Afrikanische Schweinepest: Landeskrisenstab will Schutzkorridor
Der Landeskrisenstab zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg hat gestern (24. Juni) beschlossen, einen Schutzkorridor entlang der Grenze zu Polen zu errichten. Der Landesbauernverband mahnt indes klarere Regeln für die bevorstehende Ernte und eine intensivere Entnahme von Schwarzwild an.
Der Landeskrisenstab zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg hat gestern (24. Juni) beschlossen, einen Schutzkorridor entlang der Grenze zu Polen zu errichten. „Der Bau eines ASP-Schutzkorridors entlang Oder und Neiße ist zwingend erforderlich, um das weitere Einwandern von infizierten Wildschweinen aus Polen zu verhindern“, so die Leiterin des Krisenstabs Anna Heyer-Stuffer, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.
Enormer Seuchendruck östlich der Oder
Das Seuchengeschehen in Polen bleibt dynamisch: 1.650 ASP-Fälle bei Schwarzwild und zwei in landwirtschaftlichen Betrieben wurden in Polen seit Beginn des Jahres registriert. Allein in der ersten Juniwoche bestätigte die oberste Veterinärbehörde Polens 111 ASP-Funde mit insgesamt 184 verendeten Tieren, davon 80 Funde in der Wojewodschaft Lebus in Westpolen.
Mit einer wirksamen Eindämmung des ASP-Seuchengeschehens in Polen und einer Reduzierung des hohen Infektionsdrucks an der deutsch-polnischen Grenze sei derzeit nicht zu rechnen, schätzt der Landeskrisenstab Brandenburg. Bilaterale Gespräche des Bundes mit Polen zur Etablierung einer wirksamen Barriere direkt an der Grenze gemeinsam mit Polen hätten zu keinem Erfolg geführt.
„Wir bekämpfen die ASP nicht nur für uns allein …“
„Derzeit ist Brandenburg das Bollwerk gegen eine weitere Ausbreitung der ASP nach Westen. Wir bekämpfen die ASP nicht nur für uns allein, sondern gemeinsam mit Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern für die gesamte Bundesrepublik und alle 16 Bundesländer“, so Heyer-Stuffer. Die Bekämpfungsmaßnahmen seien bisher erfolgreich. „Dafür will ich allen Beteiligten, im Landeskrisenzentrum und in den Landkreisen ebenso wie bei der Bundeswehr, der Jägerschaft und allen weiteren unterstützenden Kräften, danken.“
Der Zaun entlang der Grenze biete jedoch keine ausreichende Sicherheit, wie immer neue mit dem Virus infizierte Fallwildfunde in bisher nicht betroffenen grenznahen Gebieten zeigen, schätzt die Leiterin des Krisenstabes ein. „Darum müssen wir den zweiten Zaun stellen – entlang vorhandener Straßen und Wege und unter Berücksichtigung von Naturschutzgebieten. Kleintiere können in der Regel hindurchschlüpfen, Rotwild kann den Zaun überspringen.“
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Schutzkorridor: Mindestens 500 Meter breit
Der so entstehende Schutzkorridor soll mindestens 500 Meter breit sein. Innerhalb dieses Streifens wird der Wildschweinbestand auf möglichst null reduziert, es findet eine intensive Suche nach Fallwild statt und schweinehaltende Betriebe werden in besonderem Maße überwacht. Für die Kosten wird unter anderem eine Kofinanzierung durch die EU beantragt und ein solidarisches Finanzierungsmodell durch alle Bundesländer erarbeitet.
Bei der Beratung des Landeskrisentabs waren neben der Krisenstabsleiterin, Staatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, dem Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch und Mitgliedern der zuständigen Ministerien für Verbraucherschutz und Landwirtschaft MSGIV und MLUK auch Vertreterinnen und Vertreter der Interessensverbände aus Landwirtschaft, Jagd und Schweinehaltung anwesend. Anna Heyer-Stuffer: „Ich bedanke mich für den kollegialen Austausch. Mir ist wichtig, dass all unsere Schritte transparent und eng mit den Verbänden abgestimmt werden. Die Afrikanische Schweinepest kann nur gemeinsam eingedämmt und erfolgreich bekämpft werden“.
LBV: „Kommunikationsschwäche der verantwortlichen“
Der Landesbauernverband (LBV) kritisiert indes heute (25. Juni) in einer Pressemitteilung „die Kommunikationsschwäche der Verantwortlichen“. Dass in dieser Woche nach sechs Monaten Pause die erste Sitzung des Landeskrisenstabes mit den Verbänden stattfand, sei ein Hinweis dafür. Der LBV fordert insbesondere eine bessere Koordination und ein höheres Tempo bei der Jagd auf Schwarzwild in den ASP-Restriktionszonen. Den Landkreisen fehle dazu schlichtweg das Personal, so der LBV.
Noch immer würden auf den Äckern und Wiesen in den betroffenen Gebieten verendete und verseuchte Wildschweine gefunden, von denen ein hohes Risikopotenzial ausgehe. Durch die Kadaver drohe auch die Ernte stark behindert zu werden, befürchtet der LBV. Es seien hohe Ausfälle möglich, die dann ersetzt werden müssen. „Die Vorsichtsmaßnahmen, die für die Ernte gelten sollen, sind kaum umsetzbar und werfen mehr Fragen auf als sie beantworten“, bemängelt LBV-Präsident Henrik Wendorff. „Für die Landwirte ist es fast unmöglich, sich regelkonform zu verhalten. Die Realitätsferne derer, die diese Vorschriften erlassen haben ist wirklich erschreckend.“
Bislang seien in den Restriktionszonen nur etwa 800 Wildschweine entnommen worden, noch immer liege kein schlüssiges Konzept zur Bejagung in den von ASP betroffenen Gebieten vor, kritisiert der LBV. Die Fallenjagd werde zunehmend ineffektiv, es sei an der Zeit, für die Jäger die richtigen Anreize zu setzen.
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