Einzelkornsaat Raps: Regionale Sortendemos
Da sie die LSV-Ergebnisse und Eindrücke aus den Zuchtgärten um standortbezogene Beobachtungen erweitern, sind regionale Sortendemos sehr wichtig. Wir besuchten Toni Reincke, der verschiedene Kulturen testet.
Der Raps hatte 2023 einiges auszuhalten. Fast zu 100 % Schädlingsbefall mit Großem Rapsstängelrüssler und Geflecktem Kohltriebrüssler waren zu finden. Dieses massive Auftreten der Schädlinge beschleunigte den Krankheitsbefall mit Verticillium stark. Auch Landwirt Toni Reincke aus Stäbelow bei Rostock hatte in diesem Jahr mit den widrigen Bedingungen zu kämpfen. Seit 1990 steht in seinem Betrieb Raps.
Seit 20 Jahren wirtschaftet er pfluglos. 2019 schaffte er eine Einzelkornsämaschine von Väderstad an. Mit der Tempo drillt er seitdem Mais und Raps (Bauernzeitung 36/2022, S. 26/29). Die Einzelkorndrille war auch ein Hauptgrund, warum Toni Reincke anfing, Demoversuche für verschiedene Kulturen anzulegen. Viele Züchterhäuser wollten ihre Sorten in der Region in Einzelkornsaat ausprobieren. Und so standen in seinem Rapsversuch in der vergangenen Saison wieder 23 Sorten.
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Einzelkornsaat Raps Sorten: Züchtung entscheidend
Die Züchtung liefert die verschiedensten Sortentypen. Diese müssen zum einen in der Wertprüfung erfolgreich sein. Zum anderen schaut das Züchterauge auf die phänotypischen Merkmale. Da gibt es Typen, die gefallen und welche, die von vornherein ausgeschlossen werden.
Für die Einzelkornsaat müssen sie eine gewisse Größe besitzen und vor allem in die Breite gehen. Die reine Länge sagt dabei noch nichts. Den Unterschied macht erst die Anzahl und Verteilung der Seitentriebe aus. Will eine Sorte erfolgreich sein, muss sie sich die Zwischenräume erarbeiten und den Bestand schließen.
Sortendemos, wie die von Toni Reincke, sind bei Praktikern und Züchtern beliebt, da sie die LSV-Ergebnisse und Eindrücke aus den Zuchtgärten um wichtige, standortbezogene Beobachtungen erweitern. Da gibt es Ertragsergebnisse, die zwischen relativ 90 bis 114 liegen. Gerade aus Sicht der Landwirte erscheint es oft verwunderlich, wie sehr LSV-Ergebnisse und Ergebnisse aus Sortendemos auseinanderliegen können. Das liegt meist an den Standorteffekten. Aber gerade die sind für Praktiker oft entscheidend.
Sorten, die in den Versuchen eher unscheinbar sind, überzeugen oft am Ende in den Ergebnissen und lassen so auch manche „Krachersorte“ hinter sich. Sorten im Mittelfeld sind vielleicht langweiliger, haben aber auch in jede Richtung einen Puffer. Sie können in der Summe oft das, was an Stress entsteht, am besten abfangen. Extrem späte Sorten brauchen einen geduldigen Landwirt. Extrem frühreife Sorten werden oft nur so früh reif, weil sie zum Beispiel Verticillium haben. Das kann in schlechten Jahren einen riesigen Verlust bedeuten.
Wetter und Schädlinge sorgten für Verluste
Verluste prägten die Rapssaison 2023. Zur Ernte sah man oft fast keine grünen Stoppeln mehr. Auch in Sorten mit guter Platzfestigkeit waren unter dem stehenden Raps oft viele Ausfallkörner aufgelaufen. Einige Sorten gingen auch deutlich stärker ins Lager. Die Schuld lag dabei in der Hauptsache beim Wetter. Toni Reincke konnte mehrfach in der Saison Käfer nicht zum nötigen Zeitpunkt bekämpfen, da Wind und Regen dies nicht zuließen.
Anders als in anderen Jahren mit Erträgen deutlich über fünf Tonnen pro Hektar pendelte sich der Ertrag 2023 um 30 dt/ha ein. Die Sortendemo lag ertraglich über dem Schnitt der Fläche. Insgesamt war der Raps sehr kurz, die längsten Sorten gerade mal brusthoch. Nach Einschätzung der Experten waren es in diesem Jahr vor allem die längsten und spätesten Sorten oft weit vorn. Diese sind aber bei Landwirten meist unbeliebt. Sie wollen keine späten Sorten, die sich schlecht dreschen lassen.
Raps: Erträge unter dem Durchschnitt
Der absolute Durchschnittsertrag der Sortendemo von Landwirt Reincke war mit 33,36 dt/ha im Vergleich des langjährigen Mittels relativ bescheiden. Angesichts des Stresses, unter dem der Bestand litt, war er aber immer noch ganz passabel. Anhand der Bilder lässt sich erahnen, dass der Schädlingsdruck mit Großem Rapsstängelrüssler und Geflecktem Kohltriebrüssler sehr hoch war. Eine Behandlung war trotz des hohen Befalls Mitte März aufgrund der Witterung nicht möglich. Das hat deutlich Ertrag gekostet.
Noch einmal: In dieser Saison war vielerorts der enorm hohe Schädlingsbefall einer der Hauptgründe für die schwachen Rapserträge. Hinzu kommt, dass die Frühjahrswitterung (kalter März und April) den Raps oft nicht hat wachsen lassen. Deshalb blieben alle Sorten relativ kurz. Im Bereich der Krankheiten war sicherlich Cylindrosporium im Frühjahr vorhanden, aber nach Meinung der Experten nicht oder nur kaum ertraglich relevant. Mit Abstand die wichtigste Krankheit in diesem Jahr war wie so oft Verticillium.
Ausfallraps durch kranke Pflanzen
Die Kombination aus Witterung, Schädlingen und Krankheiten hatten die Bestände gestresst. Daher waren die Ausfallverluste vor Ernte in diesem Jahr auch so außergewöhnlich hoch. Bestätigt wurde das vielerorts durch einen grünen Teppich unter dem Bestand. Viele Ausfallrapspflanzen waren zum Zeitpunkt der Ernte des Schotenpaketes oberhalb schon ziemlich groß. Das bedeutet, dass die ersten Samen bereits sehr früh ausgefallen sein mussten.
Das lag wohl in erster Linie an den kranken Pflanzen. Ein weiteres deutliches Anzeichen, dafür, dass ziemlich früh Stress geherrscht haben muss, sind die Ölgehalte, die mit circa 41 % relativ niedrig ausgefallen sind. Die eigentlichen Ausfallverluste direkt vor und während der Ernte waren dann vermutlich gar nicht mehr so hoch. Landwirt Reincke bestätigte, dass die noch vorhandenen Schoten kurz vor dem Drusch noch sehr gut aussahen.
Allerdings musste man im Schotenpaket und in der Standfestigkeit der Sorten stark differenzieren. Einige der Sorten im Demoversuch werben mit Schotenplatzfestigkeit,. Laut der Ergebnisse (Tab.) lag aber andere Genetik vorn. Außerdem lagen auch nicht unbedingt die Sorten mit der spätesten Reife vorn.
Einzelkornsaat Raps Sortendemos – Ein Fazit
In der Saison 2023 wurde dem Raps einiges abverlangt. Frost, Kälte, Dürre sowie Verticillium und Rüssler hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Ernte der Sortendemo von Landwirt Toni Reincke erfolgte vom 25. bis 28. August. Sie wurde von Niederschlägen erst verzögert und mehrfach unterbrochen. Die Erträge waren deshalb nur unterdurchschnittlich. Insgesamt lagen 2023 die Sorten vorn, die in Summe mit den verschiedenen biotischen und abiotischen Stressfaktoren am besten zurechtgekommen sind.
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