterwegs. Wichtigste Arbeitsgeräte sind Hochentaster und Motorsäge.
Schnittgut wird gesammelt
So auch an diesem Nachmittag bei Goldewin: Während Tom Harnack mit dem Hochentaster Bäume am Straßenrand stutzt und anschließend die Äste zusammenträgt, arbeitet Erik Severin mit der Motorsäge. Später verlädt er den Gehölzschnitt mit dem Radlader auf einen Anhänger. Sämtliches Schnittgut wird auf einem zentralen Lagerplatz gesammelt und später geschreddert. Die Holzspäne dienen entweder zum Befestigen von Koppelzugängen oder werden zur Energiegewinnung an ein Heizwerk geliefert.
Außer auf den eigenen beziehungsweise gepachteten Flächen pflegt die Agrofarm auch noch einige Gehölze in den umliegenden Gemeinden Goldewin, Groß Schwiesow und Lüssow. „Das machen wir schon seit vielen Jahren. Anders würde es kaum gehen. Die Gemeinden haben weder eigene Technik noch Personal. Wir unterstützen sie mit dieser Dienstleistung auch, um deutlich zu machen, dass wir uns für die Region mitverantwortlich fühlen“, sagt Tom Harnack.
Unterdessen ist in der Werkstatt in Lüssow das Winterreparaturprogramm angelaufen. „Bei den Durchsichten stimmen wir uns eng mit dem Herstellerservice der regionalen Landmaschinenhändler ab. Dabei schauen wir natürlich auf die Kosten. Bei Stundenverrechnungssätzen zwischen 63 und 73 Euro gehen auch kleinere Reparaturen schnell ins Geld. Was wir selber machen können, erledigen wir selbst“, erläutert uns Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck.
Ein guter zeitplan
Als erstes wurden die Pflanzenschutzspritzen gereinigt, durchgesehen und „eingemottet“. „Danach kamen die Drill- und Maislegemaschinen dran, es folgten Anbaugeräte wie die Mähwerke für das Grünland“, berichtet Andreas Ricker. In der vorigen Woche arbeitete der Schlosser zusammen mit Fahrer Maik Klasen an einem Mähdrescher Claas Lexion 770. Die Männer führten den Ölwechsel durch, ersetzten die Variator-Antriebe und erneuerten die Antriebsketten. Ein weiterer Mähdrescher wird in diesem Winter bei der Mecklenburger Landtechnik in Kritzkow gewartet. „Die Maschine kam erst vor zwei Jahren in den Betrieb, da ist noch Garantie drauf“, sagt Maik Klasen.
Wenn die Mähdrescher startklar sind, folgen die Düngerstreuer. „Wir liegen gut im Zeitplan, auch wenn wir jetzt ohne Hans-Heinrich Harder auskommen müssen“, so Klasen. Der Werkstattmeister, der in der Agrofarm viele Jahre Garant für einsatzbereite Technik war, geht zum Jahresende in Rente. Zum Jahresbeginn sollen zwei neue Schlosser das Werkstattteam verstärken.
abschied im guten
Der 31. Dezember ist auch für Christa Bölk der letzte Arbeitstag. Die 63-jährige Finanzbuchhalterin ist Urgestein im Betrieb: Sie wechselt nach 45 Jahren in der Agrofarm bzw. den Vorgänger-LPGen in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich habe meine Pflicht erfüllt. Es reicht. Man will ja auch noch was erleben“, sagt die Frau, auf die Vorsitzender Lars-Peter Loeck ebenfalls große Stücke hält: „Loyal, fleißig, vor allem korrekt. Ihren Zahlen musste man nie hinterherlaufen. Und sie stimmten immer. Schade, das Frau Bölk geht“, so der Chef.
Wenn Christa Bölk über den Abschied von der Agrofarm spricht, klingt Wehmut durch: „Die Jahre sind vergangen wie im Fluge.“ Geblieben sind Erinnerungen, an Arbeitskollegen, die schon in Rente sind, an den Bau der Milchviehanlage in Lüssow vor 45 Jahren, an Frauentags- und Weihnachtsfeiern, an Brigadefeste, Ausflüge und natürlich an die Wende. „Insgesamt war es eine schöne Zeit. Auch wenn ich die Zahlen immer mit nach Hause nahm und nur schwer abschalten konnte“, sagt Christa Bölk.
Jetzt freut sie sich darauf, mehr Zeit für die Enkelkinder und fürs Reisen zu haben. Mit ehemaligen „Lüssowern“ hat sie eine WhatsAppGruppe aufgemacht. „So bleiben wir in Kontakt und können uns auch schnell mal auf einen Kaffee verabreden“, lacht Bölk.