Fleischrindbullen-Auktionen: Online unterm Hammer

Dreharbeiten in Bottmersdorf: Züchter Michael Arndt führt den künftigen Auktionsbullen, Gernot Pohl filmt mit spezieller Videotechnik. Der Fleischrindexperte ist auch erfolgreicher Naturfotograf und hat sein Repertoire berufsbedingt um die Kuhfotografie erweitert. (c) RinderAllianz
Tierhaltung
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Die RinderAllianz fasst ihre Fleischrindbullen-Auktionen 2021 pandemiebedingt zu einer Veranstaltung zusammen, die am 2. März erstmals im digitalen Format stattfindet.

Das Interwiew führte Detlef Finger

Die Fleischrindbullen-Auktionen haben lange Tradition. Doch wie werden sie in diesem Jahr vonstattengehen? Wir haben uns bei Dr. Sabine Schmidt, Leiterin der Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Mecklenburg-Vorpommern und bei Gernot Pohl, Geschäftsführer der Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Sachsen-Anhalt, nach Einzelheiten erkundigt.

Ende Februar, Anfang März finden traditionell die Auktionen der RinderAllianz GmbH für Fleischrindbullen in SachsenAnhalt und Mecklenburg-Vorpommern statt. Was wird 2021?
Schmidt: Ursprünglich waren zwei Verkaufsveranstaltungen geplant – mit rund 40 Bullen in Bismark und etwa 60 Bullen in Karow. Aufgrund der Unwägbarkeiten durch Corona fiel bei der RinderAllianz schon im November die Entscheidung, beide Auktionen auf einen Termin zu vereinen und online durchzuführen. Wir wollten damit vor allem Planungssicherheit erreichen, sowohl bei den Züchtern als auch bei uns.
Pohl: Besonders wichtig war uns dabei, diese Entscheidung gemeinsam mit allen Beteiligten zu treffen. Am 3. Dezember fand dazu eine erste Videokonferenz mit allen interessierten Züchtern statt. Sie war ein echter Erfolg, denn wir bekamen noch viele gute Hinweise, zum anderen überzeugte das gemeinsame, zielgerichtete Agieren auch die letzten Skeptiker.

Dr. Sabine Schmidt leitet die Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Mecklenburg-Vorpommern.
Dr. Sabine Schmidt leitet die Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Mecklenburg-Vorpommern. (c) RinderAllianz

Wann findet die Auktion statt?
Schmidt: Als Termin für unsere Online-Auktion haben wir damals den 2. März 2021 festgelegt. Daraus ergaben sich die Schritte zur weiteren, zielgerichteten Vorbereitung. Bis 20. Dezember hatte jeder Züchter Gelegenheit, seinen Bullenjahrgang noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Neben körperlicher Entwicklung, Tageszunahmen, Fitness und Korrektheit spielt auch die Abstammung der Tiere eine sehr große Rolle.
Pohl: Natürlich sind auch die Zuchtwerte entscheidend. Gerade rechtzeitig, am 18. Dezember, hat das Rechenzentrum VIT dann die Ergebnisse der aktuellen Zuchtwertschätzung veröffentlicht, die wir sofort an die Züchter weitergegeben haben. Mit diesem Wissen und ihren eigenen Erfahrungen haben die Züchter ihre Kandidaten für die Auktion festgelegt.

Wie ging es danach weiter?
Schmidt: Zwischen 21. und 23. Dezember gab es fünf Videokonferenzen mit den Züchtern der Hauptrassen. Aus deren Anmeldungen ergaben sich anfangs 125 Bullen der Rassen Angus, Blonde d‘ Aquitaine, Charolais, Fleckvieh-Simmental, Gelbvieh, Limousin und Uckermärker. In den Rassekonferenzen hatte jeder Züchter Gelegenheit, seine Bullen vorzustellen und mit den anderen zu vergleichen. Zielvorgabe war, die Tiere müssen in allen Punkten überzeugen und möglichst viele verschiedene Vaterlinien repräsentieren. Letztlich hat sich das Feld der infrage kommenden Bullen auf 110 verringert, darunter 22 aus der Eigenleistungsprüfstation Laage. Für alle Bullen begann dann die zielgerichtete Vorbereitung. Obwohl die Auktion online durchgeführt wird, besteht der hohe Anspruch, dass jeder Bulle wie gewohnt halfterführig und mit einem Nasenring angeboten wird.

Gernot Pohl führt die Geschäfte der Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Sachsen-Anhalt.
Gernot Pohl führt die Geschäfte der Abteilung Fleischrind der RinderAllianz GmbH in Sachsen-Anhalt. (c) RinderAllianz

Ist eine derartige Online-Veranstaltung Neuland für Sie?
Pohl: Als RinderAllianz konnten wir voriges Jahr erste, sehr gute Erfahrungen sammeln. So wird unser Partner für die Fleischrindbullen wieder die Live-Sales GmbH, Wettringen, sein. Im Gespräch mit den Spezialisten ergab sich, dass die im Internet angebotenen Bullen für interessierte Käufer in der Bewegung sichtbar sein müssen. Das hieß für uns, die Bullen im jeweiligen Züchterstall zu filmen. Diese Aufgabe galt es optimal vorzubereiten. Denn der am Ende ins Internet gestellte, etwa 40 Sekunden lange Videoclip ist in nicht unbeträchtlichem Maße kaufentscheidend.
Schmidt: Wir haben die dazu nötigen Details mit allen Züchtern per Videokonferenz besprochen. Obwohl die Aufgabe für viele von ihnen neu war, zogen alle mit. Weil die Bullen vom Burgenlandkreis bis zur Insel Rügen stehen, musste der Zeitplan klar und straff organisiert sein. Für die Film- und Fotoaufnahmen inklusive Bearbeitung stand uns mit Gernot Pohl ein auch auf diesem Gebiet bewanderter Fachmann aus den eigenen Reihen zur Verfügung.

Wie ist der weitere Zeitplan?
Pohl: Die Termine sind klar gesetzt. Seit 1. Februar kann der Katalog auf der Internetseite der RinderAllianz (www.rinderallianz.de) heruntergeladen werden. Ab 15. Februar werden alle Bullen auf der Plattform von Live-Sales mit Körergebnis, Foto, Video und Beschreibung veröffentlicht. So können sich im Vorfeld alle Interessenten umfassend informieren. Der Zugang zu Live-Sales erfolgt via Link von der RinderAllianz-Webseite. Bei Live-Sales ist noch eine Registrierung erforderlich. Registrierte Nutzer können ab 28. Februar, 10 Uhr, in einem Warm-Up erste Gebote auf die Bullen abgeben. Am 2. März findet ab 13 Uhr die Auktion statt. Hier starten die Bullen in Katalogreihenfolge mit dem letzten Gebot aus dem Warm-up. Per Live-Stream aus dem Live-Sales-Studio werden die Bullen im Finale kurz vorgestellt, im Hintergrund die Videos eingeblendet und durch Auktionator Claus-Peter Tordsen die Gebote bis zum Zuschlag „eingeholt“. Für Zuschauer und Bieter ist die Plattform selbsterklärend, das Bieten erfolgt durch Klicks auf entsprechende Buttons. Der Bieter erkennt online sofort, wenn das Gebot auf den Bullen bei ihm liegt. Nach dem Zuschlag erhält der erfolgreiche Käufer eine Mail mit allen Details. Wir nehmen im Übrigen auch Kaufaufträge entgegen.

Und wie gelangen die Bullen zu ihren neuen Besitzern?
Schmidt: Die Abholung der Bullen durch den Käufer erfolgt ab Verkäuferbetrieb oder – wenn gewünscht – ab Sammelstelle Bismark oder Karow. Auf Wunsch übernehmen wir die komplette Transportorganisation. Ab drei Zukaufsbullen pro Käufer ist der Transport bis 300 Kilometer Entfernung kostenfrei. Für alle Bullen erfolgt übrigens kurz vor der Auktion eine nochmalige Blutuntersuchung. Sicherheit hat für uns und unsere Züchter höchste Priorität.


Für alle Fragen zur Online-Auktion und zu den angebotenen Fleischrindbullen: Gernot Pohl, Tel. (01 70) 8 33 13 50, Dr. Sabine Schmidt, Tel. (01 60) 97 80 27 20