Wintergerstenernte: Teils gute Erträge, aber mäßige Qualitäten

Qualitätsprobe: Die Landwirte Tilo Radloff, Cord Müller-Scheeßel und Detlef Kurreck (v. l.) begutachten das gewachsene Korn. © Stefanie Lanin
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Die Wintergerstenernte ist landesweit fast abgeschlossen. Mit etwa 70 dt/ha bleibt der Ertrag voraussichtlich unter dem langjährigen Mittel von 73,3 dt/ha. Kleine Körner und niedrige Hektolitergewichte dämpfen die Zufriedenheit der Landwirte.

Bis auf kleine Restflächen hatten die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern zu Wochenbeginn die Wintergerstenernte beendet. Mit gut 70 dt/ha sei der Ertrag erfreulich (2014–2019: 73,3 dt/ha). Allerdings dämpfe die Qualität die Zufriedenheit. Kleine Körner und ein unterdurchschnittliches Hektolitergewicht könnten zu Problemen bei der Vermarktung führen, sagte Landesbauernpräsident Detlef Kurreck heute auf der Erntepressekonferenz des Bauernverbandes auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Cord Müller-Scheeßel in Seltz, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

WintergerstenErnte: Regen kam zu spät

„Vielerorts sah die Gerste besser aus als sie im Endeffekt war“, so Kurreck. Mit den derzeit recht guten Preisen könnten die Qualitätseinbußen teilweise wettgemacht werden. Niederschläge hatten die Gerstenernte im Juni holprig anlaufen lassen. Für die Wintergerste und auf sandigen Böden kam der Regen nach dem extrem trockenen und heißen Juni zu spät. Im Osten des Landes litt unter dem Wassermangel im Juni nicht nur die Gerstenqualität, sondern auch der Ertrag, so Frank Schiffner, Pflanzenbaureferent beim Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. Wegen des hohen Anteils sandiger Böden, die den Regen kaum speichern könnten, seien in Teilen Vorpommerns auch bei den übrigen Mähdruschfrüchten Erträge unter den Erwartungen wahrscheinlich. Aber auch auf besseren Standorten schwankten die Ergebnisse regional stark. „Bei den einen sieht es gut aus, bei den anderen schlecht“, sagte Kurreck.

Fruchtfolge deutlich erweitert

Landwirt Cord Müller-Scheeßel hat seine Fruchtfolge von drei auf zehn Früchte erweitert. Neben Weizen, Gerste und Roggen wachsen in diesem Jahr auf seinen Feldern Lupine, Ackerbohne, Futtererbsen und Zwischenfrüchte. Darüber hinaus hat er in eine Direktsaatmaschine investiert. Der Landwirt möchte seine Äcker zunehmend pfluglos bewirtschaften. Diese Arbeitsweise verhindert nicht nur Bodenerosion, sondern sorgt auch für höhere Bodenfeuchtigkeit. Tilo Radloff, Landwirt in Siedenbollentin, hat wie viele Berufskollegen in diesem Jahr außer mit Trockenheit mit den Auswirkungen der Ausweisung roter Gebiete zu kämpfen. Die Region rund um Altentreptow hat es besonders hart getroffen. Fast alle Landwirte müssen hier auf einem Teil ihrer Felder 20 % unter Pflanzenbedarf düngen. Rund 250 ha und damit zwei Drittel der Flächen sind im Landwirtschaftsbetrieb von Tilo Radloff betroffen. Der Landwirt ist besorgt wegen seiner Weizenbestände. „Wenn wir Qualitätsweizen ernten wollen, müssen wir dementsprechend düngen“, gibt der Vorstandvorsitzende des Bauernverbandes Altentreptow zu bedenken.

Werte von umstrittener messstelle

Zu schaffen macht Radloff auch der zusätzliche Aufwand durch die Ausweisung der roten Gebiete. So müssten nun häufiger Bodenproben genommen werden. Ob die Messwerte, die zur Ausweisung des roten Gebietes geführt haben, überhaupt in einem Zusammenhang mit der Bewirtschaftung seiner Felder stehen, sei zudem fraglich: Die entsprechende Grundwassermessstelle im Landgrabental nahe der Burg Klempenow zählt zu jenen, die im Gutachten der Hydor Consult GmbH als „nicht repräsentativ“ identifiziert wurden. Seit Jahren bringt Radloff Nährstoffe mit GPS und lasergesteuerter Technik punktgenau und bedarfsgerecht aus. Das Ministerium müsse dafür sorgen, dass verlässliche Daten vorliegen, meint er. „Und so lange möchte ich weiterwirtschaften wie bisher – nach guter fachlicher Praxis“, so der Landwirt. red


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