Honorierter Ausstieg aus der Schweinehaltung
Ferkelerzeuger und Schweinemäster stehen im Mittelpunkt der Diskussion um Tier- und Umweltschutz. Neben der Förderung des Umbaus von Ställen kann die bezahlte Stilllegung eine Alternative sein. Eine Umfrage zeigt, dass deutsche Landwirte großes Interesse an dieser Möglichkeit hätten.
Von Daniel Schröer, INSA Thiermann und Prof. Dr. Uwe Lataczlohmann, Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel
Vielfältige Probleme im Hinblick auf Umwelt- und Tierschutz in der Schweinehaltung stoßen auf immer größere gesellschaftliche Kritik. Daraus wiederum folgen steigende gesetzliche Anforderungen an die Landwirte: Die neue Düngeverordnung, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration und der Ausstieg aus dem Kastenstand. Zu allem Überfluss kam dann im September auch noch die Afrikanische Schweinepest ins Land, nachdem das Jahr 2020 für die Schweinehalter bis dahin wirtschaftlich gut gelaufen war. Und nun noch das: Coronabedingt stauen sich die Schweine vor den Schlachthöfen. Das bringt für viele das Fass zum Überlaufen. Einfach hinzuschmeißen ist allerdings für viele Betriebsleiter auch keine Option. Die Kreditraten für den Stall laufen weiter, und betriebliche Verflechtungen sind oft auf die Schweine zugeschnitten. Hinzu kommen persönliche Gründe, die für ein „Weitermachen“ in der Krise sprechen. Die Aufgabe der Tierhaltung fällt schwer und braucht meistens einen akuten Auslöser, zum Beispiel die Hofübergabe oder notwendige Reinvestitionen.
„Warme Sanierung“ auch in Deutschland?
Wie kann eine Neuausrichtung der Tierhaltung erfolgen, ohne dass sie den wirtschaftlichen Ruin für viele Tierhalter darstellt? Die Antwort auf diese Frage lautete in den Niederlanden „warme Sanierung“. Das Programm sieht unter anderem die staatlich finanzierte Aufgabe der Schweinehaltung in den viehintensiven Regionen vor, und das Interesse der niederländischen Landwirte an diesem „sanften“ Ausstieg ist bekanntlich groß. In Deutschland wird ein solches Programm von vielen Politikern vehement abgelehnt. Noch. Denn dass sich auch viele deutsche Betriebsleiter einen sanften Ausstieg aus der Schweinehaltung vorstellen könnten, zeigen Umfrageergebnisse der Uni Kiel.
Hypothetische Ausstiegsprogramme
Das Forscherteam hat Einflussfaktoren auf die Bereitschaft zur Teilnahme an Ausstiegsprogrammen untersucht. Dazu konnten die teilnehmenden Schweinehalter zwischen unterschiedlichen, wohlgemerkt hypothetischen, Programmen oder dem Weiterbetrieb der Ställe wählen. Die möglichen Ausstiegsprogramme unterscheiden sich in den Merkmalen, die für die Landwirte entscheidungsrelevant sind: Wie hoch ist die Kompensationszahlung? Wie wird gezahlt: Jährlich wiederkehrend oder als Einmalzahlung? Müssen die stillgelegten Ställe abgerissen werden? Darf man neu bauen und, wenn ja, nur Tierwohlställe? Darf man in Zukunft Wirtschaftsdünger von anderen Betrieben aufnehmen? Details dazu in Tabelle 1. Aus diesen Merkmalen hat das Forscherteam Wahlkarten zusammengestellt – ein bisschen so wie bei der Bundestagswahl. Nur dass man sich nicht für eine Partei, sondern für ein Ausstiegsprogramm entscheiden musste oder halt für die Nicht-Teilnahme am Programm. Ein Beispiel einer Wahlkarte ist in Tabelle 2 zu sehen.
Hohe Akzeptanz vor ASP und Corona-Stau
Die Resonanz auf die Umfrage war enorm: Von Juli bis Mitte September 2020 haben 445 Landwirte den Fragebogen vollständig ausgefüllt und zahlreiche Kommentare geschrieben.
Da das Aufkaufprogramm der „warmen Sanierung“ explizit die Schweinehochburgen der Niederlande betrifft, konzentriert sich auch die Kieler Studie auf die entsprechenden Regionen im Nordwesten Deutschlands. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer kommen aus der Viehhaltungshochburg. Für die Auswertung werden Sauen- und Mastschweineställe … (€)
Lesen Sie die Reportage (+ weitere Tabellen) in voller Länge in der Ausgabe 03 der Bauernzeitung.