Ackerfuchsschwanz: Strategien zur Bekämpfung

Blühender Ackerfuchsschwanz am Versuchsstandort Ermstedt. (c) Katrin Ewert
Ackerbau
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Der Ackerfuchsschwanz ist eines der bedeutendsten Problemungräser in Ostdeutschland. Mit Striegel und Spätsaat lässt er sich aber eindämmen. Ackerbauliche Maßnahmen sind besonders durch den Wegfall wichtiger Wirkstoffe erforderlich.

Von Katrin Ewert und Kerstin Aschenbach, TLLLR

Die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz wird immer schwieriger. Der Wegfall wichtiger herbizider Wirkstoffe in den letzten Jahren (zum Beispiel Isoproturon, Flupyrsulfuron, Flurtamone), die verschärften Zulassungskriterien der Behörden oder auch die erschwerten Anwendungsbestimmungen bei den Wirkstoffen Pendimethalin und Prosulfocarb (NT145, 146, 170) machen die Bekämpfung der Ungräser, vor allem des Ackerfuchsschwanzes, immer komplizierter.

Enge Fruchtfolgen mit hohem Anteil von Winterungen, frühe Aussaattermine bei Winterweizen, pfluglose Bodenbearbeitung und zum Teil routinemäßiger Herbizideinsatz mit der gleichen Wirkstoffgruppe förderten die weitere Ausbreitung des Ungrases als auch das Auftreten zunehmender Resistenzen gegenüber Wirkstoffen der HRAC-Klasse A (ACCase-Hemmer, zum Beispiel Axial 50, Traxos, alle Graminizide) und B (ALS-Hemmer, zum Beispiel Broadway, Atlantis OD, Atlantis Flex). Der Anbau von Wintergetreide bei massivem Ackerfuchsschwanzauftreten ist allein mit Herbizidbehandlungen nicht mehr von Erfolg gekrönt. Ackerbauliche Maßnahmen müssen in das Bekämpfungskonzept integriert werden, aber wie? Welche Maßnahme bringt welche Effekte?

Falsches Saatbett vor dem Striegeln, Versuch Bösleben.

Falsches Saatbett vor dem Striegeln, Versuch Bösleben. (c) Luth, Agrargenossenschaft Bösleben

Striegeln des falschen Saatbetts, Versuch Bösleben.

Striegeln des falschen Saatbetts, Versuch Bösleben. (c) Luth, Agrargenossenschaft Bösleben

Falsches Saatbett nach dem Striegeln, vor der Aussaat der Spätsaat.

Falsches Saatbett nach dem Striegeln, vor der Aussaat der Spätsaat. (c) Luth, Agrargenossenschaft Bösleben

Spätsaat (l.) und Frühsaat auf einem Schlag im Vergleich, Standort Ermstedt. (c) Ewert / TLLLR Jena

Die Versuche

Dazu erfolgte vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) an zwei Standorten, auf denen der Ackerfuchsschwanz bereits seit mehreren Jahren Resistenzen gegenüber ACCase-Hemmern und ALS-Hemmern entwickelt hat, jeweils ein Versuch. An beiden Standorten zeigen gängige Gräserherbizide, wie Axial 50, Atlantis WG, Broadway oder Traxos, Wirkungsgrade von unter 30 %. Aus diesem Grund erfolgte ein Versuchsansatz, bei dem nicht nur die Herbizide, sondern vor allem die ackerbaulichen Möglichkeiten zur Bekämpfung stärker im Fokus standen.

Da der Ackerfuchsschwanz bevorzugt Anfang September bis Mitte Oktober aufläuft, wurde im Versuch geprüft, in welchem Umfang er durch die Anlage eines sogenannten falschen Saatbetts mit anschließendem Striegeln des aufgelaufenen Ackerfuchsschwanzes vor der Spätsaat bekämpft werden kann. Neben ausreichender Bodenfeuchte brauchen Bodenherbizide für eine nachhaltige Wirkung ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett. Deshalb wurden Varianten mit und ohne Walzen im Versuchsplan aufgenommen. Unterstützt wurden diese Versuche von der Agrargenossenschaft Bösleben e.G. sowie der Agrar GmbH & Co. KG Ermstedt (Tabelle 1).

Beide Betriebe legten die Versuche auf Winterweizenschlägen an, die bereits aus den Vorjahren stark mit Ackerfuchsschwanz belastet waren. Die Stoppelbearbeitung und die Saatbettbereitung erfolgten auf dem gesamten Schlag. Danach wurde auf einem Teilstück die Frühsaat (19.9.19 Ermstedt, 22.9.19 Bösleben) gedrillt und im Vorauflauf behandelt. Auf den angelegten Versuchsparzellen der Frühsaat wurden die Herbizidvarianten 0,6 l/ ha Herold SC sowie die Tankmischung 0,6 l/ha Herold SC + 3,0 l/ ha Boxer jeweils mit und ohne vorheriges Walzen im Vorauflauf (Abbildung 1) ausgebracht. Der Rest des Schlages blieb circa einen Monat als falsches Saatbett unbearbeitet liegen.

Vor dem Ausdrillen der Spätsaat (Ermstedt 15.10.19, Bösleben 25.10.19) erfolgte die Bekämpfung des bereits auflaufenden Ackerfuchsschwanzes mit einem Striegeleinsatz als Glyphosatersatz. Hierfür verwendete die AG Bösleben ihren neu angeschafften Striegel vom Typ AS 1200 M1 der Firma APV-Technische Produkte GmbH (Strichabstand 31,25 mm, sechsreihig, 2 cm Arbeitstiefe, 8 mm Zinkenstärke, 12 m Arbeitsbreite, 8 km/h Fahrgeschwindigkeit). In Ermstedt reaktivierte man speziell für diesen Versuch den seit vielen Jahren im Betrieb nicht genutzten Einböckstriegel. Auf den angelegten Versuchsparzellen der Spätsaat erfolgten die gleichen Herbizidvarianten wie zur Frühsaat.

Abbildung 1: Wirkung von Herbiziden, Walzen sowie Saattermin gegen Ackerfuchsschwanz in Winterweizen (2 Thüringer Versuche, Ernte 2020).

Die Ergebnisse

Auf beiden Versuchsstandorten lief der Ackerfuchsschwanz gleichmäßig stark auf. Durch den milden Winter 2019/2020 entwickelte er sich vor allem in der Frühsaat sehr gut und zeigte bereits zu Vegetationsbeginn im Frühjahr mehrere Bestockungstriebe. In der Spätsaat befand sich der Ackerfuchsschwanz zu diesem Zeitpunkt erst im BBCH 13–21. In der Abbildung 1 sind die Wirkungsgrade und die Anzahl der Ähren/m² für beide Standorte zusammengefasst. Am Standort Ermstedt wurden 1.045 Ähren/m² und in Bösleben 1.306 Ähren/m² in der unbehandelten Kontrolle der Frühsaat zur Abschlussbonitur im Mai/Juni ausgezählt. Im Ergebnis zeigte sich Folgendes:

Abbildung 2: Ernteergebnis des Ackerfuchsschwanzversuches in Bösleben 2020 (Erträge in dt/ha).

■ Der maximale Bekämpfungserfolg der Herbizide bei der Frühsaat lag bei 65 %, das heißt, noch 400 Ähren/m² blieben zurück. Dabei erwies sich die Tankmischung Herold + Boxer um 20 % wirkungsvoller als Herold SC solo (45 % WG). Walzen erhöhte die Wirkung von Herold SC um zehn Prozent.
■ Durch die ackerbaulichen Maßnahmen falsches Saatbett, Striegeln des aufgelaufenen Ackerfuchsschwanzes und Spätsaat konnte ein Wirkungsgrad von 81 % im Vergleich zur Frühsaat erreicht werden, das heißt, noch 220 Ähren/m² kamen zur Samenreife.
■ Beste Bekämpfungserfolge wurden durch die Kombination von falschem Saatbett, Striegeln des aufgelaufenen Ackerfuchsschwanzes, anschließender Spätsaat (Ende Oktober) und sehr zeitiger Behandlung mit Herold + Boxer im Vorauflauf erzielt (98 % WG), das bedeutet, der Besatz mit Ackerfuchsschwanz konnte von 1.176 Ähren/m² auf 27 Ähren/m² reduziert werden.
■ Die Ertragswerte aus dem Versuch in Bösleben bestätigen auf eindrucksvolle Weise die Boniturwerte (Abbildung 2). In der unbehandelten Kontrolle der Frühsaat wurden aufgrund des massiven Ackerfuchsschwanzbesatzes lediglich 28,7 dt/ha geerntet. Auch mit der besten Variante der Frühsaat (TM Herold SC + Boxer) wurden nur maximal 46 dt/ha (54 % Mehrertrag zur unbehandelten Kontrolle) erreicht. Allein die ackerbaulichen Maßnahmen falsches Saatbett, Striegeln des aufgelaufenen Ackerfuchsschwanzes und Spätsaat steigerten den Ertrag ohne eine Herbizidmaßnahme auf 71 dt/ha. Mit einer nachfolgenden TM von 0,6 l/ha Herold SC + 3,0 l/ha Boxer konnten 82 dt/ha (185 % Mehrertrag gegenüber der unbehandelten Kontrolle der Frühsaat) geerntet werden.

Vergleich Ackerfuchsschwanz

Unbehandelte Kontrolle der Frühsaat mit 1.306 Ähren/m2 am Standort Bösleben. (c) Kerstin Aschenbach (TLLLR Jena)

Vergleich Ackerfuchsschwanz

Unbehandelte Kontrolle Spätsaat am Standort Bösleben, 81 % Wirkung. (c) Kerstin Aschenbach (TLLLR Jena)

Vergleich Ackerfuchsschwanz

Variante 10: bis 0,6 l/ha Herold + 3,0 l/ha Boxer mit vorherigem Walzen in der Spätsaat am Standort Bösleben, 98 % Wirkung. (c) Kerstin Aschenbach (TLLLR Jena)

Der Ausblick

Auch wenn diese Ergebnisse auf eindrucksvolle Weise zeigen, dass eine Spätsaat zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung sehr sicher wirkt, stellt dies die Praxis vor große Herausforderungen und ist nicht auf allen Flächen durchführbar. Die Spätsaaten erhöhen die Gefahr der nicht termingerechten Befahrbarkeit und nachfolgend verspäteter Aussaat mit Auswinterungsgefahr. Aus diesem Grund werden in diesem Herbst ähnliche Versuche in den beiden Betrieben fortgeführt. Hierbei sollen diesmal weitere Striegelmaßnahmen in der Frühsaat getestet werden. Darüber hinaus werden sich auch die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg an dieser Versuchsfrage beteiligen. Diese Erkenntnisse hätten ohne die Unterstützung der Agrargenossenschaft Bösleben sowie der Agrar GmbH & Co. KG Ermstedt nicht gewonnen werden können. Beiden Betrieben sei an dieser Stelle für die Unterstützung bei der Anlage der Versuche recht herzlich gedankt.

FAZIT: Durch die sinnvolle Kombination von ackerbaulichen und chemischen Maßnahmen konnte der Ackerfuchsschwanz zu 99 % im Herbst bekämpft werden. Mit den Maßnahmen falsches Saatbett, Striegeln des aufgelaufenen Ackerfuchsschwanzes und Spätsaat (Mitte bis Ende Oktober) gelang es, den Ackerfuchsschwanz um 80 % einzudämmen (Var. 6). Mit dem anschließenden zeitigen Einsatz von Bodenherbiziden nach vorherigem Walzen verbessert sich die Wirkung auf 99 %. Auf Problemstandorten mit bereits nachgewiesenen Resistenzen sollten späte Saattermine favorisiert und im Extremfall auf eine Sommerung ausgewichen werden. Bei der Auswahl der Herbizide ist darauf zu achten, dass eine Kombination mit Wirkstoffen von mindestens zwei verschiedenen HRAC- Klassen gewählt und in vollen Aufwandmengen ausgebracht wird.


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