Russlands größten Erzeuger freut der Milchpreis

Milchviehstall der EkoNiva-Gruppe in der sibirischen Region Nowosibirsk. Die durchschnittliche Tagesleistung der Kühe im Gesamtunternehmen wird mit 28,75 kg angegeben. (c) EkosemAgrar
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Der deutsche Unternehmer Stefan Dürr baut die EkoNiva-Gruppe weiter aus. In diesem Jahr gingen neun weitere Milchviehanlagen Betrieb, elf sind im Bau. Den Erzeugerpreis von 43 bis 45 Cent nennt er „wirklich gut“.

Die Unternehmensgruppe EkoNiva des aus Baden-Württemberg stammenden Landwirts und Unternehmers Stefan Dürr hat im laufenden Jahr seinen Milchkuhbestand in Russland um rund 41 Prozent auf 89.000 Tiere erweitert. Bis Jahresende rechnet der größte Milcherzeuger des Landes mit 100.000 Kühen in zwölf Regionen. Anfang November wurden erstmals mehr als 2.300 Tonnen Milch pro Tag erzeugt, eine Vervierfachung in drei Jahren.

„Die Wachstumskurve wird zwar abflachen, aber unser Ziel bleibt es, in ganz Russland Milch zu erzeugen“, sagte Dürr am Mittwoch am Rande der Agritechnica vor Journalisten. Zugleich werde die Milchverarbeitung zu einem neuen Hauptgeschäftsfeld. Die Vermarktung erfolgt über Handelsketten wie Globus oder Metro. Dort liege der Anteil der Marke EkoNiva in den Regalen derzeit bei fünf Prozent, Marktführer sei Danone mit neun Prozent, berichtete Dürr. Seit Kurzem ist auch Biomilch im Angebot, die sowohl nach russischem als auch nach EU-Standard zertifiziert ist.

Guter Auszahlungspreis für Erzeuger

Den Auszahlungspreis für Erzeuger in Russland von umgerechnet 43 bis 45 Eurocent je Kilogramm nannte Dürr „wirklich gut“. Eine der Ursachen sieht er darin, dass im Preistal des vorigen Jahres mit 32 ct viele Betriebe die Milchproduktion aufgaben. Einen Anstieg der russischen Gesamterzeugung kann Dürr, der seit Februar Vorsitzender des Verbandes der Milchproduzenten (Sojusmoloko) ist, daher nicht feststellen.

Stephan Dürr während der Pressekonferenz in Hannover.
Stefan Dürr während der Pressekonferenz in Hannover.
(c) Ralf Stephan

Auf die Frage, ob und wann die russische Landwirtschaft zum Wettbewerber für die EU-Landwirte werden könnte, verwies Dürr zunächst auf den Nachholbedarf des russischen Marktes. Allerdings bleibe es auch sein Unternehmensziel, internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. „Wir sehen schließlich die höhere Kaufkraft auf den westlichen Märkten“, sagte er. Die Diskussionen in der deutschen Landwirtschaft verfolge er aufmerksam. Nach seinem Eindruck müsse es ihr gelingen, den Verbrauchern „mehr als den Liter Milch oder ein Schnitzel zu verkaufen“. Im Preiswettbewerb ohne einen Mehrwert für die Leistung, die heimische Bauern „um das reine Produkt herum“ bieten, sei die deutsche Landwirtschaft chancenlos gegen starke Exporteure aus der Ukraine, aus Russland oder Südamerika.

„Dass die deutschen Verbraucher viel Geld für Schnickschnack an ihrem Auto ausgeben, aber kaum etwas für Schnickschnack an ihren Lebensmitteln übrig haben, können wir nicht ihnen anlasten, sondern allein uns Landwirten selbst“, sagte Dürr, der für EkoNiva-Produkte ein aufwändiges Marketing betreibt. So wurde zur Markteinführung in Kaluga auf dem Parkplatz des Supermarktes ein mobiler Stall mit Kühen und Kälbern sowie zahlreichen Verbraucheraktionen aufgebaut. Auf den mit seinem Bild bedruckten Milchpackungen gibt er persönlich ein Qualitätsversprechen ab, das mit Werbung auf den Social-Media-Kanälen begleitet wird.

Am Rande wies der Unternehmer darauf hin, dass am 1. Januar 2020 in Russland ein neues Bio-Gesetz in Kraft tritt. Damit ende die gegenseitige Anerkennung der Bio-Siegel. „Das betrifft weniger die russischen Exporteure, sondern vor allem die EU-Ware. Für sie wäre der Markt auf einen Schlag weg.“ In Russland werde deshalb intensiv über eine befristete Ausnahmegenehmigung diskutiert, da das Angebot heimischer Ökoprodukte noch nicht attraktiv genug sei. ste