Emsland Group baut Kartoffelwerk in Hagenow

Die Hülle des neuen Kartoffelwerkes in Hagenow steht. (c) Gerd Rinas
Kartoffeln
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25 Millionen Euro investiert die Emsland Group in ein neues Kartoffelwerk in Hagenow. Dass der Markt wächst, zeigen Preiszuschläge, die das Unternehmen den Kartoffel-Anbauern bietet. Die Chance mit der Kartoffel die Fruchtfolge aufzulockern?

Von Gerd Rinas

Wenn es nach Christian Heinrich ginge,  würde die Kartoffelernte dieses Jahres schon im neuen Werk verarbeitet. „Wir sind Ende Januar mit den Bauarbeiten gestartet und wollten im Herbst fertig sein. Altlasten im Baugrund sorgen aber immer wieder für Verzögerungen“, stöhnt der Werkleiter der Mecklenburger Kartoffelveredlung GmbH in Hagenow.

Deutlicher Baufortschritt in Hagenow

Christian Heinrich ist Leiter des neuen Werks der Emsland Group in Hagenow. (c) Gerd Rinas

Dennoch ist der Baufortschritt der Kartoffelwerks in Hagenow an der Dr.-Raber-Straße 3, wo man 1970 mit der Produktion von Pommes und Flockenpüree begann,  nicht zu übersehen. Die Außenhülle für das neue Werk steht, der neue Maschinenpark mit den größten Püreewalzen weltweit,  Herzstück des neuen Werkes, ist montiert. Die gut zwei Dutzend Kartoffellagerzellen, die noch mehr Produktvariationen ermöglichen, sind ebenfalls schon an ihrem Platz. In der Blanchier- und Scheibenhalle warten hingegen noch Teile der Lüftungsanlage, die eingebaut werden müssen.

Das neue Kartoffelwerk in Hagenow wird bei laufender Püreeproduktion hochgezogen. Auch nach Fertigstellung der Werkshallen werden in den alten Gebäuden Knollen verarbeitet. Seit dem Geschäftsjahr 2012/2013 ist die Mecklenburger Kartoffelveredlung GmbH Teil der Emsland Food GmbH. Für den Bau des neuen Werkes investiert die Emsland Group rund 25 Millionen Euro in Hagenow.

Püree-Flocken sind Ausgangsprodukt für viele andere Erzeugnisse, etwa für Kroketten, Gnocchi und Chips. „Viele kennen Chips nur geschnitten und frittiert. Es gibt sie aber auch gebacken. Daraus werden Kesselchips, mit weniger Fett. Der Markt für Chips wächst jährlich um bis zu sechs Prozent. Wenn wir darauf nicht reagieren, machen das andere“, sagt Heinrich.

Die Entscheidung, in Hagenow zu investieren, ist wohlüberlegt. In der Emsland Group sieht man für den Kartoffelanbau in der Region und in Mecklenburg-Vorpommern sehr gute Voraussetzungen. Zu DDR-Zeiten wurden hier auf über 72.000 ha LF Kartoffeln angebaut, jetzt sind es noch etwa 13.000 ha. „Das Potenzial ist lange nicht erschöpft“, glaubt Heinrich.

Auch die Kartoffelbunker sind schon aufgestellt. (c) Gerd Rinas

Von 150.000 auf 300.000 Tonnen

Bisher werden in Hagenow jährlich etwa 150.000 t Kartoffeln veredelt. Mit dem neuen Werk soll sich die Verarbeitung verdoppeln.  40 % der Knollen kommen bisher von 38 Landwirten aus MV, 60 % von etwa 110 Lieferanten aus Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Zwar liefern die einzelnen Erzeuger aus MV mit bis zu 2.000 t Knollen große Mengen. Bei der Zahl der Lieferanten und der Liefermenge sei noch „viel Luft nach oben“, schätzen Christian Heinrich und der Leiter Rohstoffeinkauf, Michael Miehe, ein.

Zwei Entwicklungen könnten sich positiv auswirken. Zum einen suchen immer mehr Landwirte nach zum Teil enttäuschenden Erträgen bei Raps und Weizen nach Anbaualternativen. Düngungsauflagen in den „roten Gebieten“ und Vorschläge im Agrarumweltpaket der Bundesregierung für weitere Beschränkungen, etwa beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten, könnten Landwirte weiter in Bedrängnis bringen. Wissenschaftler und Berater empfehlen vor allem in Gunstregionen mit intensiver Getreide- und Rapsproduktion, die Fruchtfolgen aufzulockern, auch um Nitratbelastungen im Grundwasser abzubauen.

Christian Heinrich räumt ein, dass die Entscheidung beim Landwirt dennoch gut überlegt sein will. „Damit sind Veränderungen im Betrieb verbunden, unter Umständen die Zusammenarbeit mit einem Lohnunternehmer, die Kooperation mit anderen Landwirten, Investitionen in Pflanz- und Rodetechnik, Lagerung und Beregnung. „Trotzdem sollten Landwirte die Sache sorgfältig prüfen“, findet Heinrich.

Die Zahl der Annahmen wurde auf sieben erhöht. Die Wartezeit für Lieferanten soll sich auf maximal 30 Minuten verkürzen. (c) Gerd Rinas

Gute preise für kartoffeln

Ein Grund: Die Kartoffelpreise sind gut, und es gibt zusätzliche finanzielle Anreize für Lieferanten. „70 Prozent des Preises werden nach Grundpreistabelle und Stärkegehalt gezahlt“, erläutert Michael Miehe. Dazu kommen ein Transportzuschlag von 6 Cent pro Kilometer und Tonne (einfache Tour) sowie Qualitätszuschläge. 2018 hatte die Emsland Group zudem besondere Maßnahmen eingeleitet, um Landwirte mit schlechten Erträgen nach der Trockenheit zu unterstützen.

Ein weiterer Grund: Die Landesregierung fördert die Aufbereitung und Lagerung von Kartoffeln, den Kauf von Beregnungstechnik und die Errichtung von Brunnen, unterirdischen Bewässerungsleitungen und wassersparenden Regnern sowie von Maschinen zur mechanischen Unkrautbekämpfung mit 20 % des förderfähigen (Netto-)Investitionsvolumens. Bisher machten von diesen Förderprogrammen vor allem Lieferanten Gebrauch, die ihre Kartoffelproduktion erweitern wollen. „In letzter Zeit häufen sich aber die Anrufe von Landwirten, die sich nach den Konditionen für die Vertragsproduktion oder den Kauf von Aktien und Lieferrechten erkundigen“, so Werkleiter Heinrich.

Mehrere Landwirte in der Umgebung sind in die Kartoffelproduktion eingestiegen. Als neuen Partner konnten das Kartoffelwerk Hagenow erst kürzlich die Erzeugergemeinschaft „Qualitätskartoffeln Vorpommern“ begrüßen. „Wir werden in dieser Kampagne 6.000 t nach Hagenow liefern. Für diese Menge hat die Erzeugergemeinschaft Aktien erworben. Die Konditionen stimmen. Wir können uns eine längerfristige Zusammenarbeit vorstellen“, lässt Geschäftsführer Hans-Jürgen Mausolf durchblicken.