LVG Köllitsch: Nur der Wollpreis lässt Raum für Wünsche
Das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) kaufte und verkaufte diese Saison gekörte Böcke. Bei der Körung der eigenen Tiere waren dabei sehr gute Ergebnisse zu erzielen, nur der Wollpreis lässt noch immer Raum nach oben.
Seit wenigen Wochen stehen sie in ihren Gruppen: Fünf Böcke sollen in diesem Jahr unter den Köllitscher Mutterschafen für Reinzucht-Nachwuchs sorgen. Zwischen neun und 47 Mutterschafe sind den „Herren“ jeweils zugeteilt. Insgesamt sind es 102 Merinofleischschafe (MFS) in drei Gruppen und 90 Schwarzköpfige Fleischschafe (SFK) in zwei Gruppen, die auf Weiden am Elbdamm oder anderen Flächen des Lehr- und Versuchsgutes (LVG) stehen. Rund sechs Wochen dauert die erste Anpaarungsrunde. Nach einer Pause kommt dann SKF-Bock Knut zum Zug: Er wird sich in der zweiten Anpaarungsrunde um die Muttern kümmern, die in der ersten Runde noch nicht tragend wurden, und für Kreuzungslämmer sorgen.
Unter den eingesetzten Böcken sind auch zwei Neulinge, die das LVG Köllitsch bei den Internetauktionen in diesem Jahr gekauft hat. Allerdings nicht, ohne die Tiere vorher selbst in Augenschein zu nehmen, wie Schäfer Uwe Liebhold zu verstehen gibt. Sich beim Kauf nur auf ein Foto und die Körnoten zu verlassen, sei ihm zu heikel. Um keinen Fehler zu machen, fuhr er daher nach Groß Kreutz in die Lehr- und Versuchsanstalt, um sich einen jungen SKF-Bock anzuschauen, und in die Schäferei des Sprungbrett nach Riesa-Göhlis, wo der Köllitscher Schäfer einen MFS-Bock aus der Zucht der Schäferfamilie Weinhold in Augenschein nahm. Bei einer Testanpaarungsrunde mit je drei Mutterschafen waren die beiden Jungböcke erfolgreich und konnten so guten Gewissens für die Zuchtarbeit eingeteilt werden.
LVG Köllitsch: Gute Böcke zum Verkauf gestellt
Böcke hat das LVG nicht nur erworben, sondern auch selbst verkauft. Im Januar hatte der Betrieb acht Jungböcke kören lassen. „Mit Super-Ergebnissen“, wie Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schafe und Schweine im LVG Köllitsch, betont. Dabei wurden aus jeder der beiden im LVG gehaltenen Rassen jeweils auch drei Böcke für die Elite ausgewählt.
Doch an der SKF- und Sufolk-Elite, die im März im niedersächsischen Verden stattfand, nahmen sächsische Züchter wegen der Pandemie nicht teil. Und die MFS-Elite, die im Mai im nordsächsischen Kölsa stattfinden sollte, wurde wegen Corona gänzlich abgesagt. „Das war sehr bedauerlich“, sagt Birgit Kurze. Zumal schon im Vorjahr die Zuchtveranstaltungen ausgefallen waren – und das LVG den zweiten Spitzenjahrgang in Folge vorzuzeigen hatte. „Die Böcke hätten sicher gut abgeschnitten – auch im Verkauf“, ist sich die Bereichsleiterin sicher. Verkauft wurden sie freilich alle, zum einen sechs Stück über die Mitteldeutsche Internetauktion und die Internetauktion des Thüringer Schafzuchtverbandes, zum anderen zwei ab Stall.
Hoffnung auf zuchtveranstaltungen im kommenden Jahr
Natürlich hoffen Birgit Kurze und Uwe Liebhold, dass im nächsten Jahr wieder Zuchtveranstaltungen in Präsenz stattfinden und dort verheißungsvolle Böcke aus dem Köllitscher Stall in den Ring geführt werden können. Für Mai sind beispielsweise die MFS-Elite und die Mitteldeutsche Bockauktion geplant. Eine Vorauswahl für die Körung haben sie gemeinsam mit dem Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband bereits getroffen. Acht MFS-Böcke und sechs SKF-Böcke stehen bereit.
Ausgewählt wurden auch die weiblichen Lämmer, die den Bestand ergänzen sollen. 58 Lämmer werden im Herbst dem Zuchtleiter bei der Herdbuchaufnahme vorgeführt. Zwölf Stück davon sind schon für den Verkauf durch den SSZV vorgesehen. Im Juli hatte das LVG Köllitsch über den Verband bereits sieben MFS-Jährlinge in den Export nach Tschechien verkauft.
Nicht nur Zuchttiere, auch Mastlämmer verkaufte das LVG. Und dies zu einem außerordentlich guten Preis. „So gut wie nie“, freut sich Birgit Kurze. Zwischen 3,40 und 3,50 €/kg Lebendgewicht zahlten die Abnehmer. Was indes im argen Kontrast zu den Wollpreisen steht. Die sind so schlecht wie nie. Für MFS-Wolle gab es 40 ct/kg, für SKF-Wolle nur 15 ct. Nachdem das LVG im Vorjahr die Wolle liegen ließ, um – vergeblich – auf einen besseren Preis zu warten, biss man nun wohl oder übel in den sauren Apfel und verkaufte. Der Erlös deckt maximal die Kosten für den Schafscherer.
Die Bauernzeitung arbeitet in jedem der fünf ostdeutschen Bundesländer für einen längeren Zeitraum mit einem ausgewählten Hof zusammen. In Sachsen ist dieser Praxispartner das LVG Köllitsch.
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Praxiswissen für Hobbyhalter
Eine „Einführung in die Schafschur“ für Hobby- oder Kleinhalter war in Form eines Seminares durch Schäfer Uwe Liebhold diesen Sommer im LVG Köllitsch geplant. Leider entfiel sie allerdings vorerst. Weiter- und Fortbildungsangebote rund um die Haltung von Schafen gibt es am Standort allerdings noch andere. So sollen unter anderem ein Workshop Herdenschafhaltung am 23. September oder die Praktikerschulung Schafhaltung „Fütterung der Schafe und Lämmer“ am 25. November stattfinden. Nähere Infos zu Inhalt und Anmeldung sowie weitere Termine erhalten Interessierte über den Veranstaltungsplan des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Sie werden auch auf den Terminseiten der Bauernzeitung veröffentlicht.