Der Zucker wird unter dem Durchschnitt liegen
In diesem Jahr werden vielerorts Rübenerträge erzielt, die gut 25 Prozent über dem Niveau der vergangenen Jahre liegen. Überdurchschnittlich waren diesmal aber auch die Blattkrankheiten.
Von Christian Beyer, Verband Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer
Bereits nach der ersten Proberodung Anfang August bestätigten sich die überdurchschnittlichen Ernteaussichten. Allerdings konnte man bis Mitte Juli maximal von einer durchschnittlichen Ernte ausgehen. Die großen Regenmengen der Monate Juli und August, ohne die extremen Hitzeperioden der Vorjahre, spiegelten sich dann im Rübenwachstum wider.
Gleichzeitig liegen die Zuckergehalte vielerorts durch das starke Massewachstum, die fehlende Sonneneinstrahlung sowie das niedrige Temperaturniveau noch deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnittswert. Dennoch wird die überwiegende Mehrheit der Rübenanbauer deutlich mehr Zucker pro Hektar ernten als in den Vorjahren.
Mehr Blattkrankheiten
Die für das Rübenwachstum sehr förderliche Witterung ab Ende Juli unterstützte allerdings ebenfalls die Entwicklung verschiedener Blattkrankheiten im Verbandsgebiet. Typischerweise ist der Befallsdruck durch pilzliche Pathogene in der Region gering. In diesem Jahr zeigen allerdings viele Bestände deutliche Symptome. Sowohl von den Flächenanteilen als auch mit Blick auf die negativen Ertragseffekte findet sich die Cercospora-Blattfleckenkrankheit am häufigsten, wobei sich die Befallshäufigkeit bei weiterhin geringer Befallstärke erst ab Mitte August nennenswert steigerte.
Start frei für die Zuckerrüben
Nach der Aussaat und den Herbizidmaßnahmen gilt es nun die Virusvektoren im Blick zu behalten. Schwarze Bohnenlaus und Grüne Pfirsichblattlaus breiten sich sonst zu stark aus. mehr
Eine Woche früher als im Vorjahr startete die Verarbeitung von Zuckerrüben im Werk Zeitz. Die Ernteschätzung in Höhe von 80 t/ha aus der 35. Kalenderwoche ließ für Zeitz eine rechnerische Verarbeitungsdauer von 153 Tagen erwarten, was einen sehr frühen Kampagnebeginn vertretbar, aber auch notwendig macht. Die nachfolgende Proberodung bestätigte diese Entscheidung ebenfalls. Allerdings stellt ein derart früher Beginn der Kampagne alle Beteiligten vor unerwartete logistische Herausforderungen. Angefangen bei der Verfügbarkeit von Roderfahrern bis hin zur Bereitstellung der notwendigen Transportkapazitäten.
Rübenerträge: Kampagne mit Rekord?
Nach über 15 Kampagnetagen lässt sich feststellen, dass die Rübenversorgung stets gewährleistet war. Nach den ergiebigen Regenfällen im Monat August führte der Wetterumschwung mit deutlichem Hochdruckeinfluss Anfang September zu überwiegend guten Rode- und Abfuhrbedingungen. Die Gesamtabzüge liegen dementsprechend nur leicht über dem Niveau der trockenen Vorjahre.
Die ersten Praxisergebnisse bestätigen die überdurchschnittliche Ertragserwartung bei unterdurchschnittlichen Zuckergehalten. Ende September erntet der Landwirt Stephan Frank seine Zuckerrüben von über 25 ha Anbaufläche vor den Toren der Stadt Zeitz. Dabei setzt der Marktfruchtbetrieb seit wenigen Jahren wieder auf eigene Technik und eine bodenschonende Arbeitsweise. Bis auf die Zuckerrübe werden sämtliche Kulturen im Direktsaatverfahren angebaut.
Vorrangig Direktsaat
Lediglich zur Zuckerrübe erfolgt eine flache Bodenbearbeitung im Frühjahr, um das Saatbett gut vorzubereiten. Die Besonderheit im vorgestellten Betrieb liegt allerdings nicht in der Direktsaat, sondern in der Ernte im absetzigen Verfahren. Statt eines Roders mit Bunker kommt ein schleppergezogenes Rodeaggregat sowie ein Reinigungs- und Ladebunker zum Einsatz. Natürlich handelt es sich dabei nicht um eine Neuerfindung des Landwirts, im Gegenteil, dieses war viele Jahre ein etabliertes Verfahren. Allerdings haben sich seither die kombinierten Maschinen, vorrangig Selbstfahrer, aus arbeitswirtschaftlichen Gründen durchgesetzt. Im Verbandsgebiet nutzt kein weiterer Betrieb dieses Verfahren.
Passende Arbeitsabläufe
Abgesehen vom Arbeitskräftebedarf bietet das System allerdings zwei wesentliche Vorteile. Stephan Frank hebt zuallererst die Bodenschonung durch deutlich geringere Radlasten hervor. Aus seiner Erfahrung schmälert diesen Vorteil auch die zweite Überfahrt nicht. Daneben können die Rüben nach der Rodung im Schwad abtrocknen, wodurch sich die Reinigungsleistung bei der nachfolgenden Aufnahme erhöht. Betriebsindividuell erscheint das Verfahren auch aus Sicht der Rodekosten für den vorgestellten Betrieb attraktiv. Mangels Nachfrage beschäftigen sich allerdings kaum europäische Hersteller mit der Weiterentwicklung sowie dem Bau entsprechender Technik, was einen Neukauf erschwert.
Landwirt Stephan Frank war nach der Frührodung seiner Rüben bereits Ende September mit der Ernte durch. Sein Rübenertrag lag mit 780 dt/ha im Bereich der Schätzung. Für ihn ist es damit ein Jahr mit einem normalen Ertrag. Erfreulich gering war der Schmutzabzug im Werk. Er betrug nur knapp zwei Prozent.