Der Treffpunkt fehlt
Wenn der Dorfkrug schließt, verschwindet ein Ort der Begegnung. Rasant schreitet das Gaststättensterben voran: Seit 2006 musste in Sachsen-Anhalt fast jede dritte Dorfkneipe schließen.
Nahezu jede dritte Dorfkneipe in Sachsen-Anhalt ist in den Jahren zwischen 2006 und 2017 geschlossen worden. Die Zahl der Gasthäuser in Landgemeinden mit unter 5.000 Einwohnern sank von 333 auf 231. Damit schritt das Gasthofsterben im ländlichen Raum noch schneller voran als insgesamt im Land. Landesweit ging die Anzahl der Gaststätten um ein Fünftel von 5.702 auf 4.643 zurück.
Diese Zahlen führt die Magdeburger Landesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Olaf Meister (Grüne) an. Datengrundlage sei das beim Statistischen Landesamt geführte statistische Unternehmensregister. Auch die amtliche Umsatzsteuerstatistik zeige, dass die hiesige Gastronomie einem Strukturwandel unterliege, der mit einem deutlichen Rückgang der Betriebszahl einhergehe. Parallel dazu habe der Gesamtumsatz in der Gastronomie hierzulande zugenommen.
Geändertes Freizeit- und Konsumverhalten
Laut Landesregierung stellen Dorfgaststätten als Treffpunkt für Begegnung und Kommunikation ein „bedeutsames Instrument für die Förderung eines funktionierenden Gemeinwesens“ dar. Die Entwicklung in der Gastronomie sei in erster Linie durch ein geändertes Freizeit- und Konsumverhalten geprägt. Dorfgasthöfe früherer Prägung als zentraler Ort für Kommunikation, geselliges Zusammensein, Festlichkeiten, Vereinsfeiern und sonstige Veranstaltungen unterlägen einer stark geänderten Nachfrage. Die Betreiber müssten sich darauf einstellen und versuchen, diesem Problem durch kreative unternehmerische Lösungen zu begegnen.
Grünen-Politiker Olaf Meister sieht hier indes im Sinne der Dörfer auch im Magdeburger Landtag „Handlungsbedarf“. Denkbar sei zum Beispiel ein Programm zur Förderung von Betriebsübernahmen in Fällen, wo ein Nachfolger fehlt. fi