Anbau von Energiepflanzen

Biomasse Fruchtfolgen: Veredelt sei der Strom, hilfreich und gut

Biomasse: Welche Rolle Energiepflanzen in der modernen Landwirtschaft spielen können. © Sabine Rübensaat
Ackerbau
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Der Anbau von Energiepflanzen steigt. Sie erweitern die Fruchtfolge und liefern Biogasanlagen Substrat. Biogas und Biomethan sollen aber laut Bundesregierung zukünftig als regenerative Energiequellen nicht mehr im Fokus stehen. Die ostdeutsche Landwirtschaft zeigt hingegen längst, wie der Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch nachhaltig gestaltet werden kann. Es kommentiert Erik Pilgermann.

Von Erik Pilgermann

Die großen Ackerkulturen Getreide, Mais und Raps werden nach Expertenmeinung in Deutschland weiterhin in kurzen, phytomedizinisch problematischen Fruchtfolgen und mit entsprechend hohem Pflanzenschutzmitteleinsatz angebaut. Trotzdem ist das Interesse am Einsatz von vielfältigen Fruchtfolgen in der Landwirtschaft in den letzten Jahren gestiegen.

Der Anbau von Energiepflanzen in der ackerbaulich orientierten Landwirtschaft nimmt zu, wie eine Vielzahl von Statistiken und Prognosen zeigt. Auch viele Züchterhäuser bewerben inzwischen intensiv neue Mischungen, die als Anbau-Alternativen die Fruchtfolgen weiten und gleichzeitig über die erzeugte Biomasse die Substratversorgung von Biogasanlagen verbessern sollen.

Fruchtfolgen: Vielfalt macht die Felder fit

Hat der Markt für nachwachsende Energieträger die Perspektiven für die agrarische Pflanzenproduktion verbessert, so ist die Entwicklung begleitet von verschiedenen Befürchtungen, die vor allem die Intensität einer spezialisierten Produktion betreffen.

Wissenschaftler an vielen Landbaufakultäten von Hohenheim über Göttingen bis Rostock sind emsig dabei, die auftretenden phytomedizinischen Probleme, den dadurch bedingten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Wirkung auf die Agrarbiodiversität zu erforschen.

Konsens ist inzwischen, dass es unter pflanzenbaulichen und landschaftsökologischen Gesichtspunkten ungünstig wäre, wenn Energie-Fruchtfolgen dauerhaft separat von traditionellen Fruchtfolgen, womöglich mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten, etabliert würden. Denn Vielfalt macht die Felder fit.

Biomasse: Schlusslicht der Flächeneffizienz, aber wichtigster Stromerzeuger unter den Erneuerbaren?

Angesichts dessen fragt man sich, wer wohl so viel Wasser auf die (Wind-)mühlen gegossen haben könnte, dass die Bundesregierung inzwischen der Meinung ist, dass Biogas und Biomethan wider besseres Wissen zukünftig als regenerative Energiequellen nicht mehr im Fokus stehen sollen. Würde die Streichung der Biomasse als erneuerbarer Energieträger im Entwurf einer Anpassung des deutschen Stromsteuergesetzes umgesetzt, wäre das ein herber Rückschlag für die Vielfalt auf dem Feld.

Laut Umweltbundesamt sei die Biomasse-Verwertung zwar Schlusslicht bei der Flächeneffizienz, doch hatte die Brutto-Stromerzeugung aus Biomasse 2023 mit ca. 43,8 TW immerhin einen Anteil von 8,5 % an der deutschen Stromerzeugung sowie etwa 17 % des erzeugten erneuerbaren Stroms.

Untersuchungen des TLLLR von 2020 belegen zudem, dass in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern weit über 50 % und Sachsen und Thüringen sogar weit über 70 % des Substrateinsatzes über Gülle realisiert wurde. Und das bei 0,3 bis maximal 0,9 GV/ha.

Ostdeutschland als Vorbild: Kreislaufwirtschaft mit Energiepflanzen und Biogasanlagen

Das spricht nicht etwa gegen Energiepflanzen, ganz im Gegenteil. Denn die ostdeutsche Landwirtschaft beweist längst, wie man den Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch nutzbringend und ressourcenschonend in Gang halten kann.

Neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln wird auch der große Teil nicht verzehrbarer Biomasse über Tiere und Biogasanlagen zu Strom, Wärme und Kraftstoff veredelt. Um aber das Risiko für die Betriebe überschaubar zu halten, ist es wichtig, verlässlich auf unterschiedliche Anbau-Systeme setzen zu können und auf möglichst viele Fruchtarten, die Wasser zu unterschiedlichen Zeiten benötigen.

Den Rahmen dafür muss der Gesetzgeber schaffen. Denn auf lange Sicht ist Biodiversität auch immer die ­Diversität von Verwertungsmöglichkeiten.

Kommentar aus der Ausgabe 23/2024

Ausgabe 23/24
Bauernzeitung 23/2024

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