Strip-Till: Lockern mit wenig Erdbewegung
Mit geringerer Bearbeitungsintensität verspricht die Streifenbodenbearbeitung Strip-Till gegenüber der ganzflächigen Bodenbearbeitung Vorteile bei Wassereffizienz, Erosionsschutz und Produktionskosten, und dies trotz tiefer Lockerung in den Streifen. Dazu kann in zwei Ebenen Gülle oder Dünger platziert werden.
Nach 2002 kam das Thema Strip-Till in Deutschland auf. Für Mais und Soja wurde das Verfahren in Nordamerika schon länger angewendet. Vor zehn Jahren fingen hierzulande Landwirte und Lohnunternehmer vermehrt an, diese Bodenbearbeitungstechnik auszuprobieren.
Das klassische Strip-Till-Verfahren verbindet die Vorteile der Direktsaat mit denen der konventionellen Bodenbearbeitung bei gleichzeitiger Reduzierung der Nachteile beider Ansätze. Zwischen den gelockerten Streifen bleibt der Boden auf rund zwei Dritteln der Fläche unbearbeitet und mit abgestorbenem Pflanzenmaterial bedeckt. Die Aussaat erfolgt in den bearbeiteten, gelockerten und strohfreien Horizont. Eine mineralische Depotdüngung bei der Streifenlockerung ist möglich und ebenso die Gülleunterfußdüngung in einem Arbeitsgang mit der Streifenlockerung.
Als Vorteile des Verfahrens werden vorrangig Erosionsschutz, Wassereinsparung, Strukturerhalt der Böden und verminderte Kosten für Kraftstoff und Arbeitserledigung genannt. Erhofft wird auch ein gegenüber dem konventionellen Anbau verminderter Herbizideinsatz. Unkräuter und Ungräser laufen nur in den Streifen, weniger zwischen den Streifen auf.
Innovativer Familienbetrieb
Nach der Wende baute Joachim Kerzel aus Niedersachsen in der Nähe von Haldensleben einen neuen landwirtschaftlichen Familienbetrieb auf. Er wird heute vom Sohn Thorsten bewirtschaftet. Rund 300 ha sind es auf eher leichtem Boden im Landkreis Börde. Bei der Bewirtschaftung setzte er voll auf die Technik von Dienstleistern. „Nur im Sommer, wenn wir beregnen, sind wir selbst mit den Trommelregnern unterwegs.“ Anstelle der abgeschafften Milchproduktion nutzt Kerzel eine Biogasanlage im Nachbarort für den organischen Stoffkreislauf.
Der 41-Jährige hat nach dem Studium in Hohenheim zeitweise landwirtschaftliche Betriebe geleitet, so einen großen Ackerbaubetrieb in der Ukraine und einen großen Milchviehbetrieb in Sachsen, und als Berater gearbeitet. „Traktor fahren macht sicherlich mal Spaß, liegt mir dann aber auf Dauer weniger.“ Auch heute ist er neben der Arbeit auf dem heimischen Betrieb nach wie vor außerhalb tätig.
„Seit 20 Jahren wird bei uns nicht mehr gepflügt. Es ist nebenbei eine Wohltat, wenn es keine huckelnden Pflugfurchen mehr gibt. Vor allem aber konnte die Flächenleistung damit enorm gesteigert werden. 2015 habe ich versuchsweise vor Mais den Boden mit einem Striger von Kuhn streifenweise ohne Einarbeitung von Gärresten gelockert. Mit dem Ergebnis war ich zufrieden, sodass ich im nächsten Jahr einen Lohnunternehmer damit beauftragt habe, der mit seinem Gerät auch Gärrest mit eingearbeitet hat“, berichtet Thorsten Kerzel. Inzwischen lässt er jährlich rund 100 ha Mais und 40 ha Rüben mit diesem Verfahren etablieren.
Strip-Till: Zufrieden mit verschiedenen Geräten
Für Strip-Till vor Mais hat Kerzel aktuell das Lohnunternehmen Ernst Wiegels aus Niedersachsen, das in der Gemeinde Bördeland einen Standort in Sachsen-Anhalt unterhält, unter Vertrag. Gearbeitet wurde 2020 mit einem achtreihigen Gerät vom dänischen Hersteller Samson mit einem Reihenabstand von 75 cm.
Für den Mais lässt der junge Betriebsleiter Gärsubstrat bei der Überfahrt mit einarbeiten. Dafür hat das Gespann einen Fendt 942 als Zugmaschine. Der organische Dünger wird von Transportfahrzeugen zum Feld gebracht und vom Ausbringgespann übernommen. Das Fass, an dem hinten das Strip-Till-Gerät angehängt ist, fasst 31 m³. „Traktor und Fass haben Reifendruckregelanlagen, auf dem Feld fahren wir das Fass mit 1,3 Bar, den Fendt mit 1,2 Bar hinten und 1 Bar vorne“, berichtet Tino Hälke, Organisator und einer der Fahrer des Lohnunternehmens am Standort in Sachsen-Anhalt. „Wir fahren die Strip-Till-Geräte mit neun bis elf Stundenkilometern und bringen dabei meist zwanzig Kubikmeter Gülle aus“, so Hälke weiter.
Die Spuren werden GPS-gesteuert angelegt und aufgezeichnet. Für die Aussaat werden sie per USB-Stick an den Traktor, der die Drille zieht, übergeben. Alternativ können die Koordinaten der AB-Linie eingegeben werden.
Da die Aufträge für das Verfahren mehr geworden sind, laufen im Lohnunternehmen Wiegels inzwischen zwei Strip-Till-Geräte. Neben dem Inro des französischen Herstellers Carré kam 2020 ein Gerät von Samson neu dazu. Beide wurden nun schon für Mais auf dem Betrieb Kerzel eingesetzt. Sie bearbeitet jeweils acht Streifen, Gülle oder Gärrest können bei beiden auf zwei Tiefen ausgebracht werden.
Arbeitsgänge kombinieren
Für die Zuckerrüben kommt seit fünf Jahren das Lohnunternehmen Kremeike OHG aus Brome mit einem Köckerling Master. Dieses Gerät bereitet den Boden bis 30 cm tief mit 6 bis 8 cm breiten Streifen im Abstand von 45 cm dafür vor. Es arbeitet zwölfreihig, und die Einzelkorndrille ist angehängt. Zusätzlich kann unter die Rübenreihen ein Düngerband abgelegt werden, um die Jungendentwicklung und das Tiefenwachstum zu fördern. „Grundlockerung, Düngerband legen und Aussaat in einem Arbeitsgang kombiniert, das bringt auch arbeitswirtschaftlich etwas“, freut sich der Landwirt. Um auch den Rüben Gärrest zu geben, wird dieser zehn bis vierzehn Tage vor der Saat ganzflächig ausgebracht und eingearbeitet.
Thorsten Kerzel fasst seine Herangehensweise für den Ackerbau und speziell den Einsatz von Strip-Till so zusammen: „Der Standort bestimmt die Arbeitswerkzeuge zur gewählten Fruchtart. Es kommt darauf an, zu welcher Zeit und bei welcher Feuchte gearbeitet wird. Die streifenweise Lockerung fördert die Wasseraufnahme des Bodens und seine Erwärmung, gleichzeitig bleibt der unbearbeitete Teil fest. Können Arbeitsgänge kombiniert werden, ist das auch wirtschaftlich eine gute Sache.“ Gegenüber klassischer Minimalbodenbearbeitung konnte Thorsten Kerzel mit Strip-Till den Dieselverbrauch je Hektar um 25 Prozent verringern.