Sächsisch-Thüringischer Saatbauverband: Kollegen, macht mit!

Zum klassischen Winter- und Sommergetreidesaatgut gesellten sich in der jüngeren Vergangenheit etwa Winterdurum und Sojabohnen.(c) IMAGO / blickwinkel
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Verglichen mit den beiden Extrem-Trockenjahren, verlief 2020 für die Saatbaubetriebe in Sachsen und Thüringen „versöhnlich“, so der neue Verbandsvorsitzende Jens Bauersfeld, der mehr Mitglieder gewinnen will.

Von Frank Hartmann

Mit Jens Bauersfeld steht seit Anfang des Jahres ein Thüringer Landwirt an der Spitze des Sächsisch-Thüringischen Saatbauverbandes. Der Co-Geschäftsführer der Agrarproduktion Zorgeland GmbH im nordthüringischen Windehausen ist seit jeher aus Überzeugung im Verband engagiert. Er folgt auf den Westsachsen Matthias Finck, der fast zwei Jahrzehnte, erst dem sächsischen und dann auch dem gemeinsamen Verband, vorsaß.

Jens Bauersfeld
Jens Bauersfeld (c) privat

amtliche Saatgutprüfung: insgesamt gute Keimfähigkeiten

Bauersfeld berichtet, dass die Vermehrung in seinem Betrieb auf eine lange Tradition zurückblickt, die ab Mitte der 1990er-Jahre sogar noch ausgebaut wurde. Gut ein Viertel der 1.000 ha Ackerland sind heute für die Vermehrung reserviert. 80 Prozent der Saatware wird für die Basis- und Vorstufenvermehrung erzeugt. Zum klassischen Winter- und Sommergetreide gesellten sich in der jüngeren Vergangenheit etwa Winterdurum und Sojabohnen. Letztere werden auf etwas mehr als zehn Hektar vermehrt. Es ist noch immer ein Experiment. Denn der Standort gilt nicht gerade als „vorzüglich“ für Soja. Daher sei man mit den bisherigen Ergebnissen aber zufrieden.

Rückblickend war 2020 für die Vermehrungsbetriebe zwar noch immer knapp unter dem Durchschnitt, im Vergleich zu 2018 und 2019 aber versöhnlich. In der Gesamtschau gab es einige Feldaberkennungen, etwa wegen Getreidebesatz. Andere Gründe wie der Besatz mit Ungräsern sind auf die Trockenjahre zurückzuführen.

Die amtliche Saatgutprüfung erbrachte insgesamt gute Keimfähigkeiten, teilweise traten trockenheitsbedingt erhöhte Bruchkornanteile auf. Die niedrigeren Kornfeuchten führten häufig zu höheren Schmachtkornanteilen und umfangreichen Sortierabgängen – und das nahezu bei allen Fruchtarten. Beim Thüringer Winterweizen etwa, mit 3.500 ha stärkste Vermehrungskultur, bewegte sich die Laboraberkennung knapp unter fünf Prozent. Bei den Erbsen waren es gut acht Prozent. Grund war vielfach die Trockenheit bei gleichzeitig „scharfem“ Drusch, worunter dann die Keimfähigkeit litt.

AUSGEZEICHNETE SAATBAUBETRIEBE

Regelmäßig kürt der Saatbauverband ausgezeichnete Vermehrer. Bewertungsgrundlagen des jüngsten Wettbewerbs waren die Ergebnisse der Feldbestands- und Saatgutprüfung der Jahre 2018, 2019 und 2020.

Die sächsischen Betriebe sind: Landwirtschaftsbetrieb Bernd Richter, Schönau-Berzdorf; Agrarbetrieb Unteres Erzgebirge eG; Niederforst-Agrar Landwirtschaft; Agrargenossenschaft Mittweida; Agrargenossenschaft Lungwitztal, Bernsdorf.
Die ausgezeichneten Thüringer sind:
Agrargenossenschaft Rückersdorf; Agrargesellschaft Meimers mbH, Bad Salzungen; Pflanzkartoffeln: Agrar GmbH Gamstädt. red

Saatgut: lediglich Zuschläge auf „Konsumware“

Die anerkannte Menge an zertifiziertem Saatgut schätze man im Verband als ausreichend ein. Preislich können die Vermehrer lediglich mit Zuschlägen auf „Konsumware“ bei Getreide von etwa 3 €/dt und bei großkörnigen Leguminosen von 5 €/dt kalkulieren. Selbst wenn der Absatz gesichert sei, bleibe das Anerkennungsrisiko für die Betriebe bestehen.



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Mit einigen Ausnahmen enttäuschten 2020 die Gräser beim Ertrag. Die Nachfrage sei aufgrund der Futterknappheit aber anhaltend hoch. Wenig Probleme sieht Bauersfeld für die Vermehrungsbetriebe in Sachsen und Thüringen aufgrund der verpflichtenden Zertifizierung für das Beizen von Getreidesaatgut. Die Frist wurde bis Ende 2021 verlängert. Größere Betriebe, wie die Zorgeland GmbH selbst, beizten längst mit moderner und zertifizierter Technik.

Nach wie vor eine Baustelle sei die Absicht, die Aussaat von mit fungiziden Beizen behandeltem Getreidesaatgut bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s einzuschränken. Nicht nur, dass dies die Vermehrer unter Druck setze. „Es erschließt sich mir fachlich nicht, warum die Abdrift beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln mit der Aussaat von gebeiztem Saatgut gleichgesetzt wird“, so Bauersfeld. Der technische Standard heutiger Drillmaschinen wirke zudem einem Freisetzen von möglichem Abrieb entgegen.

Ziel: QSS als einheitlicher und umfassender Standard

Ein weiteres Feld, was es zu beackern gelte, sei das Zertifizierungs-Wirrwarr. Bauersfeld plädiert ganz klar dafür, dass QSS als einheitlichen und umfassenden Standard für die Branche zu etablieren. Inklusive des „Seed Guard“-Zertifikats, müsse sein Betrieb inzwischen fünf Rückstellproben pro Partie für die diversen Systeme hinterlegen.

Diese und andere Punkte – Stichwort VO-Firmen und Züchter –, bei denen der Saatbauverband mit dem Bundesverband die Interessen der Landwirte vertritt, sprechen aus Sicht von Bauersfeld dafür, den Verband mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen. Im Blick hat er dabei vor allem die Thüringer Vermehrer, die sich der Gemeinschaft noch nicht angeschlossen haben.

ZAHLEN ZUR VERMEHRUNG

2014 fusionierten die Saatbauverbände Sachsen und Thüringen. Mit über 36.000 ha Vermehrungsfläche (Sachsen: 22.000 ha; Thüringen 14.000 ha) ist er einer der flächenmäßig größten in Deutschland. In den letzten Jahren nahm die angemeldete Vermehrungsfläche stetig zu.

In Sachsen dominieren mit 9.500 ha die Gräser, gefolgt von Wintergetreide mit 7.100 ha und Leguminosen mit fast 2.000 ha.
Mit 7.300 ha steht in Thüringen Wintergetreide im Fokus, gefolgt von 2.800 ha Gräsern und 1.800 ha Sommergetreide. Der Saatbauverband Sachsen-Thüringen zählt gut 292 Mitglieder, davon lediglich 47 in Thüringen.

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