Kartoffeln beregnen: Linear- und Kreisberegnungsanlage überzeugt
In Brandenburg ist der Wassermangel allgegenwärtig. Die Agrargenossenschaft Wutzetz setzt auf ihre Linear- und Kreisberegnungsanlage für den Kartoffelanbau. Welche Vor- und Nachteile die Beregnungsanlage hat und für welche Betriebe sie sich lohnt.
Von Wolfgang Herklotz
Der Schlepper mit der angekuppelten Kartoffellegemaschine zieht eine Staubwolke hinter sich her. Obwohl es in den vergangenen Tagen mehrmals geregnet hat, ist der Boden schon wieder trocken. „Kein Wunder bei unseren sandigen Standorten“, meint Annette Brockmann. „Aber damit müssen wir leben, und wir können das auch!“
Wir stehen mit der Geschäftsführerin der Agrargenossenschaft Wutzetz auf dem Feld am Rande von Zootzen im brandenburgischen Landkreis Havelland. Bislang wuchsen hier Zwischenfrüchte, jetzt kommen Pflanzkartoffeln in den Boden. Dafür sorgt Renato Wildt, der darauf achtet, dass die Knollen der Sorte ‚Stärkeprofi‘ in exakt 33 cm Abstand und 12 cm Tiefe im Damm abgelegt werden. Annette Brockmann nutzt die Gelegenheit für eine kleine Messprobe. „Perfekt“, sagt sie nach einem kurzen Blick auf den Zollstock und schenkt Renato Wildt ein anerkennendes Lächeln.
Weiter geht es durch ein kleines Waldstück zu einem Roggenschlag. Obwohl Wildt im Betrieb für den Anbau und die Ernte von Kartoffeln zuständig ist, kommt er auf Wunsch der Chefin gern mit. Denn es steht nicht nur eine kleine Visite des Bestandes, sondern auch der hier stationierten Beregnungsanlage an. Sie wird auf diesem Standort zwar in diesem Jahr wohl kaum zum Einsatz kommen. Der Roggen hat sich gut entwickelt und von den Niederschlägen profitieren können, erklärt die Geschäftsführerin. „Aber bevor wir die Anlage in Betrieb nehmen, sehen wir regelmäßig nach dem Rechten.“ Weil der dafür zuständige Kollege an diesem Tag nicht vor Ort sein kann, springt der Kartoffelspezi kurzerhand ein. Vier Augen sehen eben mehr als zwei!
Kartoffeln beregnen: Düsen und „Löffel“ im Check
Sind alle Räder am Fahrwerk des Regners in Ordnung? Haben alle Reifen den nötigen Luftdruck? Renato Wildt prüft das eingehend und begutachtet auch mehrere Düsen, über die das Wasser verteilt wird, während Annette Brockmann einen der „Löffel“ löst. So werden die Spurstangen bezeichnet, die als Kontrolle für eine exakte rechtwinklige Ausrichtung beim Beregnen dienen, unvermeidlich für das Funktionieren der Anlage. Der kurze Check fällt positiv aus.
Theoretisch könnte es also „Wasser marsch“ heißen. Doch der Zeitpunkt, um die Kartoffeln zu beregnen, ist noch viel zu früh. Erst im Juni kommt normalerweise die Anlage zum Einsatz, abhängig natürlich von der Witterung. Bei extremer Frühjahrstrockenheit kann der Startschuss schon mal eher fallen. Doch ohne die Genehmigung durch die Untere Wasserbehörde sowie den Wasser- und Bodenverband läuft nichts, auch wenn die Genossenschaft über mehrere Brunnen verfügt. Diese sind einfach unverzichtbar, um auf den kargen Böden hier im nördlichen Havelland erfolgreich Pflanzenbau zu betreiben. Annette Brockmann erinnert sich an das Frühjahr 2020, das so trocken war wie lange nicht mehr. „Da mussten wir schon zum Kartoffellegen den Regner anstellen, weil wir sonst keine Dämme hätten formen können!“
Agrargenossenschaft Wutzetz: Zahlen und Fakten zum Betrieb
Die Agrargenossenschaft Wutzetz gehört zu den wenigen Betrieben in Brandenburg, die allen Widrigkeiten zum Trotz noch Kartoffelanbau betreiben, derzeit auf rund 80 ha. Auf etwa 830 ha stehen zudem Roggen, Triticale und Hülsenfrüchte unter Kultur. Außerdem werden circa 700 ha Grünland im Luchgebiet bewirtschaftet, das Aufwuchs für rund 400 Mutterkühe mitsamt Jungtieren bietet. Ursprünglich standen die Stärkekartoffeln sogar auf 140 ha auf dem Anbauplan, berichtet Annette Brockmann. „Doch dann hätten wir in weitere Technik investieren müssen, was mit vielen Fragezeichen verbunden war.“
Sie trat 2018 die Nachfolge ihres Vaters Jürgen an, der seit der Wende das Unternehmen geführt hatte. Die studierte Gartenbauwissenschaftlerin hatte bis zur Übernahme in einer landwirtschaftlichen Prüfanstalt in der Prignitz gearbeitet, doch die Entscheidung, ins Havelland zurückzukehren, war nicht nur dem väterlichen Wunsch geschuldet. „Ich bin hier aufgewachsen, und es reizte mich einfach, den so gut aufgestellten Betrieb weiterzuführen.“ Wozu unter anderem der Beschluss gehörte, den Kartoffelanbau zu reduzieren und auch den Anbau von Wintergerste und -raps einzustellen, weil diese Kulturen stark von Auswinterungen betroffen waren.
Ohne Beregnung keine Ertragsstabilität beim Kartoffelanbau
Als außerordentlich wichtig erwies sich die bereits von Jürgen Brockmann getroffene Entscheidung, in ein modernes Bewässerungssystem zu investieren. Es ermöglicht sowohl eine lineare als auch kreisförmige Beregnung. Wie Annette Brockmann konstatiert, sichert die von einem im südbrandenburgischen Niedergörsdorf ansässigen und mittlerweile international renommierten Unternehmen entwickelte Anlage eine effektive Verteilung des Wassers. „Wir haben in unserem Betrieb einen um 20 Prozent niedrigeren Verbrauch gegenüber der herkömmlichen Trommelberegnung festgestellt.“ Was natürlich in extrem trockenen Jahren ganz besonders zu Buche schlägt.
Allein in den vergangenen drei Jahren schwankten die Niederschläge zwischen 410 und 666 Millimetern pro Quadratzentimeter. Wobei für den Kartoffelanbau insbesondere die Monate von April bis August entscheidend sind, erklärt die Geschäftsführerin. Um einen durchschnittlichen Ertrag von 350 dt/ha zu erzielen, brauche es in besagtem Zeitraum einen Niederschlag von mindestens 280 mm/cm². Doch der stand in Wutzetz nur im vergangenen Jahr zu Buche, während es 2021 und 2022 lediglich 240 beziehungsweise 170 mm waren. „Ohne Beregnung ist da an eine Ertragsstabilität nicht zu denken“, betont Annette Brockmann.
Die Omega- und Kreisberegnungsanlage kommt auf eine stattliche Länge von 395 m und ist mit sieben Fahrwerken ausgestattet. Sie lässt sich nach Bedarf verziehen und schwenken, hat einen 16,76 m langen Überhang. Dadurch ist ein Einsatz an verschiedenen Standorten sowohl im linearen als auch im Kreisbetrieb möglich, um eine Fläche von insgesamt etwa 234 ha zu beregnen.
Beregnungsanlage: Das sind die Vor- und Nachteile
Von Vorteil erweist sich, dass die Wutzetzer Genossenschaft über arrondierte Flächen verfügt, zur Hälfte in eigenem Besitz. Dadurch lässt sich die Anlage in der Regel problemlos umsetzen, wenngleich gerade im Falle der Linearberegnung mit enormem Aufwand verbunden, wenn die schweren Schläuche bis zum nächstgelegenen Brunnen transportiert werden müssen.
Dem Vorteil, dass im Unterschied zum Kreisbetrieb die zu bewässernden Flächen optimal erfasst werden können, steht nach Auskunft der Geschäftsführerin allerdings auch ein Nachteil gegenüber: Um die Kartoffeln zu beregnen, muss auf der gesamten Länge ein etwa zehn Meter breiter Streifen für die Technik freigehalten werden.
Die Anlage wird per Computer gesteuert. Wenn es zu Störungen kommt, gibt es dank eines speziellen Moduls auch eine Info über das Smartphone. Wie Annette Brockmann einräumt, kommt es schon vor, dass die Anlage zu schnell läuft und damit punktuell weniger Wasser verteilt wird. Oder dass der Computer zwar registriert, dass der 90-Grad-Winkel nicht eingehalten wird, aber das Wasser dennoch weiter läuft. „Wir erleben immer wieder Überraschungen, das macht die Sache ziemlich spannend.“ Dennoch sehe sie keine Alternative zu der Anlage, zumal der Anbieter über einen zuverlässigen Service verfüge. Und sich der zuständige Mitarbeiter in der Genossenschaft schnell eingefuchst habe, um kleinere Störungen selbst zu beheben. „Manchmal reicht auch schon eine Ferndiagnose per Telefon, wenn beispielsweise nur eine Sicherung zu wechseln ist.“
Kartoffeln beregnen: Sparsamkeit steht obenan
Der Wasserverbrauch ist für den Betrieb natürlich ein erheblicher Kostenfaktor, auch wenn unterm Strich nur sieben Prozent zu bezahlen sind. Ein Großteil dessen, was über die Anlage verteilt wird, kommt ja wieder dem Boden und damit dem Grundwasser zugute, da nur ein geringer Teil verdunstet. Doch es kann schon vorkommen, dass wie im Jahre 2020 rund 150.000 m³ Wasser für das Beregnen der Kartoffeln verbraucht werden. Effizienter Umgang damit ist daher geboten. Wozu auch gehört, genau darauf zu achten, dass der Hahn rechtzeitig wieder zugedreht wird. Um ebenso Stress für die Pflanzen zu vermeiden, wenn das kalte Wasser auf heiße Bestände trifft. Denn das kann schnell Pilzkrankheiten zur Folge haben, meint Annette Brockmann. „Wir halten den Kartoffelanbau im Havelland hoch, das soll auch so bleiben!“
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