EZG Milchquelle Chemnitz

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Zum „Silbernen“ hieß es Abschied nehmen. Gerhard Opitz gibt den Vorsitz ab. Die Bauernzeitung berichtet über die EZG Milchquelle Chemnitz.

Von Karsten Bär

Gerhard Opitz
Gerhard Opitz

Zum „Silbernen“ hieß es Abschied nehmen: Nach 25 Jahren ununterbrochener ehrenamtlicher Tätigkeit an der Spitze der Erzeugergemeinschaft „Milchquelle“ Chemnitz hat Gerhard Opitz auf der Mitgliederversammlung der EZG vergangene Woche den Vorsitz abgegeben. An seiner Stelle wurde Silvio May, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Königswalde, in das Amt des EZG-Vorsitzenden gewählt. Auch Rolf Seyffert, langjähriger stellvertretender Vorsitzender und prägender Mitgestalter der EZG, hat sein Engagement beendet.

Die Zäsur an der Spitze trifft auf einen symbolträchtigen Zeitpunkt. Denn die EZG vollzog vergangene Woche Donnerstag in Lichtenwalde nicht nur einen Generationswechsel im Vorstand, sondern feierte auch ihr 25-jähriges Bestehen. Wobei die historischen Wurzeln eigentlich viel weiter zurückreichen, wie Gerhard Opitz, der der EZG von Anbeginn vorstand, in seinem Festvortrag darlegte. Schon im Jahr 1900 hatten 65 Milcherzeuger die Molkereigenossenschaft Chemnitz gegründet, die wenig später, im Jahr 1911, eine der größten Molkereien Deutschlands betrieb und auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortbestand. Ähnliches gilt für die durch Zusammenschluss vieler regionaler Molkereigenossenschaften entstandene Milchwerke Mittelsachsen eG, von der im Jahr 1999 weitere 61 Mitglieder zur EZG Milchquelle stießen.

Entwicklung nicht immer geradlinig

Wirtschaftliche Schwierigkeiten der Molkerei Chemnitz nach der Wende und ihre Übernahme als Pachtbetrieb durch Müller-Milch ließen ebenso wie die rechtlichen Rahmenbedingungen schließlich Überlegungen zur Gründung einer EZG reifen, die im März 1993 realisiert wurde. Er habe durchaus Bedenken gehabt, ob man die Ansprüche der Mitglieder erfüllen könne und er selbst die ihm angetragene Funktion des Vorsitzenden übernehmen sollte,  räumte Opitz ein. Die Kontinuität, mit der er das Amt ausübte, spricht für die Richtigkeit seiner damaligen Entscheidung. Als Beispiele für wichtige Pioniere nannte der langjährige Vorsitzende indes Namen wie Dr. Armin Piehler, Arndt Meusel und Rolf Seyffert sowie weitere Aktive, die durch ihre Mitarbeit im Vorstand die EZG prägten.

Waren es zu Beginn 50 Mitglieder, die jährlich über 111 Mio. kg Milch lieferten, sind es heute 99 Mitglieder, die insgesamt über 210 Mio. kg Milch liefern, im Wesentlichen an Sachsenmilch in Leppersdorf sowie in kleineren Mengen an die Molkereien in Olbernhau und Hainichen. Die Entwicklung allerdings verlief nicht geradlinig. So waren 2013 noch 143 Erzeuger Mitglied und lieferten insgesamt knapp 231 Mio. kg. Der Rückgang sei eine ernüchternde Folge der Milchpreiskrise, sagte Opitz, der aber auch auf die erfolgreichen Bemühungen der EZG um Qualitätsverbesserung, fachlichen Austausch und Öffentlichkeitsarbeit verweisen konnte und auf die Bemühungen um ein faires Milchvergütungssystem einging. Herausforderungen sieht Opitz auch für die Zukunft. Wie schnell sich mitunter neue Anforderungen von Markt und Handel durchsetzen, zeigte die Einführung gentechnikfrei produzierter Milch. Für den Milchmarkt hofft Opitz auf eine baldige Erholung, wozu die letzten Signale Anlass zur Hoffnung geben.

Ein denkwürdiger Tag

Als „denkwürdigen Tag“, bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende Matthias Espig den Abschied von Opitz und Seyffert aus dem Führungsgremium der EZG. Rolf Seyffert habe in schwierigen Zeiten viel geleistet und maßgeblich die Abwicklung der damaligen Molkereigenossenschaft Chemnitz begleitet. Mit Nachdruck habe er sich in der EZG in Preisverhandlungen für die Interessen der Mitglieder eingesetzt. Gerhard Opitz wiederum personifizierte mit seinem Namen wie kein anderer die EZG Milchquelle, sagte Espig. Er habe für Verlässlichkeit gestanden, die Sorgen und Nöte der Mitglieder gekannt und einvernehmliche Lösungen gesucht. Die lange Zeit als Vorsitzender verdiene auch im Hinblick auf die Ehrenamtlichkeit dieser Funktion höchste Anerkennung.

Erzeugerbeitrag zur Wertschöpfungskette

In seinem Grußwort hob Norbert Eichkorn, Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die Bedeutung der sächsischen Milchwirtschaft hervor, zu der die EZG Milchquelle einen wesentlichen Teil beitrage. In der Milchproduktion sei es anders als in anderen Zweigen der landwirtschaftlichen Produktion gemeinsam mit starken Partnern auf Verarbeiterseite gelungen, breite Wertschöpfungsketten zu schaffen – von der Grundproduktion bis zur weltweiten Vermarktung. Basis dafür seien jedoch die Leistungen der Milcherzeuger. Spe­ziell die hohe Leistungskraft der EZG Milchquelle zeige sich im Erreichten, wie etwa im sächsischen Vergleich hohen Anteil an in S-Qualität gelieferter Milch (97%) oder der schnellen VLOG-Auditierung.

Ergebnisse der Milchprüfung

Anerkennung für die EZG brachten auch weitere Gäste zum Ausdruck, so der Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes, Prof. Dr. Jörg Hilger, der Geschäftsführer der Sachsenmilch GmbH, Johannes Gufler, der Aufsichtsratsvorsitzende der Bayern-MEG, Dr. Gunter Martin, Dr. Doris Reimann vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und Jürgen Tripke von der Milch­erzeugergemeinschaft „Fläming“ Jüterbog, die mit der EZG Milchquelle und anderen an Müller liefernden sächsischen und brandenburgischen EZGen in einer Arbeitsgemeinschaft verbunden ist. Tripke sagte, er schätze vor allem eines an der EZG Milchquelle: „Ihr kanntet oft den Weg, oft auch die Abkürzung – und habt dieses Wissen nie für Euch behalten.“