TLPVG: Nachhaltige Mäuseplage
Im Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut in Buttelstedt hat man noch immer an den Feldmausschäden des Vorjahres zu knabbern. Dennoch kamen die Winterkulturen gut ins Frühjahr und wächst die Leguminosenfläche.
In der Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH (TLPVG) Buttelstedt sind die Winterkulturen gut in das Frühjahr gekommen. Geschäftsführer Dr. Sven Reimann und Pflanzenbauleiter Andreas Kröckel berichteten von insgesamt zufriedenstellenden Niederschlägen. Diese genügten jedoch nicht, an allen Standorten der 1.800 ha großen Bewirtschaftungsfläche die unteren Bodenschichten aufzufüllen. Abzuwarten bleibe, ob nach drei Dürrejahren die in der Region bekannte Vorsommertrockenheit wieder auftritt.
Die Feldmausplage 2020 und die daraus resultierenden Schäden beschäftigen das TLPVG noch immer. Zum Teil sind die Mäuse weiter aktiv, gerade im Winterweizen und -raps. Eine Bekämpfung im Spätsommer/Herbst blieb dem Betrieb verwehrt, weil nahezu alle Flächen dem Hamsterschutz unterliegen.
Feldmausschäden: viel futter wird nicht erwartet
200 ha Rapssaaten waren im vorigen September von Mäusen total geschädigt worden. Lediglich 50 ha stehen noch im Feld. Erstmals seit Jahren gibt es daher keine Sortendemonstration, weil diese sprichwörtlich ins Mauseloch fiel. „Auf den umgebrochenen Rapsflächen haben wir im Herbst alternative Kulturen gedrillt, wobei wir die Ernte und die auf diesen Flächen geplanten Fruchtfolgen im Auge behalten müssen“, so Reimann.
Während so die Winterweizen- und -gerstenfläche erhöht wurde, reaktivierte man den Dinkel wieder. Nach einer Anbaupause kommt in Kürze auch noch Öllein in den Boden. Zudem werden bis Ende April auf 50 ha Blühflächen angelegt. Knapp 20 Betriebe nutzen die Projektförderung des Umweltministeriums, auf von Mäusen geschädigten Rapsflächen in Hamsterschutzgebieten ersatzweise eine Blühmischung zu etablieren. Diese muss bis Ende September stehen bleiben: „Im Anschluss können wir nur Winterweizen drillen“, sagt Kröckel. Ersatz finden musste das TLPVG für kürzlich umgebrochene 20 ha Luzerne, die sich von den Feldmausschäden nicht erholte. Aktuell erfolgt auf ebenso von Nagern und der Trockenheit heimgesuchten 60 ha Dauergrünland eine Nachsaat. Viel Futter erwartet Reimann von den lichten Beständen nicht, „vielleicht wird es, wie 2020, etwas Heu“.
Neu in den Anbau, wenn auch nur versuchsweise auf zehn Hektar, kommt 2021 die Weiße Lupine. Mit Blauen Lupinen machte das TLPVG bereits Erfahrungen – dies allerdings vor der Zeit des Sojaanbaus. Letzterer erfolgt, begleitet von Herbizidversuchen, auf 35 ha. Mit 78 ha Ackerbohnen, davon 25 ha als Winterkultur, 106 ha Luzerne und fast 50 ha Erbsen ist Reimann zufolge der ackerbaulich maximal gebotene Anteil an Leguminosen ausgeschöpft. „Wir werden alle geernteten Leguminosen in unserer Milchkuhfütterung verwerten.“ Zum Futtermix gehört neben Silomais Winterfutterroggen als GPS (20 ha). Futterreserven konnte man in den Jahren 2019 und 2020, wie viele andere Betriebe auch, keine aufbauen.
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Feldtage weiterhin verschoben
Obwohl die Niederschläge im Herbst nach den Trockenjahren zu einem veränderten Mineralisierungsverhalten führen, gibt sich Andreas Kröckel mit den N-Salden zufrieden. Dies ist auch Ergebnis des angepassten Düngeregimes. Für den Betrieb kommt man nach der Stoffstrombilanzierung auf 37 kg N/ha. Die exakte Beprobung der Flächen im Rahmen der Gewässerschutzkooperation förderte 17 kg N/ha zutage, womit man sich im Mittel der Vorjahre bewegt. Den höheren Wert nach Stoffstrombilanzierung erklärt Reimann unter anderem mit der innerbetrieblichen Verwertung der Leguminosen. „Das eingekaufte Saatgut ‚belastet‘ unseren Saldo. Weil wir als Tierhalter die Ernte verfüttern, bleibt alles im System. So stehen wir bilanziell womöglich schlechter da als ein reiner Marktfruchtbetrieb.“
Mit Feldtagen rechnet TLPVG-Geschäftsführer Reimann coronabedingt im ersten Halbjahr nicht mehr. Vom Raps abgesehen, konnte man den Versuchsumfang beibehalten. Aktiv sind weiterhin das Praxiszentrum Ökologischer Landbau (PÖL) sowie das Projekt „Mechanische Unkrautbekämpfung“, beide im Auftrag des TLLLR in Buttelstedt etabliert und mit Mitteln des Agrarministeriums gefördert.
Die Unkrautbekämpfung in den Winterackerbohnen erfolgt zum Vergleich mit verschiedenen Maßnahmen, in diesem Abschnitt mechanisch. Wie auf Teilen des Winterweizens zeigt das Striegeln dabei gute Ergebnisse. Im Weizen sind die Mäuse noch immer aktiv.