Staatsehrenpreis Tierzucht 2020: Lob des Züchters
Fünf Tierhalter beziehungsweise Betriebe zeichnete jetzt Minister Hoff mit dem Staatsehrenpreis Tierzucht 2020 aus. Alle eint die Liebe zu ihren Tieren, größtes Engagement und die hohe Professionalität.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Staatsehrenpreises Tierzucht 2020 stehen fest: die Handt GbR aus Bockelnhagen (Pferd), Steffen Weiß aus Dreißigacker (Schaf), die Wipperdorfer Agrargesellschaft mbH (Milchvieh), Antje und Falk Pommer aus Scheibe-Alsbach (Fleischrind) und Robert Taubert aus Ziegelheim (Ziege). Für die höchste tierzüchterische Auszeichnung Thüringens werden die Landwirte von ihren Zuchtverbänden vorgeschlagen. Allein das Kollegenurteil ist hohe Ehre.
Thüringens Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff gratulierte den Züchtern in einem persönlichen Schreiben. Man setze „mit dem Staatsehrenpreis Tierzucht ein klares Zeichen für ethische Standards in der Tierzucht“, so Hoff. Tierwohl sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: „Der Staatsehrenpreis geht daher an jene Züchterinnen und Züchter, die Vorbilder und Vorreiter bei der Verbesserung der Haltungsbedingungen und -verfahren sind.“
Nebenerwerb robert taubert: Selten und gefragt
Seit vielen Jahren schon betreibt Robert Taubert seinen Nebenerwerbsbetrieb und hält Ziegen der Zweinutzungsrasse Anglo-Nubier mit der Züchtung auf Milchleistung. Seit 2010 ist der Ostthüringer Herdbuchzüchter. Zurzeit befinden sich vier weibliche und ein männliches Herdbuchtier in seinem 20-köpfigen Bestand. Regelmäßig wird die Milchleistungsprüfung durchgeführt. Das Leistungsvermögen dieser in Deutschland nur wenig zur Milchgewinnung eingesetzten Rasse wird anhand der Spitzenleistungen der Tiere deutlich. Tauberts Ziegen sind sowohl in Deutschland als auch für den Export nachgefragt. Der Zuchtbetrieb hat bereits 49 weibliche und 18 männliche Ziegen hervorgebracht.
Seit mehr als 80 Jahren züchtet Familie Handt Kaltblutpferde. Was in der DDR Ende der 1960er-Jahre endete, startete 1990 um so erfolgreicher wieder. Die Brüder Konrad und Dieter Handt übernahmen 1990 die konsolidierte Kaltblutzucht der LPG Bockelnhagen im Eichsfeld. Sie spezialisierten sie sich auf die Erzeugung von Stutenmilch und Pferdefleisch, was heute auch neben der Zucht ein Standbein der Handt GbR ist.
Mit über 20 eingetragenen Stuten und drei Hengsten der Rasse Rheinisch Deutsches Kaltblut gehört der Stall zu einem der größten Zuchtbetriebe für die vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse. Seit 2017 ist der Pferdezuchtbetrieb zudem Deckstation mit bis zu zwei Moritzburger Landbeschälern sowie eigenen Hengsten, die auch für Fremdstuten zur Verfügung stehen. Zwei Zuchtstuten erhielten den begehrten Staatprämientitel und weitere drei das Zuchtbuchkennzeichen Verbandsprämie.
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Südthüringer Schäfer Steffen Weiß: Fulminante Erfolge
Im November 2020 wurde in Krumke ein in ihrem Stall gezogener Sohn des Landbeschälers Fulminant aus der Mimmi von Enno Siegerhengst der Körung. Figaros Mutter, Mimmi, wurde ebenfalls in dem Thüringer Züchterstall geboren und hat dort schon sieben Fohlen zur Welt gebracht. Im Jahr 2021 sind 24 Stuten, darunter die Staatsprämienstuten Maja und Ouvertüre, sowie drei Hengste der Handt GbR im Zuchtbuch des Verbandes eingetragen.
Wer die Bockauktionen des Schafzuchtverbandes verfolgt, kennt den Namen Steffen Weiß. Denn die Merinoböcke des Südthüringer Schäfers erzielen regelmäßig Höchstpreise. Der Familienbetrieb ist seit 2012 anerkannter Herdbuchzüchter. Durch den Zukauf von Zuchttieren aus führenden bayerischen Zuchten wurde ein leistungsstarker und typvoller Herdbuchbestand der Rasse Merinolandschaf aufgebaut. Die Lämmer der eingesetzten Zuchtböcke werden jährlich in der Leistungsprüfungsanstalt für Schafe in Weimar-Schöndorf eingestallt.
Staatsehrenpreis Tierzucht 2020: Niveau mitbestimmt
Der Lohn ist, dass die gekörten Jungböcke der Zucht Weiß in den letzten Jahren das Leistungsniveau der Rasse Merinolandschaf in Thüringen mitbestimmen. Der Mutterschafbestand von 236 Herdbuchtieren befindet sich ganzjährig in einem hervorragenden Pflege- und Gesundheitszustand.
Antje und Falk Pommer aus Scheibe-Alsbach sind seit 2008 dem Highland-Cattle-Fieber verfallen und züchten diese Rasse im Nebenerwerb. Mittlerweile ist die Herde auf 45 Tiere, davon zwölf Mutterkühe, angewachsen. Sie trägt den Namen „vom Diebeskamm“ nach einem kleinen Bergrücken bei Scheibe-Alsbach im Schiefergebirge. 35 ha geschützte Bergwiesen werden bewirtschaftet. 2020 begann die Ökoumstellung. Neben den Landesschauen beschicken Pommers regelmäßig das Mitteldeutsche Highland-Cattle-Championat sowie die Mitteldeutsche Fleischrinderschau im Rahmen der agra.
2012 ging der Bundessiegertitel mit „Outside vom Eiserbachtal“ nach Scheibe-Alsbach und zwei Jahre später holte sich „Pia vom Diebeskamm“ die Bundessiegerschärpe. Von der letzten Bundesschau Schwarz-Rot-Gold 2020 in Berlin kehrte die Färse „Pepper vom Diebeskamm“ als Bundessiegerin zurück. Das große Engagement der Familie spiegeln zudem regelmäßig auf dem Hof stattfindende Züchtertreffen, Anfängerkurse und Besichtigungen wider. Im Bundeszuchtverband der Highland-Cattle-Züchter arbeiten Pommers im Vorstand und Zuchtbeirat mit.
In jeder Hinsicht top
Ein wesentliches Standbein der Wipperdorfer Agrargesellschaft mbH ist die Milchproduktion. Der Milchviehbestand zählt 660 Kühe der Rasse Holstein-Friesian, die in einem im Dezember 2016 eingeweihten Boxenlaufstall gehalten werden. Gemolken werden sie in einem automatischen Melkkarussell.
Die Haltungsbedingungen, heißt es in der Begründung, entsprechen in jeder Hinsicht den Erfordernissen des modernen Stallbaus und bieten den Kühen beste Bedingungen. Einschließlich des ausgefeilten Herdenmanagements sind entsprechende Leistungen von gesunden Kühen mit einer langen Lebenszeit das Resultat. Der Kälber- und Jungrinderbereich wurde in den Jahren 2019/2020 umfassend saniert. Das Platzvolumen je Kalb wurde durch diesen Umbau verdoppelt. Die Jungrinder danken diese guten Haltungsbedingungen mit Vitalität, Gesundheit, Fruchtbarkeit und tragen dies in den Bestand der laktierenden Kühe weiter, der zu den Besten und leistungsfähigsten der Region gehört.
Der Betrieb arbeitet zudem seit vielen Jahren als verlässlicher Partner aktiv im Zuchtprogramm des Landesverbandes Thüringer Rinderzüchter mit und ist fest in den Test- bzw. Ersteinsatz genomischer Jungvererber sowie das Embryonenprogramm des Zuchtverbandes eingebunden. red