Hanf-Feld in Mecklenburg-Vorpommern: Den Wachstumsfortschritt ermittelten die Studierenden während der Vegetationsphase wöchentlich. (c) IPS Hanf HS NB

Hanf in Mecklenburg-Vorpommern: Warum er sich als Zwischenfrucht eignet

Hanf wurde bis jetzt eher zur Faser- und Körner-Gewinnung genutzt. Ein Forschungsprojekt von Studenten der Hochschule Neubrandenburg hat ergründet, wie sich die Kultur auch anders in Fruchtfolgen integrieren lässt.

Von Jonathan Leander Grosse, Leon Hünemörder, Jonathan Koch, Anna-Lena Köhler, Oliver Machmüller, Leon Christian Plath, Rick Schröder, Franziska Steinwarder, Alexandra Cerbe, Norman Pfeiffer, Richard Kevin Peter, Hochschule Neubrandenburg

Auf rund 17 Prozent aller Ackerflächen in Deutschland wurden 2019/2020 Zwischenfrüchte angebaut. Der größte Anteil entfällt dabei auf die Herbst-Aussaat als Winterzwischenfrucht. Klassische Zwischenfrucht-Komponenten sind Phacelia, Ramtillkraut und Ölrettich, die häufig noch mit Leguminosen ergänzt werden. Hanf spielt als Zwischenfrucht bisher nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch besitzt er Eigenschaften, die ihn als Zwischenfrucht interessant machen.

Hanf in Mecklenburg-Vorpommern: Eigenschaften und Potenzial

Genau wegen dieser Eigenschaften und dem damit verbundenen Potenzial haben sich elf studierende Agrarwirte der Hochschule Neubrandenburg für das Interdisziplinäre Projekt-Seminar zusammengefunden. Hauptgrund hierfür ist das Interesse an leistungsstarken Zwischenfrüchten, die für den Boden und die Folgekultur positiv sind. Im vergangenen Wintersemester waren die Studierenden wöchentlich auf der Untersuchungsfläche und haben dort an gezielt ausgewählten Orten Daten erhoben. Diese Daten werden im folgenden Bericht dar gestellt und ausgewertet.

Zur Verfügung gestellt wurde die Fläche von der Agrargesellschaft Cammin GmbH. Die Agrargesellschaft betreibt neben dem Ackerbau auch eine Biogas-Anlage. Die Fruchtfolge ist mit Winterraps, Winterweizen, Silomais, Zuckerrübe, Erbse und Wintergerste sehr vielfältig.

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Hanf in Mecklenburg-Vorpommern: Das war die Versuchsfläche

Der Schlag mit dem Zwischenfruchthanf liegt zwischen Neubrandenburg und Burg Stargard. Vorfrucht war Winterweizen (90 dt/ha), der aufgrund der schwierigen Erntebedingungen erst am 15. August geerntet werden konnte. Entsprechend verspätet erfolgte auch die Aussaat der Zwischenfrucht am 7. September 2023. Die Untersuchungsfläche war eine fünf Hektar große Parzelle auf einem 71,3 ha großen Schlag mit ca. 45 Bodenpunkten. Die Parzelle mit ca. 48 Bodenpunkten (lehmiger Sand bis stark lehmiger Sand) wurde in für die Gegend typische Teilbereiche (kupiertes Gelände) eingeteilt: Straße, Senke und Hang. Die Bodenuntersuchung (2022) für das Jahr 2023 ergab auf diesem Schlag 45 kg Nmin. Probleme gibt es auf dieser Fläche mit Weidelgras und Ausfallraps.

Das sind die Kosten von Hanf

Der optimale Saatzeitpunkt für Hanf als Zwischenfrucht ist Ende Juli, Anfang August (Ideale ZF nach Wintergerste). Die Kosten für Hanfsaatgut liegen derzeit bei circa 8 Euro pro Kilogramm. Bei 25 kg Aussaatstärke sind das 200 Euro pro Hektar. Der Stoppelsturz erfolgte kurz nach der Ernte mit der Amazone Catros (5 cm tief).

Die Saatbebereitung folgte Anfang September mit dem Schwergrubber und Meißelscharen auf circa 15 cm Tiefe. Gesät wurde am 7. September mit der Horsch Pronto bei 25 Kilogramm pro Hektar und zwei Zentimeter Ablagetiefe. Gesät wurde die Sorte Santhica 70. Sie wies eine Keimfähigkeit von 89,7 % auf. Zum Zeitpunkt der Aussaat war es sehr trocken.

Forschnungsprojekt Hanf: Pflanzenhöhen wöchentlich erfasst

Ein Teil des Projekts war die wöchentliche Erfassung der Pflanzenhöhen. Diese haben über den gesamten Versuchszeitraum recht linear zugenommen. Interessant ist, dass die verschiedenen Standorte im Feld von Beginn an recht unterschiedliche Pflanzenhöhen verzeichneten. So wurden in der Senke des Schlages die größten Pflanzen ermittelt. Der Standort an der Straße ähnelt den der Senke in dessen Wachstumsverlauf. Am Hang hingegen wurden die niedrigsten Hanfhöhen erhoben.

In der Senke wurde ein allgemein starkes Wachstum ermittelt. So wuchs dort nicht nur der Zwischenfruchthanf am besten, sondern auch diverse Unkräuter sowie Gräser. Ähnlich lässt sich dieses Wachstumsverhältnis auf den Standort an der Straße projizieren.

Der Hang hingegen hinterlässt jedoch ein ganz anderes Bild als die beiden anderen Standorte. Auf dem dort etwas schwereren und klutigeren Boden wurden die geringsten Hanfhöhen ermittelt.

Hanf-Versuchsfläche
Hanf-Versuchsfläche mit Blick auf den Senke Hang. (c) Franziska Steinwarder/IPS Hanf HS NB
Hanf Senke
An verschiedenen Standorten auf der Versuchsfläche wurden neben den Hanfpflanzen auch die Unkräuter und Ungräser erfasst, um die Konkurrenzfähigkeit des Hanfs zu beurteilen. (c) Franziska Steinwarder/IPS Hanf HS NB

Aufgrund der Wahl von unterschiedlichen Standorten innerhalb einer Fläche ließen sich signifikante Unterschiede im Wachstumsverlauf des Zwischenfruchthanfes verzeichnen. Dieses Phänomen spiegelt eins zu eins die Heterogenität der Ackerflächen wider.

Durchsetzungsfähigkeit und Unkrautunterdrückung von Hanf

Wöchentlich wurde die Anzahl der Unkräuter und die Anzahl der Hanf-Pflanzen gezählt. Anhand der Entwicklung, wie viele Pflanzen zu erkennen waren, sollten Rückschlüsse auf die Durchsetzungsfähigkeit und Unkraut-Unterdrückung des Hanfs gezogen werden. Auf allen Standorten konnte festgestellt werden, dass die Anzahl der Unkräuter keinen direkten Einfluss auf die Anzahl der Hanf-Pflanzen hat. Sind mehr Unkräuter vorhanden, sind auch mehr Hanf-Pflanzen zu finden. Wenn die Bedingungen an einem Standort besser sind, dann ist die Biomasse der Unkräuter ebenfalls in diesem Maße erhöht. Bei nicht optimalen Bedingungen für den Hanf ist eine unkrautunterdrückende Wirkung jedoch nicht festzustellen.

Der Hanf als Zwischenfrucht wurde mit Temperatur-Sensoren im Feld überwacht. Diese Sensoren gaben Aufschluss über den Zusammenhang der Hanf-Entwicklung mit den Temperaturen. Ein interessanter Aspekt dieses Anbaus ist die Wachstumshöhe der Hanfpflanzen und deren Zusammenhang mit den wechselnden Wetter-Bedingungen. Die Wachstumshöhe von Hanfpflanzen unterliegt einer Vielzahl von Faktoren, wobei das Wetter eine entscheidende Rolle spielt.

Das waren die Ergebnisse

Hanf ist eine robuste Pflanze, die sich gut an unterschiedliche klimatische Bedingungen anpassen kann. Wie in der Abbildung 1 zu sehen, hatte die Temperatur kaum Einfluss auf die Wachstumshöhe. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Wachstumsgradtage (Basistemperatur 1 °C), die identisch zur Wachstumshöhe ansteigt.

Abbildungen 1: Wachstumshöhe von Hanf im Zusammenhang mit dem Wetter

Wachstumshöhe von Hanf im Zusammenhang mit dem Wetter
Abbildungen 1: Wachstumshöhe von Hanf im Zusammenhang mit dem Wetter

Abbildung 2 zeigt, wie viel Zentimeter die Pflanze bei einer Temperatur-Summe von 100 °C in Höhe gewachsen ist. Nach einem raschen Jungpflanzen-Aufwuchs in der ersten Woche ist eine Verlangsamung der Wuchs-Geschwindigkeit zu verzeichnen. Nach einen Temperatur-Einbruch ab den 16. Oktober dauert es zwei Wochen, bis dieses Niveau wieder erreicht wurde. Die Temperaturen blieben weitestgehend gleich. Nachdem die Temperaturen 8 °C unterschritten wurden, war kaum noch Wachstum zu verzeichnen. [mehr dazu lesen Sie in der Bauernzeitung: Artikel aus Ausgabe 05/2024 S. 28-30]

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