Maiszünsler biologisch bekämpfen
Noch steht die Aussaat bevor. Doch bald droht den Maisbeständen wieder Gefahr durch den Maiszünsler. Durch die Weiterentwicklung eines Lohnunternehmers wird die biologische Bekämpfung vereinfacht.
Von Barbara Ilse
Die Raupen des Maiszünslers können erhebliche Schäden an den Maispflanzen verursachen. Sie überwintern in den Maisstoppeln und verpuppen sich im Frühjahr. Die Falter schlüpfen im Mai und die nächste Generation, pro Falter etwa 500 Insektenlarven, kann sich im Frühjahr über den nächsten frischen Mais hermachen.
Sie bohren sich durch Stängel, Blüten und Kolben, schwächen den Stängel, der dann oft abbricht. Es wird geschätzt, dass weltweit etwa vier Prozent der jährlichen Maisernte durch diese bis zu zwei Zentimeter langen Schädlingsraupen zerstört werden.
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Verbreitung durch den Klimawandel
Der Maiszünsler braucht zur Entwicklung Wärme und so wandert der ursprünglich eher in Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, sowie in Teilen Asiens vorkommende Schädling aufgrund der Klimaerwärmung nun in Richtung Norden voran. Um den teilweise auftretenden Massenvermehrungen Herr zu werden, setzt man in Ungarn zum Beispiel auf Insektizide. Das Land Baden-Württemberg beispielsweise fördert Maßnahmen gegen den Zünsler.
Dabei setzt man auf biologische Bekämpfung: Mit speziellen Drohnen werden Zellstoffkugeln mit Schlupfwespen (Trichogramma) in verschiedenen Entwicklungsstadien auf die betroffenen Felder ausgebracht. Pro Kugel sind das etwa 1.000 Schlupfwespen. Diese mögen die Eigelege des Maiszünslers zum Fressen gern – sie parasitieren diese.
Maiszünsler effektiv bekämpfen
Die niedersächsische Firma Biocare GmbH züchtet Schlupfwespen für den deutschen Markt, stellt die Schlupfwespenkugeln und die Kugelwerfer her und fand in Sachsen-Anhalt die Blunk GmbH in Vahldorf als Vertriebspartner. Das ursprünglich aus Schleswig-Holstein kommende Lohnunternehmen hat mittlerweile fünf Standorte. Am Standort Vahldorf bei Haldensleben in Sachsen-Anhalt beschäftigte sich der Fachmann für Agrartechnik, Helge Witt, seit 2021 mit dem Thema Maiszünslerbekämpfung.
Die Biocare-Drohne schafft es zwar, auf ziemlich großer Fläche die pro Hektar nötigen rund 1.000 Kugeln auszubringen. Aber es dauert relativ lange und kostet somit zu viel. Witt probiert und grübelt: „Das Problem ist, dass der Mais zur günstigen Maiszünslerbekämpfungszeit im Juni/Juli bereits 1,20 bis 1,80 Meter hoch ist. Traktoren machen dann auf jeden Fall Schaden an den Pflanzen.“
Ausbringung mit der Pflanzenschutzspritze
Aber der Spezialist kennt sich aus mit Pflanzenschutztechnik und verbaute zwei der Kugelwerfer am Spritzgestänge auf einen höhen- und spurverstellbaren Horsch Leeb VL. Die selbstfahrende Pflanzenspritze gewährleistet, dass rechtzeitig vor dem Höhepunkt des Maiszünslerflugs die Bestände flächendeckend mit Trichogrammakugeln behandelt werden können.
Die bis auf zwei Meter hochfahrbare Spritze kann ihre Arme links und rechts auf jeweils 26 m aufklappen, hat also eine Arbeitsbreite von insgesamt 52 m. Bei Arbeitsgeschwindigkeiten von 15–20 km/h schafft sie das pneumatische Auswerfen der Kugeln auf 20 ha/h. Die Kosten für den Landwirt belaufen sich dabei auf 25 €/ha. Hinzu kommen die Kosten für die Kugeln, welche je nach Befall zwischen 37–55 €/ha liegen.
In Sachsen-Anhalt haben Blunk-Mitarbeiter dieses Verfahren schon auf mehreren hundert Hektar erfolgreich eingesetzt und das Verfahren mit ihren Erfahrungen nun noch einmal verfeinert. Grundlage für die Bekämpfung der Raupen des kleinen Falters ist ein Monitoring im Juni. Dafür werden Lichtfallen eingesetzt, die aus einer Leuchtstoffröhre und einem Fangnetz bestehen. „Wenn weibliche Schmetterlinge im Netz sind, sollte eine Bekämpfung gestartet werden“ empfiehlt Helge Witt. Auch die Ausbringzeit und Kugelmenge werde danach festgelegt.
Gute Ackerhygiene ist die beste Vorbeugung
Am 23. Juni 2022 wurde zum Beispiel in Bernburg der erste Maiszünsler gesichtet, weiß Witt. Dort sei das Problem bereits vordringlich, aber auch auf Feldern um Wanzleben und Oschersleben halte der Maiszünsler Einzug. Witt hat deshalb auch nur noch wenig Hoffnung, dass das Thema Maiszünsler an den Bauern der Region vorbeischramme.
Sie könnten aber selbst einiges tun, um der Vermehrung wenigstens Einhalt zu gebieten. Fachmann Witt nennt es „fehlende Hygiene im Ackerbau“, wenn die Maisstoppeln zu hoch oder nur abgeknickt sind. Sein Tipp: „Die Maisstängel sollten unbedingt unter dem ersten Knoten gehäckselt und anschließend beim Mulchen zerstört werden.“
Und je mehr Landwirte sich daran beteiligten, umso wirksamer seien die Maßnahmen. Witt wünscht sich, dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt werde und dass die betroffenen Landwirte Unterstützung bekämen.