Adulter Kartoffelkäfer beim Blattfraß. © Andreas Berger

Kartoffel-Schädlinge: Kartoffelkäfer und Blattläuse bekämpfen

In Kartoffeln sollte jetzt besonders auf Kartoffelkäfer und Blattläuse geachtet werden. Beide Schädlinge können den Pflanzen in kurzer Zeit massive Schäden zufügen. Blattverlust und Virusbefall drohen.

Von Andreas Berger, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück

Insekten, insbesondere der Kartoffelkäfer und Blattläuse, können sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Anbau erhebliche Ertragsausfälle verursachen. Aus diesem Grund ist eine genaue Ansprache der Schädlinge sowie deren Lebensweise unerlässlich. Speziell der richtige Behandlungszeitpunkt sowie die konsequente Einhaltung einer Anti-Resistenz-Strategie zum Erhalt verschiedener Wirkstoffgruppen sind dabei entscheidend.

Der Kartoffelkäfer: Ein Gefräßiger Schädling

Aussehen und Lebensweise

Der 7–15 Millimeter große Kartoffelkäfer ist gelb, wobei sein Halsschild schwarze Flecken aufweist und sich auf den Flügeldecken zehn dunkle Längsstreifen befinden.

Die Käfer verlassen kurz nach dem Auflaufen der Kartoffel ihr Winterquartier und vollziehen einen ca. zweiwöchigen Reifungsfraß an den Blättern, bevor die Weibchen ihre gelben Eier (etwa 300 pro Weibchen) in Eipaketen an die Blattunterseiten der Kartoffelpflanzen legen. Aus den Eiern schlüpfen nach weiteren 10–14 Tagen die rötlichen Larven.

Diese haben an den Seiten und am Kopf schwarze Punkte. Die Larven wachsen schnell heran und kriechen bereits nach zwei- bis vierwöchigem Fraß für die Verpuppung in die Erde. Die neue Käfergeneration erscheint dann circa drei Wochen nach der Verpuppung. Pro Jahr treten ein bis zwei Käfergenerationen auf.

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Rötliche Larve des Kartoffelkäfers beim Blattfraß. © Andreas Berger

Schadbild und wirtschaftliche Bedeutung

Der Befall beginnt oft am Feldrand von Schlägen, die an Vorjahresflächen angrenzen. Bei geringem Befall sind Rand- und Lochfraß zu beobachten. Diese verursachen noch keinen wirtschaftlichen Schaden. Ein Blattverlust von mehr als zehn Prozent kann allerdings bereits zu größeren wirtschaftlichen Einbußen führen.

Vor allem die Larven können bei verstärkter Vermehrung einen Skelettier- und Kahlfraß verursachen. Je nach Zeitpunkt des Kahlfraßes sind dabei Ertragsverluste von 35–60 % möglich.

Zur Ermittlung der Bekämpfungsschwelle (BKS) von 15 Larven pro Pflanze (Eigelege mit einbeziehen) sollten mindestens fünf Pflanzen an fünf verschiedenen Stellen pro Schlag kontrolliert werden.

Blattläuse: Überträger von Krankheiten und Ertragsverursacher

Blattlausarten im Kartoffelanbau

Ein besonders großes Problem kann ein früher Befall mit Blattläusen darstellen. Von den etwa 850 in Mitteleuropa beheimateten Blattlausarten spielen im Kartoffelanbau zum Beispiel die Grüne Pfirsichblattlaus, Kreuzdornlaus, Faulbaumlaus, Grüngefleckte Kartoffellaus und Grüngestreifte Kartoffelblattlaus eine wirtschaftliche Rolle. Sie sind neben den Saugschäden auch Überträger (Vektoren) von Viren.

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Grüne Pfirsichblattläuse zählen zu den wichtigsten Virusvektoren. © Hermann Heidweiler

Direkte und indirekte Schäden durch Blattläuse

Mit ertragsrelevanten Saugschäden durch Blattläuse ist nur selten zu rechnen. In den letzten Jahren traten allerdings witterungsbedingt (warm und trocken) vermehrt Saugschäden auf. Eine deutlich größere Problematik haben Blattläuse allerdings als Vektoren.

Im Kartoffelanbau spielen dabei vor allem das Blattrollvirus sowie die Y-, A-, M- und S-Viren eine Rolle. Je nach Infektionsbeginn – je früher desto höher die zu erwartenden Ertragsverluste– können dabei Ertragsverluste zwischen 0 und 90 % entstehen. Die Grüne Pfirsichblattlaus gilt dabei als wirtschaftlich bedeutendste Blattlausart im Kartoffelanbau, da sie sehr viel zwischen den Pflanzen wandert und sich so leichter mit Viren belädt und diese stärker verbreitet.

Außerdem können die Grünen Pfirsichblattläuse in einem milden Winter neben Eiern auch als adulte Tiere (anholozyklisch) überleben und dann bereits virusbeladen (mit dem Blattrollvirus) in die Kartoffeln starten, wo sie schon sehr früh Primärinfektionen setzen können. Müssen sich die Blattläuse hingegen nach einem kalten Winter erst aus Eiern entwickeln, sind diese virusfrei.

Sie müssen sich erst an virushaltigen Pflanzen mit den Viren beladen, bevor sie die Kartoffeln infizieren können. Unter diesen Voraussetzungen ist mit einem späten Befallsbeginn und deutlich geringerem Ertragsausfall an Kartoffeln zu rechnen.
In Pflanzkartoffelbeständen dürfen aufgrund der möglichen Virusübertragung keine Blattläuse toleriert werden. In Speise- und Wirtschaftskartoffeln kann ein gewisser Besatz geduldet werden, konkrete Schwellenwerte existieren derzeit aber nicht.

Behandlungszeitraum und Pflanzenschutz

In den vergangenen Jahren kam es vor allem aufgrund zu später Behandlungen, sowie zu hoher Temperaturen verbunden mit Trockenheit und sehr geringer Luftfeuchtigkeit wärend der Behandlungen, des Öfteren zu Minderwirkungen in der Praxis, sodass einmalige Behandlungen nicht zum erwünschten Erfolg geführt haben.

Neben dem richtigen Behandlungszeitpunkt ist darüber hinaus der Integrierte Pflanzenschutz im Kartoffelanbau die Grundlage für die Einhaltung einer konsequenten Anti-Resistenz-Strategie, damit langfristig ein optimaler Bekämpfungserfolg gegen den Kartoffelkäfer erzielt werden kann. Folgende Maßnahmen sollten daher besondere Beachtung finden:

Kartoffelkäfer richtig bekämpfen

  • Einhaltung der Bekämpfungsschwelle von 15 Larven pro Pflanze (Hier sollten auch Eigelege mit einbezogen werden).
  • Durchführung von Feldkontrollen
  • zusätzliche Abwägung der Notwendigkeit einer Bekämpfung durch Nutzung des Prognosemodells SIMLEP. Unter www.isip.de kann schlagspezifisch der optimale Bekämpfungstermin abgerufen werden.
  • Den richtigen Einsatzzeitpunkt der Insektizide wählen. Bei Käfern und älteren Larven ist die Wirkung oft unzureichend, gegen Eigelege sogar unwirksam. Nur Junglarven (L1 und L2, ca. 2–3 mm Größe) lassen sich ausreichend gut mit Insektiziden erfassen.
  • Auf die Temperaturabhängigkeit und UV-Stabilität der verschiedenen Mittel achten.
  • Abdriftmindernde Düsen einsetzen.
  • Ausreichende Wasseraufwandmengen (je nach Bestandsentwicklung 300–400 l/ha, biologische Mittel eher 500–600 l/ha) bei gleichzeitig voller Aufwandmenge der Insektizide nutzen.
  • Bienenschutzvorschriften beachten (insbesondere kein Einsatz von B1-Präperaten bei vorhandenem Blattlausbefall sowie blühenden Unkräutern im Kartoffelbestand).
  • Wirkstoffwechsel (IRAC), Pyrethroide und Neonicotinoide jeweils nur einmal pro Saison einsetzen. Zusätzlich den Wirkmechanismus auch zwischen den Jahren wechseln.
  • Erfolgskontrolle der Pflanzenschutzmaßnahme
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Eigelege des Kartoffelkäfers auf der Blattunterseite. © Andreas Berger

Kartoffel-Schädlinge bekämpfen: Welches Insektizid wie oft einsetzen?

Je nach Situation sind in der Regel zwischen null und drei Insektizid-Anwendungen (2023: konventionell teilweise viermal, Öko vier- bis sechsmal) gegen den Kartoffelkäfer erforderlich. Dabei sollte maximal eine Spritzanwendung einer Wirkstoffgruppe erfolgen und danach gewechselt werden. Spezifische Mittel, wie SpinTor, Coragen und NeemAzal-TS, sind dabei zu bevorzugen. Beim gemeinsamen Auftreten von Kartoffelkäfer und Blattläusen Mospilan SG nutzen.

Wenn nur mit einer Anwendung je Jahr gerechnet wird, sollte der Wirkmechanismus zwischen den Jahren gewechselt werden. Bei der Wahl eines Insektizides muss unter Umständen beachtet werden, dass einzelne Vertriebspartner den Einsatz bestimmter Mittel ablehnen. Vor allem betrifft dies B1- und B2-Präparate der Pyrethroide.

Kartoffelläuse richtig bekämpfen

Behandlungszeitraum und Pflanzenschutz

Genau wie beim Kartoffelkäfer ist auch bei Kartoffelläusen neben dem richtigen Behandlungszeitpunkt der Integrierte Pflanzenschutz die Grundlage für die Einhaltung einer konsequenten Anti-Resistenz-Strategie im Kartoffelanbau.

Beim wöchentlichen Blattlaus-Monitoring auch verstärkt auf das Vorhandensein von Nützlingen wie z. B. dem Marienkäfer, (Adulte und Larven), der Florfliege und der Schwebfliege (jeweils Larven) achten! Diese natürlichen Gegenspieler können Blattlauspopulationen erheblich reduzieren und dabei selbst große Populationen aufbauen.

Durch Insektizidanwendungen werden allerdings auch die Nützlinge getroffen. Durch das anschließende Fehlen der Nützlinge können sich Blattlauspopulationen so schneller wiederaufbauen, was weitere Insektizidanwendungen nötig machen könnte. Daher sind die Nützlinge immer mit in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.

Wirkstoffauswahl und Insektizide

Sollte trotzdem eine Bekämpfung erforderlich werden, stehen zur Blattlausbekämpfung das Neonicotinoid, Mospilan SG/Danjiri (B4) 250 g/ha, die Pyrethroide, Kaiso Sorbie (B4) 150 g/ha, Jaguar/Tarak (B4) 75 ml/ha, Karate Zeon (B4) 75 ml/ha, letztmalig Lamdex forte sowie Hunter WG (Ende Aufbrauchfrist: 30. Juni 2024), Shock Down (B2) 150 ml/ha, Sumicidin Alpha EC (B2) 300 ml/ha und das Pyridincarboxamid, Teppeki/Afinto (B2) 160 g/ha max. bis BBCH 51 (Knospen der ersten Blütenanlage sichtbar), zur Verfügung.

Bei Teppeki/Afinto ist darauf zu achten, dass diese nicht in Tankmischung mit ölhaltigen/ölbasierten PSM oder Zusatzstoffen gefahren werden dürfen. Bei Tankmischungen von B4-Insektiziden mit Azol-Fungiziden (Belanty, Dagonis, Narita, Revus Top) ist außerdem die Änderung der Bienengefährdung zu beachten.

Achtung! Bei der Grünen Pfirsichblattlaus ist eine Resistenz gegenüber Pyrethroiden schon sehr weit verbreitet. Mit weiteren Spritzanwendungen in Kartoffeln wird sich diese noch weiter ausbreiten.

Beitrag aus dem Ratgeber Ökolandbau in der Ausgabe 24/2024

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