Stockender Start

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Landwirt Malte Johannes Blöcker ist erleichtert: „Mit der Wintergerste sind wir gestern fertig geworden. Wir haben das Korn von 85 Hektar mit etwa 18 % Feuchte geerntet und in die Trocknung gebracht. Jetzt liegt es mit unter 14 % Feuchte im Lager“, berichtet der Landwirt. Der Start in die Getreideernte verlief aber nicht so reibungslos wie erhofft.

Von Gerd Rinas

Gerstenertrag im Mittel

Landwirt Malte Blöcker und Bauernpräsident Detlef Kurreck
Als nächstes steht in Wanzka der Rapsdrusch an: Landwirt Malte Blöcker und Bauernpräsident Detlef Kurreck begutachten Schoten auf einem Schlag am Ortsrand. © Gerd Rinas

„Wir fingen am Montag voriger Woche an. Regenschauer unterbrachen an den folgenden Tagen immer wieder den Drusch“, sagte Blöcker zu Wochenbeginn in Wanzka, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Mit seiner Ehefrau führt Malte Blöcker hier die Wanzkaer Feldbau GmbH. Der Betrieb hat sechs Mitarbeiter, einen Auszubildenden und in der Ernte drei Helfer. Bewirtschaftet werden 1 400 ha LF, im Anbau sind Winterraps, Winterweizen und Wintergerste sowie etwas Mais. Zum Unternehmen gehören eine Schweinehaltung mit 2 000 Mastplätzen sowie eine Biogasanlage mit 500 MW elektrischer Leistung. Die Ernteaussichten beurteilt der Landwirt je nach Fruchtart unterschiedlich. „Bei der Wintergerste rechnen wir – getrocknet – mit 85 Dezitonnen pro Hektar. Das würde etwa dem Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre entsprechen.“ Unterschiedliche Abreife hat zu viel Zwiewuchs geführt. Zum Beipiel auf Kuppen sind die Bestände teilweise dünn aufgelaufen.

Einen höheren Ertrag verspricht nach Blöckers Bonitur der Winterweizen. Extrem schwer zu schätzen sei der Winterraps. „Ich erwarte eine etwas unterdurchschnittliche Ernte“, so Malte Blöcker, der zu Wochenbeginn gemeinsam mit Bauernpräsident Detlef Kurreck zur Erntepressekonferenz des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern nach Wanzka eingeladen hatte.

„Jetzt ist die Ernte in allen Regionen im Gange, wenn auch wegen der durchwachsenen Witterung stockend“, sagte Detlef Kurreck. Mit einer Rekordernte sei wohl nicht zu rechnen. Zwar habe der Herbst 2015 normale Regenmengen gebracht. „Kahlfröste im Januar haben aber viele Getreide- und Rapsbestände stark geschädigt und zu massiven Auswinterungen geführt. Schätzungsweise bis zu 20 000 ha wurden landesweit umgebrochen“, so Kurreck.

Wer geschädigte Pflanzen stehen ließ, sah oft dünne und lückige Bestände heranwachsen, „blühende Felder“ mit viel Platz für Unkräuter. Ein warmer und trockener Mai  sorgte regional für frühe Abreifeerscheinungen im Getreide. „Teilweise wurde in den vergangenen Tagen notreife Wintergerste mit extrem niedrigen Hektolitergewichten geerntet“, ließ Kurreck durchblicken. Auch bei den anderen Getreidearten und Raps halten sich die Ertragsaussichten in Grenzen – vor allem aufgrund der Auswinterungsschäden. „Abhängig von Wasserversorgung und Bodengüte zeigten Wintergetreide- und -rapsbestände mit Ausnahme von Westmecklenburg mehr oder weniger deutliche Trockenschäden“, erläuterte Kurreck. Mit der Blüte seien örtlich Rapspflanzen „umgefallen“. Ursachen dafür wären Schädlingsbefall durch die Kohlfliege, Auswinterung und Befall mit pilzlichen Schaderregern. „Nach dem Anwendungsverbot für die neonikotinoide Rapsbeize sind wir 2015 mit einem blauen Auge davongekommen. In diesem Jahr wirkt sich das Verbot viel negativer aus.“

Frische Liquidität

Bei Wintergetreide und -raps erwartet der Bauernverband regional große Ernteunterschiede, durchschnittlich ca. 20 bis 25 % weniger Ertrag als 2015. Bei Sommergetreide rechnet man mit einem Minus von 10 bis 15 %, bei Ackerfutter und auf dem Grünland mit stark schwankenden Erträgen.

Die Preise für Getreide und Raps bleiben teils deutlich hinter denen der vergangenen drei Jahre zurück. „Die Einnahmen werden nicht reichen, um die Milchproduktion mit Erlösen aus dem Ackerbau zu stützen. Aber sie verschaffen neue Liquidität. Die brauchen viele Betriebe jetzt am dringendsten“, betonte Kurreck.