Kommen Landwirte und Handel jetzt richtig ins Geschäft?
Nach Gesprächen zwischen der Initiative „Land schafft Verbindung“ und Handelsunternehmen stehen die Zeichen auf Annäherung. Heimische Erzeuger sollen gestärkt werden.
Zusammenarbeit statt Preisdumping – Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel wollen Konflikte künftig in einer neutralen Ombudsstelle beilegen. Wie heute offiziell bestätigt wurde, verständigten sich Vertreter der Initiative „Land schafft Verbindung“ (LsV), Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe sowie der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) darauf bei einem Gespräch am Freitag voriger Woche. Lebensmitteleinzelhandel und Landwirtschaft wollen außerdem „zeitnah“ eine einheitliche Herkunftskennzeichnung für heimische Erzeugnisse einführen. Laut gemeinsamer Pressemitteilung von BVLH und LsV haben die Handelsunternehmen zudem zugesagt, in ihren Werbeaktivitäten die Leistungen der deutschen Landwirtschaft stärker herauszuarbeiten. In zwei Arbeitsgruppen sollen kurzfristig strukturelle Lösungen für die Sektoren Schwein und Milch erarbeitet werden. Ziel sei es, für höhere Anforderungen höhere Erlöse zu erzielen.
Hilfsfonds soll Corona- und ASP-Einbußen abfedern
Laut Pressemitteilung unterstützen die Handelsunternehmen die Landwirte darin, befristet einen SofortHilfsfonds einzurichten, um Corona- und ASP-bedingte Einkommenseinbußen abzufedern. Neben dem Lebensmittelhandel müssten sich daran der Staat, die Lebensmittelverarbeitung und -industrie beteiligen, hieß es. Auch sollten öffentliche Gelder in den Fonds einbezogen werden. Wie ein solcher Fonds rechtssicher eingerichtet, effektiv ausgestaltet und wie die Gelder bedarfs- und leistungsgerecht verteilt werden können, will man nun prüfen. Dafür werden kurzfristig Gespräche mit Politik und Verarbeitern angestrebt, die der Handel unterstützt.
„Miteinander in der Lieferkette“
Die vereinbarten Maßnahmen sollen „im Dialog ausgestaltet“ und „so schnell wie möglich“ umgesetzt werden. LsV und Handel betrachten die vereinbarten Punkte als „wichtiges Signal zur Förderung des Miteinanders“ in der Lieferkette. In diesem Sinne will LsV sich dafür einsetzen, dass der Warenverkehr ungehindert fließt und die Lebensmittelhändler die Versorgung der Bevölkerung auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sicherstellen können. Die Landwirtschaftsaktivisten der „Aktion Cloppenburg“ tragen die Vereinbarung mit.
Aldi und Lidl bekennen sich
Aldi-Nord und -Süd hatten sich zuvor bereits öffentlich „umfassend“ zu fairen Handelspraktiken im Umgang mit Lieferanten, Herstellern und Landwirten bekannt. Zudem unterstützen die Unternehmensgruppen den Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner für einen Verhaltenskodex im Handel. Die zur Schwarz-Gruppe gehörenden Ketten Lidl und Kaufland erhöhten zusätzlich zu der angekündigten „Geldspritze“ von 50 Mio. € für die Initiative Tierwohl (ITW) mit Wirkung zum 10. Dezember die Ladenpreise für zehn Schweinefleischartikel um jeweils einen Euro je Kilogramm. Die Zusatzeinnahmen sollen komplett an die Tierhalter weitergereicht werden. Die Rewe-Gruppe mit dem Discounter Penny kündigte an, den Preis für Schweinefleisch auf das Niveau von vor dem ASP-Ausbruch anzuheben. red
Forderungen an den Handel und die Politik
Eine Gruppe landwirtschaftlicher Aktivisten, die sich als Vertreter eines Teils der landwirtschaftlichen Basis verstehen, führte in den vergangen Tagen persönliche Gespräche mit Managern aus dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Dazu zählten Rewe Nord und West, die Edeka, Netto und zuletzt am 11. Dezember Aldi-Nord und -Süd. Nach den Gesprächen wandten sich die Landwirte mit einem Forderungskatalog an den Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Vertreter des LEH und der Politik. Darin werden zwölf kurz-, mittel-, und langfristige Lösungsansätze formuliert. Diese reichen vom Öffnen aller aktiven Milchkontrakte, um die Erzeugerpreise kurzfristig anzupassen, über die Forderung nach einer zunächst selbstverpflichtenden Herkunftskennzeichnung durch den Handel bis hin zu einem runden Tisch mit der gesamten Vermarktungskette, der Erzeuger-, Verarbeiter- und Bereitstellungskosten erfasst und anerkennt. red
Den Forderungskatalog zum Herunterladen gibt es hier: