Demo an Uni Halle: Agrar-Institut in Gefahr

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger
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Gemeinsam mit Studierenden und Lehrkräften demonstrierten Vertreter des Berufsstandes für den Erhalt der Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Universität Halle. Deren Existenz ist durch geplante Einschnitte bedroht.

Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Mitteldeutschland samt drei Dutzend Traktoren sowie Vertreter zahlreicher Berufsverbände aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen haben am Dienstag in Halle gegen die geplanten Streichungen an der Martin-Luther-Universität (MLU) demonstriert. Sie waren in ihrer Protestaktion solidarisch vereint mit Hunderten Studierenden, ehemaligen Absolventen, Doktoranden, Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität.

Beweggrund für das Aufbegehren des Berufsstandes ist der Fakt, dass das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften (IAEW) von den vom Rektorat vorgeschlagenen Mittelkürzungen in Höhe von 15 Mio. € für den Gesamthaushalt der Hochschule in hohem Maße betroffen ist und dadurch in seiner Existenz gefährdet wird.

Die Proteste An der Universität Halle in Bildern

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Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Universitätsplatz den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Drei Professuren weg

Der dem Senat Anfang Juni vom Rektorat zur Diskussion vorgelegte „Plan zur Profilschärfung und Haushaltskonsolidierung“ sieht für das IAEW weitreichende Einschnitte vor. So sollen drei Professuren gestrichen werden. Auch der geplante Abbau von universitätsweit 100 wissenschaftlichen Mitarbeitern wird das Institut treffen. Verändert werden soll die bewährte Einbindung in die Naturwissenschaftliche Fakultät III. Der landwirtschaftliche Berufsstand machte mit seiner Protestaktion der amtierenden als auch der zukünftigen Landesregierung von Sachsen-Anhalt ausdrücklich klar, dass die Ausbildung und universitäre Forschung im Agrarbereich in Zukunft gestärkt werden muss. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die der Staatskanzlei sowie den Ministerien für Kultur, Bildung, Finanzen sowie Umwelt und Landwirtschaft vorige Woche über den Landesbauernverband zugeleitet wurde, legen insgesamt zehn Berufsverbände aus den drei mitteldeutschen Ländern ihren Standpunkt deutlich dar.


Stellungnahme der Verbände

Agrarwissenschaften unverzichtbar: Nach Einschätzung der unterzeichnenden Verbände wird der Bedarf an Nachwuchskräften in der mitteldeutschen Landwirtschaft seit Jahren stabil mit über 200 jährlichen Neueinschreibungen für die agrarwissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengänge in Halle belegt. Die Absolventen seien für die Branche von hoher Relevanz, denn sie brächten den Forschungsstandort Sachsen-Anhalt voran und transportierten den Fortschritt überregional in die Praxis. Ein Großteil von ihnen sei in den Führungsebenen von Agrarbetriebe sowie im vor- und nachgelagerten Bereich in Mitteldeutschland zu finden.

Die vielfältigen aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft wie Biodiversität, Klimawandel oder flächengenaue Präzisierung der Technik für eine ressourcenschonende Landbewirtschaftung könnten nur wissenschaftlich fundiert bearbeitet und unterstützt werden. Dafür sei weiterhin ein starkes, leistungsfähiges Institut der Agrar- und Ernährungswissenschaften am Standort Halle nötig. Die Martin-Luther-Universität (MLU) sei der einzige universitäre Ausbildungsort im Bereich Agrarwissenschaften für ganz Mitteldeutschland und stehe in der Tradition der älteste Agrarfakultät in ganz Deutschland.

Aus Sicht des Berufsstandes ist ein Absinken der Vielfalt der Lehre am Institut und der damit verbundenen Auswirkungen auf das Ausbildungsniveau „zwingend abzulehnen“. Das Institut müsse konkurrenzfähig und attraktiv für Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Lehrende bleiben und nachhaltig ökonomisch gestärkt werden. Damit das unter den zehn deutschen Unis mit agrarwissenschaftlicher Ausrichtung gelinge, seien die Professuren in den Bereichen Agrartechnik, Agrarmeteorologie, Tierzucht sowie Tierhaltung von richtungsweisender Bedeutung.

Eine Reduzierung der Professuren aus haushalterischen Gründen sei nicht hinnehmbar. Der mögliche Schaden, der daraus resultiere, würde das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften nachhaltig so weit beeinträchtigen, dass eine Fortführung in der Zukunft zweifelhaft sei. „Das ist zu verhindern“, erklärten die Verbände. Die Voraussetzungen für eine ausgezeichnete Lehre seien an der MLU gegeben und müssten genutzt werden.

Im Zuge der gesellschaftlichen Verantwortung, die der landwirtschaftliche Berufsstand bereit sei zu tragen, bitten die Verbände gemeinsam und solidarisch die amtierende und die zukünftige Landesregierung, im konstruktiven Dialog mit allen Partnern eine finanziell tragfähige Lösung für das Institut und die Universität zu erarbeiten und zügig umzusetzen.


Treffpunkt für die Kundgebung, die Helge Beckurs von Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen-Anhalt federführend für den Berufsstand organisiert hatte, war der Von-Seckendorff-Platz am Campus Heide-Süd. Hierher waren die Agrarwissenschaften nach der im Jahr 2006 erfolgten Umwandlung der Landwirtschaftlichen Fakultät in das jetzige Institut umgezogen. Prof. Marcel Quint sagte der Bauernzeitung vor Ort, das Institut habe eine hohe Zahl externer Lehrkräfte. Das stärke den Praxisbezug, zeige aber die „extrem dünne Personaldecke“.

Der Tross der Demonstrierenden zog später zum Universitätsplatz in der Innenstadt. Gegen Mittag übergaben die Verbände altehrwürdigen Löwengebäude ihre gemeinsame Stellungnahme auch an Rektor Christian Tietje. Vor der Übergabe ergriffen Jan-Friedrich Rohlfing (Bauernverband ST), Frank Böcker (LsV ST) und Dr. Bernd Schwalenberg (Bauernbund ST) für den Berufsstand das Wort. Sie bekräftigten allesamt die Forderungen ihrer Verbände an die Regierung und die Politik in Sachsen-Anhalt.

Emotionale Appelle auf Demo an der Universität Halle

Für Fachschaft und Studierendenrat wiesen Tatjana Feist bzw. Konstantin Sprenger auf die Folgen harter Einschnitte für die Agrarwissenschaften hin. Mit einem emotionalen Appell machte der geschäftsführende Direktor des IAEW, Prof. Hermann H. Swalve, deutlich, dass das Institut trotz seiner nominell nur noch 19 Professuren „hervorragende Arbeit“ leiste. Ein weiterer Abbau brächte das Institut mit seinen drei Bachelor- und vier Masterstudiengängen in einen „unterkritischen Bereich“. Damit ginge dessen Konkurrenzfähigkeit zu anderen deutschen Agrarfakultäten, die über 25 bis 50 Professuren verfügten, verloren. Aber: „Landwirtschaft braucht wissenschaftliche Unterstützung.“ Praktiker und Studierende vereinte die Hoffnung, dass ihre Botschaft bei der Landespolitik ankommen möge.


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