Leindotteraussaat

Leindotter: Die ersten fünf Hektar

Leindotteranbau bei der SAG-Schorfheider Agrar GmbH (c) Sabine Rübensaat
Ackerbau
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Der Anbau von Leindotter als Hauptkultur ist noch nicht sehr weit verbreitet. Doch es werden Anbauer gesucht. Die SAG-Schorfheider Agrar-GmbH wagt einen Praxisversuch mit der Ölpflanze.

Von Erik Pilgermann

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein Versuch garantiert noch keinen Erfolg. Doch deshalb im Stillstand zu verharren, ist für Olaf Pieper, einen der beiden Geschäftsführer der SAG-Schorfheider Agrar-GmbH im brandenburgischen Groß Schönebeck, keine Option. Im Gegenteil. „Wir wirtschaften auf Sandboden mit durchschnittlich 23 Bodenpunkten und ausgeprägter Vorsommertrockenheit. Da gibt es kein Pardon bei der Feldwirtschaft“, so Olaf Pieper. Das ist auch der Grund, warum Anbau und Investitionsentscheidungen äußerst genau geprüft werden, bevor „der Hebel umgelegt wird“.

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Welches Potenzial hat Leindotter?

Von den äußeren Bedingungen zur Sparsamkeit verpflichtet, ist man bei der SAG deshalb immer auf der Suche nach passenden Kulturen für die Fruchtfolge. Diese ist zwar mit 15 bis 18 Gliedern sehr weit, doch neben allem Umwelt- und Insektenschutz muss auch in Groß Schönebeck Geld verdient werden. Aus diesem Grund wird seit ein paar Jahren auch kein Raps mehr angebaut. Die Kosten für Saatgut und Bestandespflege standen in keinem Verhältnis mehr zu den Erlösen.

Olaf Pieper und seine Kollegen sind deshalb immer auf der Suche nach Möglichkeiten der Optimierung und nach lukrativen Anbaualternativen für ihre Flächen. Eine Alternative könnte zukünftig der Leindotter sein. Zumindest, wenn man dem Aufruf der Firma DAW Glauben schenkt. Die DAW, zu der unter anderem die bekannten Marken Alpinaweiß und Caparol gehören und das Partnerunternehmen Worlée Chemie, setzen auf nachwachsende Rohstoffe wie Leindotter. Diese Kultur bietet Bienen und anderen Bestäubern Futter in einer Zeit, in der das Blütenangebot ansonsten gering ist. Leindotter hat als sogenannte Low-Input-Pflanze einen minimalen Düngemittelbedarf und Pflanzenschutzaufwand.

Gleichzeitig ist Leindotteröl ein sehr wichtiger Rohstoff für das Unternehmen. Beide Unternehmen verfolgen deshalb das Ziel, den heimischen Leindotteranbau auszuweiten und suchen Betriebe in Nord- und Ostdeutschland, die Leindotter als Mischfrucht zum Beispiel mit Erbsen, auf marginalen Standorten (unter 25 BP) oder als Zweitfrucht nach GPS-Getreide anbauen.

Bildergalerie: Leindotteraussaat

Endlich kann es losgehen … Tobias Schubart füllt das Leindottersaatgut in den Tank der Drillkombi (c) Sabine Rübensaat

Keine Aussaat ohne Abdrehen. Tobias Droeger (r.) platziert den Auffangbehälter. Nach dem Wiegen kalibriert sich die Drille selbst. (c) Sabine Rübensaat

(c) Sabine Rübensaat

Leindotter: Holpriger Start beim Praxisversuch

Per Definition also perfekte Voraussetzungen für die Groß Schönebecker Bedingungen. Dr. Katharina Spethmann, Leindotterspezialistin im Auftrag der DAW, nahm deshalb Kontakt auf, und, begleitet von der Bauernzeitung wurde ein Versuchsanbau vereinbart. Fünf Hektar sollten es für den Anfang werden.

Geplant war, Leindotter sowohl im Mischanbau mit Erbsen als auch in Reinsaat anzubauen. Genug Erbsenfläche war grundsätzlich vorhanden, da die SAG Futtererbsen alljährlich in größerem Umfang anbaut. Verwertet werden die Futtererbsen dann als Eiweißkomponente in der Ration der Mastrinder.

Und dann kam ein kaltes Frühjahr staubtrocken um die Ecke. Die Erbsen wurden noch einigermaßen termingerecht ausgesät und lagen geduldig in der Erde. Immer wieder sackten die Nachttemperaturen deutlich unter Null, sodass die Groß Schönebecker mit der Aussaat des Leindotters in die Erbsen warteten. Zwar ist Leindotter spätfrostverträglich, doch noch nicht als Keimpflanze. Kurz vor Ostern sollte die Aussaat endlich losgehen, um noch rechtzeitig vor dem Wachstumsbeginn der Erbsen den Leindotter in die Erde zu bekommen.

Leindotter aussäen: Das gilt es zu beachten

Anbautelegramme und wissenschaftliche Literatur zu Leindotter empfehlen eine Aussaat im März oder Anfang April. Das Saatbett soll feinkrümelig sein und die Ablage des Korns so flach wie möglich, maximal zwei Zentimeter tief erfolgen.

Hinsichtlich der Ablagetiefe des Korns haben Erfahrungen gezeigt, dass eine tiefere Saatablage als circa 1,5 cm zu einem ungleichmäßigen Auflaufen geführt hat. Nach der Aussaat wird Anwalzen empfohlen. Als Aussaatstärke wird für Leindotter in Reinfrucht 5–7 kg/ha, im Mischfruchtanbau (beispielsweise mit Erbsen) 2–3 kg/ha empfohlen.

Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung beim Leindotter

Als Pflanzenschutzmittel sind derzeit Butisan und Fusilade für den Leindotteranbau zugelassen. Bei schneller Jugendentwicklung des Leindotters ist ein Herbizideinsatz nicht notwendig. Im Mischfruchtanbau ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark eingeschränkt. So wird derzeit nur Stomp Aqua (Zulassungsende 30. Juni 2022, Verlängerung erwartet) eingesetzt.

Schädlinge sind in den seltensten Fällen bekämpfungswürdig. Was auf gar keinen Fall funktioniert, ist der Einsatz von Clomazone. Auch andere Rapsherbizide verursachen massive Spritzschäden. Die gute Nachricht dabei: Da Leindotter wirklich sehr wenig Herbizide verträgt, stellt er in der Fruchtfolge kein Problem dar. Er kann aus der Folgefrucht leicht „herausgespritzt“ werden. Als Ertragserwartungen werden in der Literatur 15–25 dt/ha angegeben. Bei 20 dt/ha Ertrag liegt der N-Bedarfswert bei circa 110 kg/ha, bei niedrigeren Erträgen entsprechend geringer.

Leindotter ernten: So gelingt die Ernte

Die Ernte sollte bei Aussaat im März/Anfang April im August im Mähdrusch erfolgen. Der Leindotter ist relativ platzfest. Nicht zu vergessen ist die Ernte-Logistik. Es gibt Landwirtschaftsbetriebe, die das Erntegemisch aus Erbsen und Leindotter selbst trennen und den Leindotter selbst reinigen.

Die Baro Lagerhaus GmbH & Co. KG in Pritzwalk im Norden Brandenburgs erfasst, trennt und reinigt zentral. Die LDL Klamroth im Harz trennt und reinigt ebenfalls Ernteware. Wessen Flächen zu weit von Pritzwalk und Harz entfernt sind, für den macht der Mischfruchtanbau sicher nur dann Sinn, wenn er selbst oder ein nahegelegener Betrieb die Mischung trennen kann.

Der Betrieb von Martin Schulze aus Dolgelin bei Frankfurt/Oder hat diese Möglichkeit. Bereits im Februar bereitete er mit seiner Petkus-Anlage und einem Tischsortierer gut sechs Tonnen Saatgut auf. „Wir benutzen die Anlage hauptsächlich, um unsere Sonderkulturen wie zum Beispiel Waldstaudenroggen marktfertig aufzubereiten. Leindotter haben wir zum ersten Mal damit aufbereitet“, so der Landwirt.

Leindotter: So hoch sind die Saatgutkosten

Acht Landwirte haben so direkt von ihm das Saatgut bekommen. Der Rest wurde von der DAW verteilt. Dort können Landwirte das Saatgut bestellen. Die Saatgutkosten liegen unter 20 €/ha. Das Saatgut wurde 2022 von der DAW gestellt. Interessant macht die Kultur auch die Tatsache, dass kein Sortenschutz besteht und es so selbst nachgebaut werden kann. Die Ertragserwartungen liegen bei rund 0,5–1,0 t/ha im Mischfruchtanbau zusätzlich zum Leguminosenertrag und etwa 1,0–1,5 t/ha beim Reinanbau an marginalen Standorten.

Bildergalerie: Saatgutreinigung und -trennung

Leindotter Saatgutreinigung, Petkus-Anlage

Saatgutreinigung bei Familie Schulze in Dolgelin. Mit der Pektus-Anlage reinigt Martin Schulze nicht nur Leindotter, sondern er bereitet auch das Erntegut seines Waldstaudenroggens so auf. (c) Sabine Rübensaat

Martin Schulze an der Petkus-Anlage. (c) Sabine Rübensaat

Begutachtung, Martin Schulze mit Sohn und Dr. Katharina Spethmann

Vater und Sohn begutachten gemeinsam mit Dr. Katharina Spethmann das Ergebnis. (c) Sabine Rübensaat

Abgang und Saatware

Abgang und Saatware. (c) Sabine Rübensaat

Abtrennung Erbsen

David und Goliath. Zuerst müssen die Erbsen abgetrennt werden. (c) Sabine Rübensaat

Samen des Gänsefußes

Und du bist raus. Samen des Gänsefußes. (c) Sabine Rübensaat

Bunte Ausgangsmischung mit Unkrautbesatz

Bunte Ausgangsmischung mit Unkrautbesatz. (c) Sabine Rübensaat

Abgang, Rohware und Saatware

Abgang (l.), Rohware (M.) und Saatware (r.). (c) Sabine Rübensaat

Vergütung und Vertrag

Ziel ist es, den Leindotter im Vertragsanbau zu produzieren. Laut der DAW und Worlee liegt der Mindestpreis pro Tonne Ernteware derzeit bei 500 €. Liegt der Rapspreis zur Ernte höher, wird der Leindotterpreis angepasst. Es gibt keine Mindestmengen pro Hektar. Viel wichtiger sei den Unternehmen ein verlässliches Verhältnis zwischen Anbauern und abnehmenden Betrieben. Man wolle nämlich in den nächsten Jahren die Anbaufläche noch deutlich erhöhen.

Soweit ist man in Groß Schönebeck noch nicht. Zumal nicht nur das Wetter etwas gegen eine pünktliche Aussaat „nach Lehrbuch“ hatte. Als die Erbsen nämlich ausgedrillt waren, brach eine Welle eines Keilringwalzenelements glatt durch. Immer ärgerlich, wurde es in diesem Jahr aber besonders lästig, denn entgegen aller Zusagen und Versprechungen des Herstellers war die Ersatzwelle auch drei Wochen nach Bestellung nicht „im Briefkasten“. Schließlich ließ der Betrieb eine Welle bei einem Fachbetrieb, der BLT, in der Nähe anfertigen. Dienstag nach Ostern endlich konnte es losgehen. Leider waren die Erbsen, die für den Mischanbau vorgesehen waren, inzwischen so groß, dass eine zweite Aussaatrunde ausfiel und der Praxisversuch sich in diesem Jahr auf den Anbau in Reinsaat beschränken muss.

Praxisversuch: Wie es mit dem Leindotter weitergeht

Olaf Pieper bleibt trotzdem gespannt auf das Ergebnis. „Wir müssen damit umgehen, dass bei uns der Frühling und Vorsommer über Erfolg und Misserfolg eines Bestandes entscheidet. Umso schöner wäre es, wenn wir mit dem Leindotter eine Kultur in die Fruchtfolge eingliedern könnten, die mit unseren widrigen Bedingungen umgehen kann.“ Martin Schulze fügt hinzu: „Es bleibt spannend. Wir haben zwar die Aussaat termingerecht geschafft. Doch dann war es zum Auflaufen zu trocken und schließlich kam es zu Verwehungen in den Reihen, die die Keimpflänzchen mit viel Mühe durchwachsen müssen.“

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Stefan (l.) und Carsten Schulze (r.) bauen seit drei Jahren Leindotter auf dem elterlichen Betrieb in Dolgelin im Landkreis Märkisch Oderland an.
Stefan (l.) und Carsten Schulze (r.) bauen seit drei Jahren Leindotter auf dem elterlichen Betrieb in Dolgelin im Landkreis Märkisch Oderland an. (c) Sabine Rübensaat


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