Spreewaldverein: Die Spreewaldentwickler

Das Profiteam des Vereins: Melanie Kossatz, Tanja Jarick, Andreas Traube, Silvia Jonas und Sarah Plotzky (v. l.) mit der Spreewald-Christl beim Start der Gurkenernte. (c) Heike Mildner
Agrarpraxis
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Dachmarke und Regionalförderung aus einer Hand: Das besondere Konzept des Spreewaldvereins ist erfolgreich und wird von den Agrarbetrieben mitgetragen. Seit Jahresbeginn knüpfen neue Hände an den Netzwerkfäden.

Von Heike Mildner

Der Wechsel vollzog sich fast unbemerkt: Andreas Traube, für Presse und Öffentlichkeit das Gesicht des Spreewaldvereins, ist seit Januar im Unruhestand. Die ersten Aktivitäten nach dem Corona-Lockdown begleitete er als Fotograf, und auch seine ehemaligen Kollegen und Nachfolger in der Geschäftsstelle nutzten nach all den digitalen Netzwerken nun die Gelegenheit für leibhaftige Begegnungen. Gelegenheit für Rück- und Ausblick.

Modell Spreewaldverein ist einmalig für Brandenburg

1995 gegründet, agierte der Verein als lokale Aktionsgruppe im Rahmen der Leader-Prozesse. Dann kam die Dachmarke: Inzwischen bieten rund 130 Anbauer, Verarbeiter und Dienstleister unter der Dachmarke „Spreewald“ etwa 1.300 Produkte und Dienstleistungen an.

„Die eindeutige Abgrenzung der Region war Voraussetzung für die Inwertsetzung unserer Dachmarke und für das Verfahren um die ,geschützte geographische Angabe‘ nach EU-Recht“, resümiert Traube. „Neben dem Verwalten und Vergeben der Dachmarke agiert der Spreewaldverein zudem über den Spreewald hinaus als lokale Aktionsgruppe für Regionalförderung.“

Im Spreewald kenne er als gebürtiger Lübbener jede Ecke, so Traube, durch die Aufgaben in der Regionalförderung habe sich sein Blickfeld noch mal deutlich erweitert.


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persönliche Kontakte mit den Akteuren vor Ort

Traubes zwei Nachfolgerinnen, die sich seit Januar die Personalstelle teilen, stammen zwar nicht aus dem Spreewald, sind ihm jedoch auch auf besondere Weise verbunden: Silvia Jonas ist Rheinländerin, hat in Trier und Berlin gelebt und macht seit 20 Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Vor zwei Jahren bin ich in den Spreewald gezogen, will ganz in die Region eintauchen, mich engagieren“, so Jonas. Als Mutter eines kleinen Sohnes kommen ihr die 20 Wochenstunden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gelegen.

In den anderen 20 Stunden kümmert sich Tanja Jarick, die Nachhaltigkeitsgeographie studiert hat, um Dachmarke, Wertschöpfungsketten und Netzwerke. Die Familie ihres Mannes erleichtert ihr das Anwurzeln in der Region. Nach dem coronabedingt digitalen Start geht es jetzt vor allem um persönliche Kontakte mit den Akteuren vor Ort, um die vertrauensvolle Basis, die Andreas Traube aufgebaut hat, zu erneuern.

Eine Rückkehrerin in den Spreewald ist Melanie Kossatz, seit fünf Jahren Geschäftsführerin des Vereins. Die Regionalmanagerin behält in dem verzweigten Spreewald-Netzwerk den Überblick. Das Digitale unterstütze das Netzwerken, sei manchmal aber auch ein Fluch, weil es dazu verleite, sich zu verzetteln, sagt sie. Ihre momentane Priorität liegt auf der Fortschreibung des regionalen Entwicklungskonzeptes. „Die aktuelle Leader-Förderperiode geht zu Ende. Wir bewerben uns darum, das Management wieder zu bekommen, Kommunen, Regionalforum und Entscheider zu überzeugen, dass wir das richtige Büro sind, die Regionalförderung weiter zu steuern“, so Kossatz.

Sarah Plotzky, die für die Regionalförderung zuständig ist, geht es dabei nicht nur ums Verteilen von Fördermitteln. „Wir beraten zwar bei den Anträgen, aber es geht auch darum, Herausforderungen zu sehen und Lösungswege anders zu denken.“ Die Dokumentation auf der Website des Vereins fasst zusammen, wer wofür Geld bekommen hat, und macht deutlich, wie wichtig dieses Instrument auch für landwirtschaftliche Betriebe ist, wenn es um Zuschüsse für Landurlaubsangebote, Hofläden o. Ä. geht.

Die derzeit größten Herausforderungen des Spreewaldvereines

Die zwei größten Herausforderungen zurzeit, da sind sich Traube und Kossatz einig, seien die Einführung des Mindestlohnes und dessen Dynamik sowie der Klimawandel (Stichwort Bewässerung).

Alle Kulturen, die unter der Dachmarke Spreewald angeboten werden, haben einen hohen personellen Aufwand, und die Preisschlacht am Regal – Spezialität gegen Handelsware – entscheiden die Verbraucher täglich neu. Öffentlichkeitsarbeit wird da immer wichtiger, das zur Verfügung stehende Geld für die gemeinschaftliche Finanzierung der Vereinsarbeit jedoch unter den gegebenen Umständen nicht unbedingt mehr.

Laut Satzung zahlen Nutzer der Dachmarke 0,25 Prozent ihres Jahresumsatzes und Kommunen 30 Cent je Einwohner an den Verein, hinzu kommen 100 Euro Mitgliedsbeitrag. Ein Brandenburger Weg, der sich im Spreewald bislang als gut gangbar bewährt hat.

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