Bewegung hinter den Strukturdaten
Die aktuell erhobenen Strukturdaten zu den landwirtschaftlichen Betrieben ergeben, dass vor allem im Westen und Süde die Größe der Betriebe zunimmt. Im Osten bleiben die Zahlen relativ stabil, jedoch bleibt der Bodenbesitz weiterhin breit gestreut.
Einen interessanten Trend bei den Betriebsstrukturen lassen die bisher bekannten Ergebnisse der Landwirtschaftszählung aus dem vorigen Jahr erkennen. Zwar hält die allgemeine und oft beklagte Entwicklung zu weniger und dafür größeren Betrieben an. Aber das Wachstum durch Verdrängung findet statistisch wahrnehmbar nur im Westen und Süden statt. Dort nahm die durchschnittliche Größe der Betriebe seit der letzten Zählung vor zehn Jahren von 41 auf 47 ha zu. Das sind rund 13 Prozent mehr. Ungefähr um denselben Wert (zwölf Prozent) schrumpfte die Zahl der Höfe. In den ostdeutschen Ländern dagegen blieb die Zahl der Betriebe fast konstant. Die durchschnittliche Größe ging sogar leicht um vier Hektar auf 222 ha zurück.
Bodenbesitz weiterhin breit gestreut
Tiefere Ursachen für die gegenläufige Entwicklung werden sich erst finden lassen, wenn die Statistiker des Bundes in den nächsten Wochen ihren vollständigen Bericht vorlegen. Dann wird sich vermutlich bestätigen, dass beileibe nicht alle Betriebe im Osten schrumpfen. Vielmehr dürfte den Ausschlag geben, dass große Unternehmen Teile ihrer Produktion auslagern und dafür kleinere Betriebe gründen.
Aber auch „echte“ Neugründer könnten hier eine erkennbare Rolle spielen. Zum einen, weil die Zahl von mutigen Pionieren mit innovativen Geschäftsideen und alternativen Landwirtschaftskonzepten vor allem in den letzten paar Jahren beinahe sprunghaft anstieg. Zum anderen, weil gerade diese „Start-ups“ in den meisten Fällen mit sehr geringer Flächenausstattung an den Start gehen.
Trotz stabiler Zahlen ist also auch im Osten Bewegung in der Struktur. Was sich bewegt und wohin sollte man sich genau ansehen. Denn daraus abzuleiten, mit der Betriebsstruktur im Osten sei alles zum Besten bestellt, könnte zu Fehlschlüssen führen.
Damit ist nicht nur die scheinbar allgegenwärtige Sorge vor landwirtschaftsfremden Großinvestoren gemeint. Auch wenn sie derzeit ein hochpolitisches Thema sind, werden zahlreiche Annahmen und Argumente nicht durch die wenigen wissenschaftlich belegbaren Fakten gedeckt. Die erste Studie des Thünen-Institutes zu Eigentumsstrukturen belegt, dass Bodenbesitz weiterhin breit gestreut ist. Und die Forschungsgruppe FORLand der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) um die Professoren Balmann und Odening warnt davor, auf der Basis dünner Fakten weitreichende regulierende Eingriffe in den Bodenmarkt vorzunehmen.(Bauernzeitung 18/2021, S. 20).
neue einstiegshilfen
Dennoch sind Probleme unübersehbar. Auf der einen Seite wird es für große Betriebe offenkundig immer schwieriger, die Nachwuchsfrage zu regeln. „Hofnachfolger“ aus der Branche zu finden, die auch mit Kapital für den Betrieb einstehen, scheint mindestens so schwierig wie in klassischen Familienbetrieben.
Auf der anderen Seite verlassen junge Agraringenieure (m/w/d) scharenweise Universitäten oder Hochschulen, um ihre Chance zu suchen. Oft jedoch bringen weder die bisherigen Leitlinien für ihre Karriereplanung noch die Strukturen und Rahmenbedingungen in der Praxis zusammen, was zusammengehört. Und mögen Parlament, Kommission und Rat im Brüsseler Trilog auch noch so engagiert um die Höhe der künftigen EU-Förderung für Junglandwirte ringen – schon jetzt ist klar, dass für die gewachsenen Strukturen ganz andere Einstiegshilfen gebraucht werden als ein paar mehr Euros aus dem Agrarhaushalt.
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