Feuer frei: Schilfgürtel in ASP-Kerngebiet gezielt abgeflammt
Am Mittwoch wurden in der Neuzeller Niederung im ASP-Kerngebiet knapp vier Hektar Schilfgürtel kontrolliert abgebrannt. Wildschweinen soll die Rückzugsmöglichkeit genommen werden. Eine Mahd wäre nicht nur aus Gründen des Emissionsschutzes besser gewesen, mahnt der Landesjagdverband an. Alles nur eine Frage der Kosten?
Die Aufregung am Mittwoch ist groß. Ein Schilfgürtel steht in Flammen, Rauch steigt zum Himmel, übrig bleibt eine verkohlte Fläche. Die Fläche gehört dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der mit der Aktion einverstanden ist. Sie soll der Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) dienen, indem Wildschweinen die Rückzugsmöglichkeiten genommen wird. Im ASP-Kerngebiet, das nach dem ersten ASP-Fund Anfang September 2020 ausgewiesen wurde, wurden seitdem über 300 positiv auf ASP beprobte Wildschweinkadaver gefunden und geborgen. Die gesamte Fläche umfasst etwa 150 km², grenzt im Osten direkt an die Oder und beinhaltet neben dem Dorchetal auch die Neuzeller Niederung. Diese beiden Gebiete sind besonders von dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest betroffen. Bereits am 24. Februar hatte der Landkreis die Maßnahme angekündigt.
Der örtliche Jagdverband Eisenhüttenstadt habe der Maßnahme bereits bei Beginn der Planung skeptisch gegenübergestanden, heißt es vonseiten des Landesjagdverbandes Brandenburg e. V.. Im weiteren Planungsverlauf seien Landwirte, Naturschutzverbände und der regionale Jagdverband zur Lösungsfindung mit eingebunden worden. „Besonders der geplante Zeitansatz war im Hinblick auf die anstehende Brut- und Setzzeit als kritisch einzuschätzen“, so der LJV. Die aufgeführten Bedenken seitens der örtlichen Jägerschaft hätten dazu geführt, dass die Ausmaße der zum Abbrennen vorgesehenen Flächen um 90 Prozent reduziert wurden. Das Ergebnis zeige die Kooperationsbereitschaft der zuständigen Behörden mit den Partnern vor Ort.
++ ASP-Newsticker ++
In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr
Verjüngung der Schilfflächen erwünscht
Die jetzige Versuchsfläche ist Eigentum des Naturschutzbund Deutschland (NABU), der das Abbrennen des Altschilfes befürwortet. Der Landkreis Oder-Spree erläutert: „Die Maßnahme wurde bereits im Vorfeld mit der staatlichen Vogelschutzwarte Nennhausen, mit den anerkannten Naturschutzverbänden, dem Naturschutzbeirat des Landkreises sowie der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Auch aus ornithologischer Sicht wird eine Entbuschung und Verjüngung der Schilfflächen für einen langfristigen Erhalt des Schilfbestandes und somit der Erhalt von Nistgebieten der schilfbrütenden Vogelarten (unter anderem Wiesenbrüter) begrüßt.“
Weiter heißt es: „In der Neuzeller Niederung, die Teil des europäischen Vogelschutzgebietes (SPA) Mittlere Oder ist, arbeitet seit einigen Jahren eine Gruppe ehrenamtlichen Ornithologen mit der unteren Naturschutzbehörde und der bewirtschaftenden Agrargenossenschaft aktiv in einem Projekt zum Wiesenbrüterschutz zusammen. Hierbei wird das Brutgeschehen systematisch beobachtet und dokumentiert. Zunehmend musste in den vergangenen Jahren festgestellt werden, dass der hohe Schwarzwildbestand eine ernstzunehmende Gefahr für die Bruterfolge der Wiesenbrüter darstellte. Um die bekannten Brutflächen zu schützen, wurde im Jahr 2020 damit begonnen, diese elektrisch einzuzäunen und die Wildschweine somit von den Gelegen der am Boden brütenden Wiesenbrüter fernzuhalten. Durch die Entbuschung der Schilfbestände werden die Habitatbedingungen für viele schilfbrütende Vogelarten aufgewertet, sodass eine Verbesserung der Brut- und Lebensräume im Vogelschutzgebiet erreicht wird.“
ASP: Abbrennen nicht mit Emissionsschutz vereinbar
Beim Nabu gebe es Überlegungen, die mittels Brand verjüngten Schilfbestände zukünftig in einem Rhythmus von drei bis fünf Jahren mosaikartig während der Zeit von gefrierendem Boden zu verjüngen. Damit würden die Schilfbestände langfristig so beschaffen sein, dass sie sich in unterschiedlichen Aufwuchsstadien befinden und die besten Voraussetzungen für die Artenvielfalt bieten.
Der Landesjagdverband macht darauf aufmerksam, dass das Abbrennen mit Emissionsschutz nicht vereinbar ist. „In Zukunft sollte auf die zwar kostenintensivere, aber umweltschonende Mahd zurückgegriffen werden“, sagt Mario Schüler vom Jagdverband Region Eisenhüttenstadt. Die betroffenen Jäger begrüßen die Anlage von Bejagungsschneisen, die von der Jägerschaft als deutlich zielführender bewertet wird.