Interview

Plattform Bienenwanderung: „Redet miteinander!“

Die Plattform Bienenwanderung.de will Landwirte und Imker zusammenbringen, um die Ertragsvorteile durch Bestäubung zu sichern. (c) Catrin Hahn
Ackerbau
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Seit vier Jahren existiert die Webseite www.bienenwanderung.de. Sie will ein Treffpunkt für Landwirte, Obstbauern und Imker sein. Initiator Ronald Wenzel erklärt die Beweggründe für die Plattform.

Die Fragen stellte Wolfgang Herklotz

Seit vier Jahren gibt es die Webseite www.bienenwanderung. de. Wer soll damit angesprochen werden?
Wir haben die Webseite aufgebaut, um eine Plattform für Landwirte, Obstbauern und Imker zu schaffen. Sie können sich hier treffen, um Bestäubungsleistungen zu verabreden. Die Landwirte und Obstbauern können sich auf den Informationsseiten informieren, wie viele Bienenvölker oder Wildbienen für ihre Trachten empfohlen werden und können diese direkt anfragen. Die Imker sehen diese Anfragen und können sich darauf bewerben. Der Landwirt entscheidet dann, wer zu ihm kommen kann, das können auch mehrere Imker sein. Die Plattform ist sowohl für Landwirte und Obstbauern als auch für Imker kostenlos. Alle Parteien können kennzeichnen, wenn sie über Biolabel zertifiziert sind.

Über die integrierte Kommunikationsmöglichkeit via Chat können sich angemeldete Interessenten austauschen. Die Nachrichten gehen beim angeschriebenen Partner direkt auf das Smartphone.

Was würden Sie den Landwirten empfehlen?
Dass sie unbedingt die Artikel zu den einzelnen Trachten auf der Webseite durchlesen sollten. Es ist eine Zusammenfassung und Übersetzungen von wissenschaftlichen Beiträgen aus Deutschland und der ganzen Welt, reduziert auf eine übersichtliche Informationsmenge.

Viele Landwirte, mit denen wir uns ausgetauscht haben, schätzen den erforderlichen Völkerbedarf zu niedrig und auch den Effekt zu niedrig ein. Wenn wir berichten, dass bei Raps eine Ertragssteigerung von über 30 Prozent möglich ist, dann setzt das den Einsatz von etwa vier Bienenvölkern pro Hektar voraus. Viele Landwirte haben uns aber berichtet, dass sie nur ungefähr ein Bienenvolk pro Hektar eingesetzt und eigentlich keinen großen Effekt bemerkt haben. Die Möglichkeit, über zusätzliche Insektenbestäubung Ertrag und Qualität der Ernte zu steigern, ist nicht ausreichend bekannt oder wird als nicht lohnend oder als zu aufwendig eingeschätzt.

In anderen Agrarländern wird die Bestäubung deutlich intensiver als ertragssteigernde Maßnahme genutzt, darunter in Kanada, Neuseeland, den USA, Frankreich, England und Österreich.

Ronald Wenzel
Ronald Wenzel aus Falkenhagen (Landkreis MärkischOderland) ist Initiator der Plattform Bienen- wanderung.de. (c) Ronald Wenzel

Wie funktioniert das mit den Obstbauern?
Diese sind mit dem Thema Insektenbestäubung sehr gut vertraut, weil das für den Obstbau notwendig ist. Deshalb sind nicht sehr viele Obstbauern auf der Webseite vertreten. Allerdings können auch sie gern die Chatfunktion unserer Webseite nutzen, selbst wenn sie keine neuen Bestäuber suchen. Die Funktion ist sehr nützlich zur Kommunikation mit den Imkern, um die Wanderung zu verabreden oder um sich während der Tracht auszutauschen, zum Beispiel über anstehende Pflanzenschutzmaßnahmen. Der Obstbauer kann mit einer ausgesandten Information zeitgleich alle angewanderten Imker erreichen und über anstehende Maßnahmen informieren. Dabei kann er erkennen, wer seine Nachricht gelesen hat oder wen er zusätzlich anrufen muss. Gerade über diese Funktion haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen.

Welches ist die wichtigste Tracht, für die die Webseite genutzt wird?
Das ist eindeutig der Winterraps. Allerdings wird nicht für jede Anbaufläche Bestäubungsleistung angefordert, weil einige Landwirte den Effekt der Insektenbestäubung unterschätzen. Andere wollen sich die Kommunikation mit den Imkern sparen und das Risiko nicht eingehen, dass nach der Tracht gegebenenfalls Rückstände im Honig gefunden werden könnten.

Raps ist eine sehr zuverlässige Tracht, die eine große Menge Honig bringen kann. Allerdings ist er auch sehr pflegebedürftig, und es müssen in der Regel Pflanzenschutzmaßnahmen während der Blütezeit durchgeführt werden. Das führt häufig zu Unmut bei den Imkern, der dann gegenüber den Landwirten geäußert wird.

Was möchten Sie speziell unseren Lesern noch mitgeben?
Mein Ratschlag an Landwirte, Obstbauern und Imker: Redet miteinander! Beide Partner haben Vorteile von der zusätzlichen Insektenbestäubung. Nur durch Kommunikation können Informationen ausgetauscht werden, die für eine angenehme Zusammenarbeit erforderlich sind. Für diese Kommunikation kann gern die Chatfunktion des Portals genutzt werden.

Sind auch Erwerbsimker auf der Webseite vertreten?
Ja, auch sie sind hier vertreten und beteiligen sich an der Wanderung. Erwerbsimker mit großen Völkerzahlen sind diejenigen, die auch über größere Entfernungen anwandern. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Erwerbsimker sehr zeitig die Wanderungen planen und von den Erlösen leben müssen. Deshalb werden sie einen gesicherten Honigertrag oder eine Bestäubungsprämie brauchen, damit sich die Wanderung rechnet. Diese Kalkulationen machen Freizeitimker nicht. Allerdings kommen die Erwerbsimker dann in der Regel mit großen Völkerzahlen, sehr zum Nutzen der Landwirte.
Auf der Webseite werden auch Wildbienen angeboten, die insbesondere für Obstbauern, aber auch für Gärtner sehr vorteilhaft sind.

Was finden unsere Leser noch auf der Webseite?
Alle Informationen sind frei zugänglich. Es gibt eine Beschreibung der 18 wichtigsten landwirtschaftlichen Trachten mit Erläuterung der Bestäubungsbiologie, der Anzahl der notwendigen Bienenvölker und zu erwartender Mehrerträge. Es werden die wichtigsten Bestäuber beschrieben: die Honigbiene, elf Hummelarten jeweils mit Bildern und ca. 90 Wildbienenarten, die meisten mit Bildern. Es gibt viel mehr Wildbienenarten, aber auf der Webseite werden nur Arten beschrieben, die auch in landwirtschaftliche oder obstbauliche Trachten fliegen.

Darüber hinaus wird das Projekt Schulinsektenhaus beschrieben. Dafür wurden an viele Schulen im Bundesgebiet Insektenhotels verschickt, etwa 320 Schulen haben diese zur Uni Freiburg zurückgeschickt, wo die eingenisteten Wildbienen ausgewertet werden. Dadurch kann ermittelt werden, wie die Verbreitung der Wildbienen in Deutschland gegenwärtig aussieht. Es gibt eine Auswertung „Pollenanalyse“, die vom Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf seit 15 Jahren zusammengetragen wurde. In Vorbereitung ist derzeit eine buchbare Webseite für Imkervereine.


Kontaktdaten von Ronald Wenzel:
Tel. (01 70) 2 21 65 50
ronald@bienenwanderung.de