Ein Jungrind als Geldanlage
Das Jungrind Poshspice trägt Doppelender-Gen für mehr Fleischansatz – und wurde für rekordverdächtige 299.000 Euro verkauft.
Von Stefan Schams, RinderAllianz GmbH
V12-Motor, zwei Turbolader und 571 PS, Vierradantrieb und Vierradlenkung – der neue RollsRoyce Ghost bietet sehr viel für 297.500 Euro. Das teuerste jemals verkaufte Limousinrind weltweit heißt Wilodge Poshspice und kostete noch mehr: Die 14-monatige Färse wurde am 29. Januar 2021 in Carlisle (Vereinigtes Königreich) für umgerechnet 299.000 Euro versteigert.
Gezüchtet wurde das Tier von Christine Williams und Paul Tippetts auf der Lodge Hill Farm in der Grafschaft Shropshire, England. Gekauft wurde das Rind von Charlie Boden, Sportmans Herd und Allan Jenkinson, Whinfellpark Herd als Gemeinschaftsbesitz. Für die beiden Käufer war sowohl das Erscheinungsbild des Tieres als auch die Informationen der Vorfahren (Pedigree) kaufentscheidend. Betrachtet man Poshspice vom Visuellen her, bildet das Tier perfekt den Rassetyp der Limousin ab.
Stretch-Limousine
Mit einer enormen Länge in der Mittelhand, den rassetypischen Aufhellungen um die Augen und dem Flotzmaul sowie im Innenbereich der Fundamente glänzt das Tier mit einer entsprechenden femininen Ausstrahlung. Als Vertreterin der Fleischrinder zeigt Poshspice eine enorme Fleischanlage im Rücken- und Keulenbereich. Abgerundet wird das Erscheinungsbild von sehr straffen Körperübergängen, einem breit angelegten Becken und sehr guten Fundamenten. Ein Blick auf das Pedigree offenbart das weitere Potenzial von Poshspice.
Der Vater, Ampertaine Elgin, bringt entsprechende Länge und Breite mit, bei einem sehr hohen Fleischansatz. Er selbst wurde seinerzeit für 32.000 Britische Pfund verkauft und führt berühmte Namen wie Samy, Broadmeadows Cannon und Sebastien in seinem Pedigree. Mütterlicherseits geht Poshspice auf Milbrook Gingerspice zurück, welche dreimal in Folge als Supreme Champion die Balmoral Show gewinnen konnte. Sie selbst geht auf den Bullen Wilodge Vantastic zurück.
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Mutation für Superkräfte
Eine weitere Besonderheit von Poshspice ist, dass sie das sogenannte Doppellender-Gen Q204X trägt. Die verschiedenen Mutationen der Doppellendergene führen dabei zu einem übermäßigen Muskelwachstum und haben weitere positive als auch negative Eigenschaften. Als positive Eigenschaften seien genannt: erhöhte Muskelmasse, weniger Knochenmasse, bessere Futtereffizienz und höhere Ausbeute der Schlachtkörper (Fleischausbeute).
Die fast gesamte Limousin-Population ist Träger einer anderen Doppellender-Mutation, der sogenannten F94L-Variante. Die als „Profit Gene“ bezeichnete Mutation verbessert den Fleischansatz und hat dabei keinen negativen Einfluss auf etwa das Geburtsgewicht oder den Kalbeverlauf. Die Kombination der beiden Doppellender-Varianten führt dann natürlich zur einer extremen Ausprägung der Bemuskelung, wie es auch unschwer an Poshspice zu erkennen ist.