Gemeinsam stärker
Wenn es die Umstände schwer machen, als einzelner Landwirt zu wirtschaften, kann ein Betriebszusammenschluss der richtige Weg sein. In der Bretagne in Frankreich funktioniert dies gut.
Von David Benzin
Niedrige pH-Werte und steinige Böden – mit diesen Eigenschaften lassen sich die meisten Ackerböden in der französischen Bretagne treffend beschreiben. Die besten Voraussetzungen für gute Erträge stellen diese Bodeneigenschaften aber nicht dar. Trotzdem wird in der Region erfolgreicher Ackerbau betrieben. Und nicht nur das, denn auch Milchrinder gehören dort in das typische Landschaftsbild. Die drei Landwirte Michel Gadby, Serge Tramhel und Laurent Cherruault folgten dieser Tradition ebenfalls, bis sie sich vor zwölf Jahren dazu entschieden, gemeinsam Landwirtschaft zu betreiben und ihre Ressourcen zu bündeln.
Kürzlich haben rund 30 Landwirte aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen die Franzosen besucht und Einblicke in die französiche Landwirtschaft bekommen. Der Betrieb der drei Pioniere liegt in Coesmes, südlich von Rennes in der Bretagne. Es ist ein Gemischtbetrieb mit Ackerbau und Milchviehhaltung. Auf insgesamt 200 ha werden Marktfrüchte und Futter angebaut. 60 % der Fläche sind im Eigentum, 40 % werden dazu gepachtet. Die durchschnittliche Betriebsgröße in der Region beträgt 60 ha.
Milch aus frischem Raps?
Die 100 Milchkühe erzeugen rund 1 Mio. kg Milch pro Jahr, was einer Milchleistung von etwa 9.500 kg pro Tier entspricht. Bei der Fütterung der Milchrinder setzt der Betrieb auf Grassilage im Stall und etwas Weidehaltung. Die meiste Zeit verbringen die Kühe allerdings in einem Liegeboxenlaufstall – eher untypisch für die Region, in der die meisten Kühe auf der Weide stehen. Die Entscheidung gegen die permanente Weidehaltung beruht auf der genaueren Kontrolle der Futteraufnahme. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Kühe mit frisch gemähtem Raps gefüttert werden.
Betriebsspiegel
Lage: Coesmes, südlich von Rennes, Bretagne
Boden: sandiger Lehm
Ackerfläche: 160 ha
Grünland: 40 ha
Fruchtfolge: WW-Silomais-WW-Raps (immer mit Untersaat)
Anbauumfänge: – 80 ha Weizen (80dt/ha) – 40 ha Raps (50 dt/ha) – 40 ha Silomais
Tierhaltung: 100 Milchkühe
Besonderheiten: Frischrapsfütterung, Mitglied in einer Maschinengemeinschaft
Der Futterraps hat den Vorteil, dass weniger Kraftfutter nötig ist und mehr Phase im Grundfutter vorhanden ist. Mitte bis Ende August wird der Raps wie üblich ausgesät und im Acht- bis Zehnblattstadium gemäht. Seit zwei Jahren füttern sie Raps, da das Kraftfutter zu teuer geworden ist. Maximal zwei Monate dient der Raps dann als Bestandteil im Grundfutter. Von den 40 ha Raps im Ackerbau werden rund 7 ha in der Fütterung eingesetzt. Um die Milchkühe kümmert sich vorrangig Laurent Cherruault. Unterstützt wurde er dabei von einer Praktikantin.
Nach Raps kommt Mais
Der Pflanzenbau ist Steckenpferd der beiden anderen Partner Michel Gadby und Serge Tramhel. Der Raps, der als Marktfrucht angebaut wird, liefert in normalen Jahren einen Ertrag von 50 dt/ha. In diesem Jahr fiel er aufgrund der Trockenheit aber wesentlich schlechter aus – nur 15 dt/ha holten sie vom Feld. Die Aussaat erfolgt mit Klee und anderen Leguminosen als Untersaat. Die Rapsmahd erfolgt dann ab Oktober. Das Untersaatgemenge wächst nach der Mahd weiter und wird wieder als Grundfutter mitgenutzt. Angebaut wird eine speziell für die Fütterung geeignete, ungebeizte Rapssorte, welche nicht mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt wird. Der Raps im Marktfruchtanbau hingegen wird konventionell angebaut.
Nach Raps folgt Silomais als Fruchtfolgeglied. 10 % vom Silomais gehen in die Pelletproduktion. 90 % dienen als Futter für die Milchkühe. Vor der Maisaussaat werden 30 m3 Gülle pro Hektar ausgebracht. Körnermais baut der Betrieb nicht an, da die Preise zu niedrig sind. Die vorhandene Bodenart ist sandiger Lehm mit wenig Tonanteil. Der Humusanteil beträgt etwa 3,5 %. Die steinigen Böden erschweren den Ackerbau jedoch etwas. Vor der Saat wird der Boden tiefengelockert. Es wird allerdings versucht, die Bodenbearbeitungsgänge so weit wie möglich zu reduzieren. Im Weizen erntet der Betrieb in normalen Jahren 80 dt/ha. Der Anbau von Qualitätsweizen lohnt sich in der Region aber nicht, denn es werden nur 2 €/t mehr pro Prozentpunkt Proteingehalt von der abnehmenden Hand gezahlt.
Aus diesem Grund ist der Betrieb in einer Gemeinschaft mehrerer Landwirte engagiert. Innerhalb dieser wird der Weizen aller Mitgliedsbetriebe miteinander gemischt, um auf die gewünschten Qualitäten zu kommen. Außerdem ist der Betrieb Mitglied in einer Maschinengemeinschaft. Darin erhält jeder Betrieb basierend auf einem Punktesystem eine Bewertung der zur Verfügung gestellten Maschinen. Der Betrieb mit den meisten Punkten erhält dann einen finanziellen Ausgleich.
Düngung und Gülleeinsatz
Der Betrieb fährt eine Düngungsstrategie, in der die erste Düngegabe aus AHL besteht und direkt im Anschluss mit 25 kg N/ha aus Schweinegülle von einem Nachbarbetrieb auf insgesamt 120 kg N/ha ergänzt wird. Zur dritten Gabe werden 50 kg N/ha in Form von KAS gedüngt. Die Gesetzgebung zum Gülleeinsatz ist in Frankreich sehr streng. Ein besonderes Problem ist, dass sich die Regelungen zum Gülleeinsatz von Region zu Region unterscheiden und sich der Betrieb genau im Grenzgebiet zwischen der Bretagne und der Normandie befindet. Bis zum 15. September ist die Gülleausbringung gestattet, wenn sie auf eine geschlossene Pflanzendecke erfolgt.
In diesem Jahr gab es jedoch eine Ausnahmeregelung, aufgrund der Trockenheit. Der Glyphosateinsatz in Frankreich wird wohl innerhalb der nächsten zwei Jahre verboten, sagt Serge Tramhel. Mit dem Generationswechsel in der Landwirtschaft ist es auch in Frankreich schwer. Viele junge Leute wollen nicht in der Landwirtschaft arbeiten. Auf vier Landwirte, die aufhören, kommt nur ein Nachfolger. Um diesem Trend zu entgegnen, hält Serge Tramhel engen Kontakt zu den Universitäten und bildet oft Praktikanten aus. Auch beim Generationswechsel kann ein Betriebszusammenschluss also Vorteile haben.
FAZIT
Die Landwirtschaft im Norden Frankreichs ist vergleichbar mit der deutschen. Man steht in Pflanzenschutz und Düngung vor den gleichen Herausforderungen. Die Betriebe müssen innovativ sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Betriebszusammenschluss kann da der richtige Weg sein.