Agrofarm Lüssow: Die Superernte wird es dieses Mal nicht

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Die erhoffte Superernte vieler Kulturen blieb dieses Jahr bei der Agrofarm Lüssow aus. Doch immer noch steht die Hoffnung ein Spitzenergebnis bei der diesjährigen Maisernte zu erzielen.

Von Jürgen Drewes

„Es sah lange Zeit alles bestens aus. Aber jetzt muss ich mich doch eines Besseren belehren lassen.“ Lars-Peter Loeck schaut enttäuscht auf die ersten Druschergebnisse. Die liegen unter 90 dt/ha. Mit an die 100 dt/ha hatte der Vorstandsvorsitzende der Agrofarm Lüssow bei Rostock gerechnet.

Der Weizen war gut über den Winter gekommen, bis in den Mai hinein war es vergleichsweise kalt. Aber es hatte immer mal wieder geregnet. So konnten sich die Ähren gut entwickeln. Bis zu jenem Tag, als Starkregen sie so schwer machte, dass die Halme, trotz Wachstumsregler, einknickten. Das dämpfte den Optimismus. „Ist der Mai kühl und nass, füllt es den Bauern Scheun und Fass“ – von Getreide, das am Boden liegt, ist in der alten Bauernregel keine Rede. Landwirt Loeck gab die Hoffnung nicht auf. Doch Zweifel blieben.

Endlich dreschen: Nach Niederschlägen konnten Arndt Kromwijk  und Tom Harnack (r.) seit Donnerstag voriger Woche Weizen ernten.
Endlich dreschen: Nach Niederschlägen konnten Arndt Kromwijk und Tom Harnack (r.) seit Donnerstag voriger Woche Weizen ernten. (c) Jürgen Drewes

Nun bilanziert auch Tom Harnack; „Das wird wohl nix mit der erhofften Superernte“. Der Abteilungsleiter Pflanzenproduktion koordiniert den Weizendrusch. Nachdem zuvor Regenschauer die Mähdrescher mehrmals zum Stillstand zwangen, ermöglichen Sonnenschein und leichter Wind seit Donnerstag voriger Woche endlich durchgängiges Arbeiten. Der Wermutstropfen: Die Hektarerträge bleiben unter 90 Dezitonnen.

Frühe Rapsaussaat

„Mutter Natur hat ihre eigenen Vorstellungen. Da kann man nichts machen. Die Bauernregel muss wohl neu geschrieben werden“, nimmt es Vorstandschef Loeck locker. Und ärgert sich dann doch. Zumal auch schon die Erträge bei Wintergerste und Raps unter den Erwartungen geblieben waren. Und der Weltmarkt doch gerade jetzt Supererlöse in Aussicht stellt.

Bei Raps richten sich die Blicke schon auf das kommende Jahr. Parallel zur Weizenernte hat in Lüssow am Freitag voriger Woche die Aussaat begonnen. Ein paar Tage früher als vorgesehen. „Für die kommende Woche ist viel Regen vorausgesagt. Da wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen, dass wir alles rechtzeitig in den Boden bekommen“, erklärt Tom Harnack den vergleichsweise frühen Start.

Mit gut 4 km/h arbeiten sich gerade drei Mähdrescher versetzt Seite an Seite durch einen Weizenschlag am Rande von Goldewin. Kurz zuvor waren sie von der anderen Seite des Dorfes hinübergewechselt. Auf dem abgeernteten Feld ist schon die Strohpresse unterwegs. In regelmäßigen Abständen wirft sie große Ballen zurück aufs Feld. Zwei Störche suchen nach Futter.

Unterdessen erkundigt sich Tom Harnack bei Mähdrescherfahrer Arnd Kromwijk nach dessen ersten Eindrücken auf dem neuen Ernteschlag. „Alles bestens“, lässt der gebürtige Holländer wissen, dessen Eltern auf Usedom einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb führen. Der 18-Jährige hat vor zwei Jahren in der Agrofarm eine Lehre begonnen und will danach zurück nach Usedom. „Der Junge hat sich bestens entwickelt, fährt super Mähdrescher. Schade, dass er wegwill“, bedauert Ausbilder Tom Harnack. Der hat vor gut zehn Jahren selbst seinen beruflichen Werdegang in Lüssow gestartet. Und nach der Fachschule in Güstrow-Bockhorst auch seinen Meisterabschluss in der Tasche.

Schnell schauen beide noch am Mähwerk nach dem Rechten. Kurz mit dem Schlüssel eine Schraubverbindung nachgezogen und weiter geht‘s. Die anderen beiden Mähdrescher sind inzwischen ein paar Meter voraus. Mit jeweils neun bzw. zwölf Metern Schnittbreite kommen die drei Maschinen auf insgesamt 30 Metern gut voran.

„Wir tun alles, damit es Superqualitäten werden“

Agrofarm Lüssow: Warten auf ein Zeichen: Thomas Schulz bringt das Erntegut über die Waage ins Lager.
Warten auf ein Zeichen: Thomas Schulz bringt das Erntegut über die Waage ins Lager.

Unterdessen wartet Thomas Schulz am Feldrand darauf, dass bei einem der Mähdrescher die gelbe Rundumleuchte angeht. Als Zeichen dafür, dass der Bunker fast voll ist und er mit seinem Gespann Weizen übernehmen soll. In diesem Moment kommt von einem der Drescher das Signal. Schulz startet seinen Traktor, Zugmaschine und Anhänger setzen sich mit 19 t Leerlast in Bewegung. Um nach wenigen Minuten mit rund 40 t Gesamtlast vom Feld in Richtung Waage und Lager auf dem Betriebshof der Agrofarm Lüssow zu rollen.

Die gemessene Feuchte des Weizens liegt leicht über 14 Prozent. Das Erntegut kann ohne technische Trocknung eingelagert werden. Bei Bedarf können die Lüssower in ihrer neuen Trocknungsanlage 15 t Erntegut pro Stunde um vier Prozent Feuchte heruntertrocknen. Ob das Erntegut als E- oder A-Weizen eingelagert wird, darüber entscheidet der Rohproteingehalt. Bei dem Vermehrungsweizen, den die Agrofarm auf 130 ha für Ceravis anbaut, kommt es auf die Keimfähigkeit an. „Wir tun alles, damit es Superqualitäten werden“, lässt Vorstandschef Loeck wissen.

Agrofarm Lüssow: Hoffnungsträger Mais

150 ha Weizen sollen heute vom Halm. Am Nachmittag ist die Hälfte geschafft. Es wird wohl ein langer Druschtag werden, ahnt Tom Harnack. Erst wenn am Abend Feuchtigkeit übers Feld zieht, ist für die Fahrer Schluss. Um am nächsten Tag erneut durchzustarten. Jetzt zählt jede Stunde. Am Wochenende, so die Prognose, könnten die 600 ha Weizen gedroschen sein. Das wäre gut, denn gerade kündigt der Wetterdienst für den Raum Güstrow neue Niederschläge an.



„Dem Mais würde der Regen guttun. Der ist inzwischen fast vier Meter hoch und sieht hervorragend aus“, freuen sich Lars-Peter Loeck und Tom Harnack. Vielleicht steht der Agrofarm ja doch noch eine Superernte ins Haus. Wenn auch nicht bei Gerste, Raps, Weizen, Erbsen, dann doch wenigstens beim Mais. Das wäre dann ein versöhnlicher Abschluss der diesjährigen Erntesaison.

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