Holz ist Mangelware
Die Baubranche und mit ihr das Handwerk klagen über Rohstoffknappheit und enorme Preise. Waldbesitzer profitieren von der Nachfrage noch nicht.
Von Frank Hartmann, Karsten Bär, AGE
Bauen ist derzeit teuer: Handwerker klagen deutschlandweit über Materialknappheit und deutlich gestiegene Preise für Holz. Thüringer Handwerkskammern berichten von Kurzarbeit, trotz voller Auftragsbücher. Die Preise für Holz auf dem Weltmarkt seien binnen Jahresfrist um 350 Prozent gestiegen. Auch die Preise für andere Rohstoffe zogen drastisch an.
weltweit reduzierte Produktions- und Transportkapazitäten
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sieht als Ursachen vor allem die weltweit reduzierten Produktions- und Transportkapazitäten infolge der Corona-Krise. „Die sprunghaft gestiegene Nachfrage in den USA bei gleichzeitig deutlich höheren Margen für die Produzenten lassen den Export über Gebühr wachsen und fegen den europäischen Markt leer“, so der Minister.
Um das Handwerk zu schützen, müsse der Bund über eine Anhebung der Exportzölle für Holz und andere Rohstoffe nachdenken oder befristete Exportbeschränkungen ins Kalkül ziehen, fordern die Kammern. Solche Maßnahmen durch die EU könnten Ultima Ratio sein, meint Tiefensee. Zuvor sieht er als mögliche Lösung eine schnelle Ausweitung der Stahl- und Kunststoffproduktion oder der Sägewerkskapazitäten.
Indes sagte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) zum Thema Holzpreise, dass politische Eingriffe in den Markt und den Export nicht statthaft seien und der Wirtschaft insgesamt mehr schaden als nützen könnten. Dennoch müsse man für Rohstoffsicherheit in Sachsen und Deutschland sorgen. Dass speziell beim Holz die Rohstoffproduktion Stellschraube sein könnte, wiesen er wie auch Forstminister Wolfram Günther (Grüne) zurück. Den Holzeinschlag zu erhöhen, sei für Waldbesitzer weder attraktiv noch nachhaltig. Stattdessen müsste von der EU auf faire Bedingungen am Weltmarkt gedrungen und für die Stärkung lokaler Wertschöpfungsketten gesorgt werden.
Produzenten schauen in die Röhre
Der Bundesstatistik zufolge erhöhten sich 2020 die deutschen Rohholz-Ausfuhren im Vergleich zum Jahr 2019 um 43 Prozent auf rund 12,7 Mio. m³. Auf Fichten- und Tannenholz entfielen davon 84 Prozent. Seit dem Jahr 2015 habe sich die Ausfuhrmenge mehr als verdreifacht.
Von dem Boom profitieren die Waldbauern bislang nicht. Zwar stiegen die Erzeugerpreise zuletzt leicht an, lagen aber im Februar 2021 noch um 2,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats und sogar 27 Prozent unter dem des Jahres 2015.
Holzverarbeiter hingegen sind die Gewinner. Am stärksten, nämlich um 20,6 Prozent, stiegen die Preise für Nadelschnittholz. Die Holzindustrie erreichte 2020 den Rekordumsatz von 6,5 Mrd. Euro, ein Plus von 18,3 Prozent zum Jahr 2015.
Bei der Arbeitsgemeinschaft Rohholz, ein Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden der Rohholzabnehmer, verstehe man, „dass angesichts der Preisrallye vieler Holzprodukte der Unmut bei den betroffenen Waldbesitzern groß ist“. Hier brauche es nach wie vor staatliche Unterstützung. Denn: „Wer kaum noch gesunden Wald hat, der profitiert auch nicht von steigenden Preisen und muss für die Aufforstung alle notwendigen Hilfen bekommen.“
Wie die Sägeindustrie hält die AG die Beschränkungen beim Einschlag frischer Fichten für kontraproduktiv. Baustoffhändler wie die BayWa AG rechnen damit, dass Rohstoffe noch einige Zeit knapp und teuer zu beschaffen sein werden. Auf Anfrage der Bauernzeitung erklärte der Konzern jedoch, dass sein Baustoffbereich durch ein „regionales Clustern“ große Lagerkapazitäten vorhalten und so die Lieferfähigkeit sichern könne. Ziel sei es, „die Bauprojekte unserer Kunden am Laufen zu halten“. Da könne eine Bestellung dann schon mal in Teillieferungen vereinbart werden, „um den Warenvorrat intelligent einzusetzen“.
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